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Haltung

Flagge zeigen in Leben und Politik | Reinhold Mitterlehner

E-Book (EPUB)
2019 Ecowing
Auflage: 1. Auflage
208 Seiten
ISBN: 978-3-7110-5263-6

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Kurztext / Annotation
Die Politik ist Reinhold Mitterlehner in die Wiege gelegt worden. Aber wohl nicht in dieser Dimension. Der Weg führte von der Gemeindeebene über den Nationalrat bis an die Spitze seiner Partei. Er war Minister von Schlüsselressorts und schließlich Vizekanzler der Republik. Wie er diesen Weg ging, sachorientiert, gerade und ohne machtpolitische Verbiegungen - kurz, wie man eine Haltung kultiviert und lebt - erzählt er in diesem Buch.

Reinhold Mitterlehner, geboren 1955 in Helfenberg, ist Unternehmens-, Strategie- und Internationalisierungsberater. Seine politische Laufbahn führte den Juristen vom Gemeinderat in den Nationalrat, weiters an die Spitze der ÖVP, in Ministerämter (Wirtschaft, Familie, Jugend, Wissenschaft und Forschung) bis in die Funktion des Vizekanzlers der Bundesregierung. Er hatte als Wirtschaftsminister die größte Krise der letzten Jahre zu bekämpfen, war der letzte Vizekanzler einer gewollten Koalition von ÖVP und SPÖ und ist 2017 nach internen Auseinandersetzungen zurückgetreten. Mitterlehner ist gelernter Sozialpartner, daher konsensorientiert, ohne seine Haltung und seine Werte aufzugeben.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

WURZELN
Meine Vorfahren - meine Heimat Helfenberg - vom Aufwachsen in einer Großfamilie

Nicht da ist man daheim, wo man seinen
Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.

CHRISTIAN MORGENSTERN

Ich wurde am 10. Dezember 1955 in Helfenberg 47 im Mühlviertel in Oberösterreich geboren, und zwar zu Hause und nicht in der Entbindungsstation eines Krankenhauses. Schlicht deshalb, weil es damals nur in Linz ein Krankenhaus gab. Ich stamme aus einer einfachen, aber strebsamen Familie und habe fünf Geschwister, die alle ihren Weg gegangen sind. In Zeitungsberichten über mich und meine Familie ist deswegen auch oft vom »Mitterlehner-Klan« die Rede, fast so, als wären wir etwas Besonderes. Aber das sind wir nicht. Mein Leben ist ziemlich typisch für die Zeit, in die ich hineingeboren worden bin, und für die Region, die ich meine Heimat nenne. Es ist die Zeit der ersten Nachkriegsjahrzehnte, in der sich vieles bewegt und neu geordnet hat und in der der gesellschaftliche Aufstieg durch Leistung, Fleiß und Bildung noch möglich war. Ich bin gewissermaßen in eine Aufstiegsgesellschaft hineingeboren worden. Wir hatten materiell nicht viel, aber es herrschte so etwas wie Optimismus. Die Zeit war geprägt durch die Aufbruchsstimmung. All das war in der Region, die durch die tote Grenze nach Norden hin benachteiligt war, vielleicht noch stärker spürbar als im sonstigen Oberösterreich. Heute sind wir unter den reichsten Ländern der Welt, viele haben jedoch das Gefühl, in einer Abstiegsgesellschaft zu leben.

Einige Menschen, die ihre Karriere an die Spitze eines Unternehmens oder in die hohe Politik geführt hat, stellen ihren Weg gerne als Erfolgsgeschichte dar. Es ist im Nachhinein immer einfacher, einen roten Faden durch die eigene Lebensgeschichte zu finden und ihn so zu legen, dass diese dann schlüssig und spannend klingt. Wer sich jedoch eingehend mit sich und seinem Leben auseinandersetzt, merkt bald, dass Wege auch von vielen Zufällen geprägt sind, von Glück und Unglück und von dem, was einem in die Wiege gelegt worden ist oder sich auf dem Weg ergeben hat. Und natürlich vom Elternhaus. Von der Familie. Von dem Ort, an dem man aufwächst, der Natur, die einen umgibt, der Landschaft, die einen prägt und den Lehrern, die man hat und die einen fördern - oder nicht. Sie alle formen einen von Anfang an mit, und zwar bis zu diesem einen Moment, in dem man das Gefühl hat, nicht mehr Kind, sondern Jugendlicher zu sein, eine Person mit einem eigenen Radius, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen kann.

Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann fällt mir als Erstes ein Moment ein, der im Eigentlichen das Ende derselben bestimmte, der mich vom Kind zum Jugendlichen gemacht hat: Als ich dreizehn Jahre alt war, konnte es sich meine Familie endlich leisten, ein eigenes Haus in Helfenberg zu bauen. Zum ersten Mal würde ich ein eigenes Zimmer haben. Leisten klingt, ganz nebenbei gesagt, gut und irgendwie selbstverständlich. Tatsächlich war der Entschluss zum eigenen Haus so etwas wie eine Lebensentscheidung. Man baute damals auf Kredit und brauchte den Rest des Lebens zur restlosen Ausfinanzierung. Uns ging es in dem Punkt ein wenig besser. Meine Mutter hatte das Grundstück für das Haus von ihrer Familie geschenkt bekommen. Es lag unweit ihres Elternhauses, nur ein paar Schritte davon entfernt.

Wie das in den 1970er-Jahren so üblich war, wurde viel selber geplant und gebaut. Als ältester Sohn war ich in die Vorbereitungen inklusive einfacher Zuarbeiten mit eingebunden. Als das Haus schließlich eingerüstet und verputzt vor uns stand und nur noch die Farbe aufgetragen werden musste, sagte mein Vater zu mir: »Probiere einmal, ob du das kannst.« Ein Nachbar von uns war Maler und hatte uns eine Tonne mit Farbe angerührt. Ich strich dann eigenhändig das ga