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DIE EWIGEN. SpiegelweltenOverlay E-Book Reader

DIE EWIGEN. Spiegelwelten

Folge 9 | Chriz Wagner

E-Book (EPUB)
2018 Acabus Verlag
Auflage: 1. Auflage
73 Seiten
ISBN: 978-3-86282-592-9

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Kurztext / Annotation
'Mein Name ist Thyri. Ich lebe ewig. Solange ich zurückdenken kann, bin ich auf der Erde. Ich suche nach meiner Liebe. Und ich suche nach dem Tod. Gemeinsam werden wir eine Antwort finden auf die Frage: Wer bin ich? Ich kann nicht sterben. Ich darf nicht lieben. Ich bin Thyri.' 1753 n. Chr.: Gesichter, die aus Spiegeln herausblicken, sind etwas, das Thyri nicht für möglich hält. Sie ist verheiratet mit Valentin Glaser, einem Augsburger Spiegelmacher, und meint alles über die reflektierenden Oberflächen zu wissen. Bis sie eines Tages selbst nur noch ein Gesicht ist, das aus einem Spiegel herausblickt. Findet sie den Weg zurück in die Wirklichkeit? Oder verliert sie langsam den Verstand? Und aus welchem Grund landet sie in ihrer Verzweiflung gerade in der Hinterhofwerkstatt eines Uhrmachers? DIE EWIGEN: eine Serie von Geschichten vor den Kulissen der Weltgeschichte. Zu allen Zeiten finden sich Mystery, Horror und ein Hauch Liebe.

Chriz Wagner, Jahrgang 1972, versinkt gerne in Büchern über unheimliche Gegebenheiten an fantastischen Orten. Vielleicht fing er aus diesem Grund mit 33 Jahren an, selbst solche Texte zu verfassen. In ruhigen Momenten zeichnet er Bleistiftskizzen. Und gelegentlich spielt er ein Stück auf seiner verstaubten Gitarre. Er lebt mit seiner Ehefrau und zwei bezaubernden Töchtern in einem Vorort von München, wo er bereits an dem nächsten mystischen Roman arbeitet. In der Tat begann der Autor erst sehr spät mit dem Schreiben. Seine Jugendzeit verbrachte er überwiegend im eigenen, kleinen Tonstudio und produzierte Eigenkompositionen. 1999 huschten die ersten Gedanken von selbst geschriebenen Geschichten durch seinen Kopf, die sich aber ebenso schnell wieder verzogen. 2006 startete er schließlich aktiv, sein Wissen über das fiktionale Schreiben aufzubauen, und arbeitete parallel dazu an Übungsromanen und Kurzgeschichten. Chriz Wagner arbeitet hauptberuflich als Softwareentwickler in München.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Spiegelwelten Reichsfreie Stadt Augsburg, 1730 n. Chr. I Was ich zu erzählen habe, ist die ungeheuerliche Geschichte von einer außergewöhnlichen Welt. Die Erzählung von einem Spiegel - zukunftsweisend, unsagbar rein, zauberhaft perfekt und unglaublich schön. Ich muss dazusagen, dass brauchbare Spiegel im Jahr 1730 eher unüblich waren. Wenn Frauen zu jener Zeit ihre Schönheit betrachten wollten, setzten sie sich an einen Bach oder an einen Fluss und sahen hinein. Das reichte für ein verwaschenes Selbstbildnis, vor einem Hintergrund aus Flusskies, Wasserpflanzen, Algen und hin und wieder einmal einer Forelle, die sich zu nah ans Ufer wagte. Den Meisten genügte das. Mir nicht. Dies ist eine Geschichte der Eitelkeiten - weil Spiegel und die übertriebene Liebe zum eigenen Bild so eng miteinander verwobenen sind, wie Blutegel mit der Forellenhaut. Letztlich hat meine Selbstverliebtheit zu dem geführt, was ich zu berichten habe. Und oft frage ich mich, ob es meine Selbstgefälligkeit war, die mich in die reichsfreie Stadt Augsburg gebracht hatte. Sieben Patrizierfamilien beherrschten zu jener Zeit die Großstadt. Sie machten es durch ihre moderne Weltaufgeschlossenheit möglich, dass die Kunst des Instrumentenbaus sowie die Weberei aufblühten, wie sonst nirgendwo. Auch meine Geschichte nimmt ihren Anfang vor einem Augsburger Webstuhl. Aber der spielt nur eine unbedeutende Nebenrolle. Alles begann an einem warmen Sommermorgen am Flussufer des Lech nahe den Stadtmauern. Das Ufer fiel steil ab und ich saß im Gras und ließ die nackten Füße vom angenehm kühlen Flusswasser umspülen. Ohne darüber nachzudenken, betrachtete ich mein ewig jugendliches Gesicht, die langen, blonden Haare und wie das Nass mit jeder Bewegung meine Umrisse verformte. Und meine Gedanken trieben ziellos durch die Jahrtausende. Wie oft war ich schon am Wasser gesessen? In einer anderen Zeit. Am einem anderen Ort. Und egal, was die Menschheit auch anrichtete, die Magie dieses Augenblicks war für mich immer dieselbe. Augsburg war ein schöner Flecken Erde. Das Stadtleben nahm mich in sich auf. Und niemand kam auf die Idee, dass hinter Thyri Glaser, der Ehefrau von Valentin Glaser, frisch vermählt, mehr stecken könnte, als eine genügsame Weberin. Nicht einmal Valentin. Selbstverständlich machte ich mir so meine Gedanken: Wo würde das alles hinführen? Was wird mein Aufenthalt in dieser Stadt letzten Endes anrichten? Schließlich war ich nicht ohne Grund hier. Mich hatte das starke Gefühl nach Augsburg geführt, dass an diesem Ort zu dieser Zeit entscheidende Fäden zusammenliefen, die mein Schicksal bestimmten. Als wäre die Zeitgeschichte ein gigantisches Uhrwerk und Augsburg der Zahn eines Zahnrades, das mit anderen Rädern ineinandergreifen wollte. Acht Jahre war ich jetzt an diesem Ort. Den Webstuhl beherrschte ich perfekt. Und seit drei Sommern kannte ich Valentin: den Charmeur, den ewig lächelnden Glückspilz, den lebenslustigen und überaus erfolgreichen Spiegelmacher - meinen Mann. Ich liebte diesen Kerl. Und ich genoss jeden gemeinsamen Tag. Unaufhörlich konnte ich fühlen, dass dieser Ort sehr wichtig war, auf eine für mich besondere Weise. Ein intensives, aber unangenehmes Gefühl. Erwartung, die wie ein dunkler Fleck auf mir lastete. Und doch blieb ein Tag wie der andere. Und nichts geschah. Nichts, was ein gewöhnliches Menschenleben übertroffen hätte. Bis zu jenem Tag am Fluss, als ich mit den Zehen im Wasser spielte und mein Bildnis verwischte. Und als ich so naiv war, zu glauben, mein Leben könnte einfach nur simpel und schön sein. Da war das Unheil längst mit großen Schritten auf dem Weg zu mir.