Buchhandlung Spazierer

Suche

Lernen muss nicht scheiße seinOverlay E-Book Reader

Lernen muss nicht scheiße sein

Was Kinder beim Skateboarden fürs Leben lernen | Titus Dittmann

E-Book (EPUB)
2019 Benevento
Auflage: 1. Auflage
224 Seiten
ISBN: 978-3-7109-5077-3

Rezension verfassen

€ 15,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Hardcover erhältlich
Kurztext / Annotation
Starke Persönlichkeiten - wie ein Skateboard das Leben unserer Kinder verändert Ganztagsschule, Förderunterricht, Ferienbetreuung - der Alltag unserer Kinder folgt oft einem strengen Stundenplan. Raum für jugendlichen Übermut, für kindliche Neugier, für ein zielloses Sich-treiben-Lassen bleibt kaum. Nie wurden Selbstbestimmung und persönliche Freiheit in der Erwachsenenwelt so großgeschrieben wie heute - und nie hatten unsere Kinder weniger davon. Titus Dittmann tritt dafür ein, dass wir unseren Kindern wieder mehr Freiräume im Alltag zugestehen. Provokant, aber mit großer Herzenswärme macht er deutlich, wie wir sie um wertvolle Erfahrungen betrügen, wenn wir sie vom Sandkasten bis zum Abitur kontrollieren, korrigieren und zensieren. Denn der Unternehmer und ehemalige Lehrer ist überzeugt: Zu viel Eltern ist für die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes genauso katastrophal wie zu viel Schule. Mehr Freiraum, mehr Kreativität, mehr Energie Titus Dittmann zeigt, wie es besser geht. Der begeisterte Pädagoge und energiegeladene Skateboarding-Pionier macht mit »skate-aid« weltweit Kinder stark. In seinem Buch erzählt er von Jungen mit ADHS-Diagnose, die im Skatepark stundenlang immer wieder denselben Trick üben, und von Mädchen in Afghanistan, die mit dem Rollbrett unter den Füßen wieder Kind sein können. Sie sind vereint durch einen Sport, der wie kaum ein anderer mit dem Leben verbunden ist. Erfahren Sie, - wie Lernen auch ohne den negativen Beigeschmack von Langeweile und Zwang funktioniert - wie Skateboarden Eigenverantwortung fördert und Orientierung gibt - warum Kinder erwachsenenfreie Räume brauchen, um stark und selbstbewusst zu werden Wie finden unsere Kinder mehr Mut, Dinge einfach auszuprobieren? Was macht sie stark und glücklich? Wie können sie eine Auszeit vom Erfolgsdruck nehmen und die Freude am Lernen wiederentdecken? All diese Fragen beantwortet Titus Dittmann in seinem Buch - und natürlich mit seinem Skateboard! »Titus, der ist verrückt, der hat ein großes Herz, und ja: durchgeknallter Typ, geiler Typ!« Thomas D

Titus Dittmann, geboren 1948, studierte in Münster Pädagogik, Sport und Geografie. Er war als Lehrer tätig, ehe er 1984 mit dem Aufbau seines Unternehmens »Titus« begann, das zum größten Anbieter von Streetwear und Skateboards in Europa wurde. Heute lehrt Dittmann an der Universität Münster, initiiert mit »skate aid« Hilfsprojekte in Syrien, Afghanistan und anderen Ländern und ist in seiner Freizeit begeisterter Rennfahrer beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

VON ECHTEN KINDERN UND KLEINEN ROBOTERN

Als Kind war es mein größter Wunsch gewesen, mir die Erwachsenen vom Leib zu halten. Alle. Es war auch mein einziger Wunsch gewesen, weitere Wünsche hatte ich nicht, denn wo kein Erwachsener war, ging es mir blendend. Da fühlte ich mich frei und konnte Blödsinn machen - wie es dieselben Erwachsenen nannten, wenn man als Kind seine Fantasie ins Kraut schießen ließ und einfach tat, was man sich gerade ausgedacht hatte. Genau das also erschien mir als größtes anzunehmendes Glück: ungestört mein Ding zu machen. Was hätte es darüber hinaus noch zu wünschen gegeben? Nichts. Und ich war keine Ausnahme. Meinen Altersgenossen ging es ähnlich wie mir.

So war es in den Fünfzigerjahren, so war es auch noch in den Sechzigerjahren. Natürlich hätte ich damals nicht von Freiheit gesprochen; das Wort war viel zu groß für mich. Ich wollte einfach nur, dass sie sich raushielten, die Erwachsenen, dass sie mich so oft wie möglich und so lange wie möglich in Ruhe ließen. Recht machen konnte ich es ihnen sowieso nie. Dafür fehlte mir jede Begabung, und daran ließen die Erwachsenen auch keinen Zweifel. Einmal, im vierten oder fünften Schuljahr, holte mich mein Lehrer nach vorn, stellte mich vor die Klasse und sagte an meine Mitschüler gewandt: »Wenn ihr es im Leben einmal zu nichts bringen wollt, müsst ihr so werden wie Titus.«

Titus' erster Schultag, 1954

Immerhin, dazu taugte ich, zum abschreckenden Beispiel. Titus, der Versager. Dass ich ADHS hatte, wusste ich nicht, niemand wusste es; das heute berühmt-berüchtigte Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom gab es seinerzeit noch nicht, aber was es gab, war diese offenkundige Unverträglichkeit zwischen mir und den Erwachsenen. Das Verrückte war: Die Erwachsenen dachten im Prinzip nicht anders als ich. Sie fanden es genauso wünschenswert, mich los zu sein, wie ich es umgekehrt kaum erwarten konnte, aus ihrem Blickfeld zu verschwinden. Deshalb war ich daheim entlassen, sobald die Hausaufgaben erledigt waren, und trollte mich ins Freie. Bis zum Wald, wo mich die Kumpels erwarteten, war es von uns aus nur ein kurzes Stück, und für den Rest des Tages fühlte ich mich für die Frömmigkeit meiner Mutter, die Wutausbrüche meines Vaters und die Züchtigungen meines Lehrers vollauf entschädigt. So trug jede Seite unabsichtlich zum Wohlbefinden der anderen bei, indem man die gemeinsam verbrachte Zeit auf das Nötigste beschränkte. Ich will nicht sagen, dass die Verhältnisse optimal gewesen wären. Aber ich fand sie doch so weit ganz in Ordnung.

Mit anderen Worten: Wir waren Kinder und durften es zumindest nachmittags sein. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis mir solche Verhältnisse wieder begegneten, und zwar in einem weit entfernten Teil der Welt, im Westen Afghanistans.

2012 hatten wir, unterstützt von Rupert Neudeck, in diesem von Krieg und Terror zerrissenen Land einen Skateboardpark angelegt. Sobald er fertig war, konnte er genutzt werden, und er wurde genutzt - von unbefangenen, ausgelassenen, neugierigen, zu Faxen aufgelegten, spitzbübisch grinsenden Jungen und Mädchen mit unternehmungslustigen Augen. Von richtigen Kindern eben. Was habe ich mich unter ihnen wohlgefühlt! Es war wie in den Fünfzigerjahren bei uns im Westerwald.

Zu solchen Kindern gehören natürlich Erwachsene, die sich nicht groß um ihren Nachwuchs kümmern. Im Skaters Palace müssen wir besorgte Mütter oft aus der Halle herauskomplimentieren, damit sich ihre Kinder ungestört ins Skateboardfahren vertiefen können. Hier in Afghanistan aber dachten die Eltern gar nicht daran, mitzukommen und zuzugucken. Vermutlich sagten sie sich: »Die Kleinen werden noch früh genug mit dem Ernst des Lebens Bekanntschaft machen, aber bis dahin sollen sie ihren Willen haben; da pfuschen wir ihnen nicht in ihre Angelegenheiten rein.« Jedenfalls ließen sich weder Väter noch Mütter jem