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100 Jahre ÖsterreichOverlay E-Book Reader

100 Jahre Österreich

Die Politik 1918-2018 im Spiegel des Humors. Mit einem Vorwort von Heinz Fischer | Johannes Kunz

E-Book (EPUB)
2017 Amalthea Signum Verlag Gmbh
Auflage: 1. Auflage
256 Seiten
ISBN: 978-3-903083-79-0

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Kurztext / Annotation
Zeitgeschichte in Satire, Witz und Karikatur

Mit Humor lebt es sich leichter. Diese Lektion haben die Österreicher gelernt. Und sie haben auf ihre Weise mit Satire, Witz, Anekdote und Karikatur die Geschichte ihres Landes glossiert und sie damit wenn schon nicht bewältigt, so wenigstens erträglich gemacht. Johannes Kunz hat Bekanntes und Neues zu einer Gesamtschau verbunden und wirft so einen vernüglichen Blick auf '100 Jahre Österreich'.

Mit einem Vorwort von Bundespräsident a. D. Heinz Fischer und zahlreichen Abbildungen

Johannes Kunz, geboren 1947 in Wien, war ab 1968 beim ORF tätig, 1973-1980 Pressesprecher des österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky, dann Verlagsdirektor bei Molden. 1982 kehrte er zum ORF zurück, 1986-1994 war er Fernseh-Informationsintendant. Als Gründer von Vienna Entertainment veranstaltete er zahlreiche große Konzerte. 1996-2012 leitete er den Salzburger Jazz-Herbst. Er ist Autor und Herausgeber von 37 Büchern sowie von Radio- und TV-Sendungen. Bei Amalthea erschien zuletzt 2014 seine Autobiografie 'Licht und Schatten. Erinnerungen'.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst

Mit diesem Satz glossierte Karl Kraus die letzten Jahre der k. u. k. Monarchie, die vom Ersten Weltkrieg geprägt waren, der von 1914 bis 1918 in Europa, im Nahen Osten, in Afrika, in Ostasien und auf den Weltmeeren geführt wurde. 17 Millionen Menschen kamen darin um. Er begann am 28. Juli 1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien nach dem Attentat von Sarajewo auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie Chotek, Erzherzogin von Hohenberg.

Mitten im Krieg starb 1916 Kaiser Franz Joseph I., der seit 1848 in Wien regiert hatte. Sein Nachfolger Karl I. vermochte das Kriegsgeschehen nicht zum Besseren zu wenden. Karl I. sollte der letzte Repräsentant jenes Systems werden, das der Begründer der Sozialdemokratischen Partei, Victor Adler, so definierte: »Österreich ist eine absolutistische Monarchie, gemildert durch Schlamperei.«

Die Zeit der Monarchie lief langsam ab, da etablierte sich Anfang des 20. Jahrhunderts das Wiener Kabarett. 1906 eröffnete »Das Nachtlicht«. Roda Roda, Carl Hollitzer und Peter Altenberg traten hier auf. Und Karl Kraus gehörte zu den Stammgästen. Ebenfalls 1906 sperrte »Die Hölle« auf. Hier begann Fritz Grünbaum seine Karriere, der bald nach Berlin ging, von wo er 1914 zum »Simplicissimus« nach Wien zurückkehrte. »Die Fledermaus« startete 1907. Josef Hoffmann und Mitarbeiter der Wiener Werkstätte hatten die Innenausstattung gestaltet. Für Dekorationen und Programmzeichnungen sorgten Oskar Kokoschka, Gustav Klimt und Emil Orlik. Beiträge zum Programm lieferten Peter Altenberg, Hermann Bahr, Egon Friedell, Max Mell und Alfred Polgar. Auf der Bühne sah man u. a. Roda Roda. Der Erste Weltkrieg brachte eine Verschärfung der Zensurbestimmungen und verunmöglichte zunächst das politische Kabarett.

Anlässlich der Verhängung eines Aufführungsverbotes für das Stück »Der Feldherrnhügel« von Roda Roda und Carl Rössler wurde den Autoren schroff mitgeteilt: »Solange die österreichisch-ungarische Monarchie besteht, wird dieses Stück nicht aufgeführt!« Darauf Rössler zu seinem Partner: »Lieber Roda, die paar Wochen wart mal halt noch!« Freilich konnte eine noch so strenge Zensur die Verbreitung von politischen Witzen über die Monarchie und den zunehmend negativen Kriegsverlauf nicht verhindern.

Tauchen wir also ein in Stefan Zweigs »Welt von gestern«, in der sich nicht nur die modernen Parteien, sondern auch neue Formen von Unterhaltung herausbildeten, indem Kabaretts, Varietés und Kaffeehäuser zu Zentren bürgerlichen Vergnügens wurden.

Karl Lueger, Sohn eines Hochschulpedells, von Beruf Rechtsanwalt, ist von 1897 bis 1910 Wiener Bürgermeister. Der Christlich-Soziale, genannt »schöner Karl«, entwickelt sich zum Volkstribun. Wenngleich seine Partei antisemitisch eingestellt ist, hat er viele jüdische Freunde, wofür er diese apodiktische Erklärung hat: »Wer a Jud is, bestimm i.« Und obwohl die Christlich-Sozialen ihren Zulauf nicht zuletzt den kleinen Gewerbetreibenden verdanken, die sich von den Zuwanderern aus den verschiedenen Teilen der Monarchie bedrängt fühlen, quittiert Lueger Attacken gegen die vielen böhmischen Schuster und Schneider mit den Worten: »Laßt's mir meine Böhm in Ruah ...«

In Kreisen des Hochadels inklusive Kaiser Franz Joseph I., der übrigens mehrmals die Bestätigung der Wahl Luegers zum Bürgermeister wegen dessen Antisemitismus verweigert, ist die christlich-soziale Partei als revolutionär verschrien. Lueger selbst ist stets auf die Propagierung der Leistungen seiner Stadtverwaltung bedacht. Auf keinem Bauwerk darf eine Gedenktafel mit dem Hinweis auf Bürgermeister Karl Lueger fehlen, der entweder der Initiator gewesen sei oder wenigstens den Denkanstoß hiezu gegeben habe. Als im