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Waldviertelfluch

Kriminalroman | Maria Publig

E-Book (EPUB)
2020 Gmeiner-verlag
Auflage: 2. Aufl.
320 Seiten
ISBN: 978-3-8392-6324-2

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Kurztext / Annotation
Wein und Design - die neuen Hobbys der Wiener PR-Lady Walli Winzer. Sie soll die Vernissage einer russischen Galerie organisieren. Da kommt die Weinverkostung im Waldviertler Kamptal genau recht. Der Riesling belebt nicht nur die Sinne, sondern fördert einige aggressive Winzer zutage. Bald liegt deren Verbandsvorsitzender tot hinterm Presshaus. Ein Brüderpaar zankt ums Erbe. Die Ehefrau gibt sich bedeckt. Walli ist verwirrt. Auch wegen des feschen Polizeioberst aus Krems, der nicht ermitteln will.

Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie als Moderatorin und als Redakteurin in den ORF. Bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte, schrieb sie Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden. Wovon sie überzeugt ist: Für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch - ziemlich oft im Waldviertel.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1. Kapitel

Ursprünglich hatte er sich alles ganz anders vorgestellt.

Er hustete, hielt sich dabei am Geländer fest und lief die Treppe hinunter. Nach wenigen Stufen blieb er stehen. Atmete hastig und schnell. Schloss dabei die Augen. Mit der linken Hand griff er sich mit gespreizten Fingern an die Brust. Als könnte er sich durch diese Geste beruhigen. Doch es half nicht.

Er atmete stoßweise. Kurz darauf sammelte er sich.

Dunkelheit.

Er senkte die Schultern. Sein Kopf fiel leicht nach vorne. Instinktiv balancierte er seinen Körper, um den Halt nicht zu verlieren. Seine Beine sollten ihn tragen. Noch. Bläute er sich ein. Nicht stürzen! Nicht schlappmachen! Zumindest so lange, bis er auf dem Lehmboden unten ankäme. Sicher ankäme.

Dem feuchten. Dem kalten.

Dann würde er sich an einem der umstehenden Eichenfässer abstützen. Festhalten. Sanft auf den Boden gleiten lassen.

Das Brennen wurde stärker, breitete sich ringförmig an seiner Seite aus. Er seufzte. Stöhnte.

Der mittelgroße Mann stand gekrümmt da. Wie verwundet. Er versuchte, sich zu konzentrieren. Langsamer einzuatmen. Ruhiger zu werden.

Irgendwie gelang ihm das. Zumindest hatte er den Eindruck, dass es ihm guttat. Als er die Augen wieder öffnete, war es jedoch anders. Nichts hatte sich verändert. Nichts, was ihn vorher aufgewühlt hatte, hatte an Bedeutung verloren.

Aber das steht doch nicht dafür!, durchbohrte es seine Gedanken. Vor allem nicht nach diesen vielen Jahren. Als sie da plötzlich alle vor ihm standen, kehrte sie zurück: diese Sprachlosigkeit, diese Gelähmtheit, diese Angst vor ihnen.

»Das war einmal! Jetzt nicht mehr!«, raunte er beschwörend vor sich hin.

Der Raum um ihn herum wirkte düster. Seine Augen hatten sich noch nicht an das Dunkel im Weinkeller gewöhnt. So wie seine Seele sich nie an sie alle gewöhnen würde. »Nie!«, stöhnte er leise vor sich hin.

Hierher war er geflüchtet. Vor ihnen. Wie früher. Da war der Keller noch nicht abgesperrt gewesen. Hatten nicht so kostbare Weine hier drin gelagert. Doch heute war er offen.

Heute am Tag des Weins. Der Weinprämierung. An dem Tag, der auch den Auftakt zur kommenden Weinlese darstellte. Mit allen, die hierhergekommen waren und mitfeiern wollten.

Das waren aber vor allem - sie.

Als er nach einer Weile wieder heraufkam, blickte er in eine bestens gelaunte Gesellschaft. Sie prosteten einander zu und warfen mit losen Trinksprüchen um sich. Niemand ahnte, wie ihm zumute war. Niemand wusste, dass er unten gewesen war. Niemand beachtete ihn. Er gehörte zwar zu ihnen, doch als wirklich zugehörig betrachtete er sich nie.

Er fühlte sich noch immer schwummerig. Die regelmäßigen Aufregungen hatten ihm auch diesmal zugesetzt. Irgendwann würde das ein Ende haben. Das schwor er sich. Bei diesem Gedanken wurde ihm leichter. Er blickte zurück. Danach begann er, sich langsam unter die Leute zu mischen.

»Ja, ist das eine Überraschung! Sigi, komm her zu uns!«

Ein schlanker grau melierter Mann mit attraktiver Begleitung an seiner Seite wandte den Kopf in jene Richtung, aus der jemand seinen Namen gerufen hatte. Sigis Blick fiel auf einen korpulenten Mann, der ihm heftig gestikulierend zuwinkte. Da er mit seiner Begleitung gerade erst gekommen war und keinen ihm sonst Bekannten ausgemacht hatte, steuerte er die kleine Gruppe um jenen Mann an. Auch die Übrigen hatten inzwischen aufgehört zu sprechen und wandten sich interessiert dem Herbeigerufenen zu.

»Grüß dich, Alfi! Hab mir fast gedacht, dass ich dich hier treffen würde!« Sigi war seiner Begleitung vorausgegangen und hatte sich durch die Menge der umstehenden Gäste des bekannten Weinguts durchgearbeitet. Während des letzten Schritts hielt er seinem Bekannten bereits die ausgestreckte Hand zum Gruß hin und legte die andere zugleich jovial auf dessen Oberarm. »Na sowieso bei so ei