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Die BlütenmädchenOverlay E-Book Reader

Die Blütenmädchen

Roman | Valentina Cebeni

E-Book (EPUB)
2018 Penguin Verlag
416 Seiten
ISBN: 978-3-641-21894-2

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Kurztext / Annotation
Ein kleines Dorf in der Toskana. Der Zauber alter Dinge. Eine Liebe, die zu neuem Leben erwacht.
Mit gebrochenem Herzen kehrt Dafne in ihr Heimatdorf in der Toskana zurück. Dort will sie über eine verlorene Liebe hinwegkommen und ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen. Als sie die Werkstatt ihres Großvaters betritt, hat sie eine Idee: Sie wird diese neu eröffnen, um geliebte, aber ausgediente Gegenstände zu restaurieren und ihnen zu neuem Leben zu verhelfen. Der junge Handwerker Milan unterstützt sie dabei. Doch dann fällt Dafne eine alte Taschenuhr in die Hände, die derjenigen Milans zum Verwechseln ähnlich sieht. Sie ahnt plötzlich, dass er nicht zufällig in ihr Dorf gekommen ist ...

Valentina Cebeni wurde 1985 in Rom geboren, doch sie trägt das türkisblaue Meer, das die Küste Sardiniens umspielt, im Herzen. Bereits seit ihrer Kindheit hat sie zwei große Leidenschaften: für mitreißende Geschichten und für das Kochen und Backen. Sie liebt es, über die Rezepte ihrer Familie die gemeinsame Vergangenheit wiederzuentdecken. Mit ihren gefühlvollen Romanen hat sie sich in die Herzen ihrer Fans geschrieben.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2

Oktober 2005

Dafne war gerade aus dem Bus gestiegen, ihren Koffer in der einen, die Plastiktüte vom Supermarkt in der anderen Hand. Hinter ihr lagen hundertzwanzig Stunden nahezu ununterbrochener Arbeit. Sie schwankte ein wenig auf ihren hochhackigen Manolo-Blahnik-Schuhen, und ihr Körper steckte in einem hautengen Kleid, in dem sie kaum Luft bekam. Aber nur noch eine Ecke, dann hatte sie es geschafft.

Seit ein paar Jahren wohnte sie bereits in dieser Straße. Vor der Haustür stellte sie den Koffer ab und nestelte die Schlüssel aus der Tasche. Wie jeden Tag streckte die Romni, die an der Hauswand ihren Stammplatz hatte, die Hand in der Hoffnung auf die Barmherzigkeit vorübergehender Passanten aus, die ihr ein paar Münzen gaben.

»Hast du Hunger?«, erkundigte Dafne sich, warf dabei einen Blick in ihre Tüte, aus der eine Flasche Chianti herausschaute, außerdem eine Schachtel mit Briekäse, deren blaues Etikett zwei Engelsköpfe zierten. »Viel habe ich nicht, aber ein Stück Brot und etwas Käse gebe ich dir gerne ab.«

Die Frau wandte den Kopf ab wie jedes Mal, wenn sie ihr etwas anbot.

»Wie du willst.« Dafne schüttelte den Kopf, steckte den Schlüssel ins Türschloss und betrat den hellen Marmorfußboden des Hausflurs, als sie die Frau hinter sich rufen hörte.

»Was ist?«

»Gib mir deine Hand.«

Zweifelnd schaute Dafne sie an. »Du willst mir aus der Hand lesen? Ist das dein Ernst?«

»Seitdem ich hier vor diesem Haus sitze, bist du die einzige Bewohnerin, die mich überhaupt bemerkt. Gib mir deine Hand«, beharrte die Frau mit slawischem Akzent.

Gehorsam stellte Dafne Koffer und Einkaufstüte ab und streckte der Frau die Hand entgegen. Sie hatte schon Dutzende Geschichten über Roma mit angeblich übersinnlichen Kräften gelesen und glaubte keine einzige. In ihren Augen war das Schicksal eine Mischung aus bewusst getroffenen Entscheidungen und Unvorhersehbarem. Und selbst wenn eine Voraussage eintreten sollte, blieb das Zufall, sonst nichts.

»Du bist unglücklich.«

Dafne lächelte. »Auf die Idee hätte ich genauso gut allein kommen können.«

»Schweig«, wies die Romni sie an und studierte konzentriert die kaum sichtbaren Linien ihrer Handinnenfläche, die ineinander übergingen und sich wieder trennten, als würde es sich bei ihnen um eine Schatzkarte in Geheimschrift handeln. »Du lebst ein Leben, das nicht dein eigenes ist. Ein trauriges Leben. Du bist allein, sehr allein«, urteilte sie und sah Dafne mit einem wissenden Blick an. Dann hielt sie plötzlich inne. »Was ist das?«

Dafne folgte ihrem Blick, der sich auf eine Narbe neben ihrer Pulsader heftete. »Keine Ahnung, die war immer schon da.«

»Hm«, nickte die Frau, fuhr mit der Fingerspitze über die feine Linie und drückte dann fest zu.

Eine intensive Wärme stieg in Dafne auf, strahlte bis ins Herz aus. Als die Romni schließlich aufhörte, ihre Handinnenfläche zu pressen, tupfte auch sie sich den Schweiß von der Stirn.

»Du hast eine Gabe, ich konnte sie spüren«, sagte sie. »Sie war lange Zeit vergraben, jetzt kehrt sie zurück.«

»Von welcher Gabe sprichst du?«, fragte Dafne misstrauisch und wollte die Hand zurückziehen, doch die Romni hielt sie fest, presste sie erneut und zeichnete dann mit dem Zeigefinger die unregelmäßige Linie nach.

Plötzlich stieg in Dafne eine Erinnerung auf, die sie schon lange verloren geglaubt hatte.

Damals war sie neun gewesen und hatte in der Werkstatt ihres Großvaters herumgestöbert, der mit alten Sachen handelte, mit Antiquitäten ebenso wie mit allerlei Trödel. Dabei war ihr Blick an einer Kiste hängen geblieben, in der vergilbte Fotos, elegante Lederhandschuhe und eine Haarbürste mit silbernem Griff lagen.

Neugierig hatte sie die Hand danach ausgestreckt und mit einem Mal die Frau auf den Fotos vor sich gesehen. Wie sie mit gelockten kurzen Haaren im Stil der Zwanzigerjahre, eine Fuchsstola um die Schultern g