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Die Ibiza-Affäre - Filmbuch

Innenansichten eines Polit-Skandals, der Österreich erschütterte | Bastian Obermayer; Frederik Obermaier

E-Book (EPUB)
2019 Verlag Kiepenheuer & Witsch Gmbh
Auflage: 1. Auflage
272 Seiten
ISBN: 978-3-462-31660-5

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Kurztext / Annotation
Hinter den Kulissen: Die Ibiza-Affäre wird verfilmt und ab Oktober als Dokumentarfilm von Sky Studios sowie als Sky-Miniserie zu sehen sein. Die Ibiza-Affäre hat Österreich tief verändert. Dieses Buch erzählt die wahre Geschichte. Ibiza, Sommer 2017: Der FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache und sein Parteifreund Johann Gudenus machen Urlaub. In einer luxuriösen Villa wird ihnen eine Falle gestellt: Eine angeblich steinreiche Russin behauptet, die Kronen Zeitung kaufen zu wollen. Mit ihrer Unterstützung könnte die FPÖ die Wahlen gewinnen - und Strache Kanzler werden. Sie will wissen: Was bekommt sie dafür? München, Frühsommer 2018: Die Investigativreporter Bastian Obermayer und Frederik Obermaier erfahren von einem Video, auf dem sich die beiden FPÖ-Politiker für Korruption offen zeigen sollen. Sie beginnen zu recherchieren: Was zeigen die Aufnahmen genau? Wer steckt dahinter? Und was bedeutet das für Österreich? Ein spannendes Lehrstück über Journalismus. Ein Blick hinter die Kulissen der Politik. Und eine spannende Geschichte über Vertrauen und Verrat.

Bastian Obermayer, geboren 1977, ist Leiter des Recherchebüros paper trail media, das für den SPIEGEL arbeitet. Er ist ebenfalls Mitglied des ICIJ. Für seine Reportagen und Recherchen erhielt er unter anderem den Theodor-Wolff-Preis, den Henri-Nannen-Preis, den Wächterpreis sowie - für die »Panama Papers« - den Pulitzer-Preis

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Inhaltsverzeichnis 15 MINUTEN

Ein Hotel irgendwo
in Deutschland,
Sommer 2018, abends.

Auf dem Weg zu dem geheimen Ort fragen wir uns, ob es eine gute Idee war, uns auf dieses Treffen einzulassen. Unser Kontakt hat uns immer weiter vertröstet, inzwischen ist es deutlich nach 22 Uhr. Wir wissen nicht, wen wir treffen. Wir wissen nicht, worum es genau geht. Wir wissen nicht, was man von uns will. Und den Namen des Hotels, in dem wir uns treffen, haben wir erst vor ein paar Minuten erfahren.

Trotzdem haben wir das Gefühl, wir sollten da jetzt hin.

Im Vertrauen auf eine große Geschichte? Sicher nicht. Eher gespannt darauf, was wir erfahren werden, und neugierig, ob daraus eine Geschichte werden könnte. Mit dieser Hoffnung gehen wir durch die Tür des Hotels.

Manche Recherchen fangen mit einem Paukenschlag an: ein Paket voller Akten vor der Tür, ein Stick voller Daten, ein Insider, der auspackt. Oder ein leises »Ping«, wie man es vom Eingang einer elektronischen Nachricht kennt. So war es bei den Panama Papers, als sich der Whistleblower mit dem Künstlernamen »John Doe« bei uns meldete.

Die Vorgeschichte zu dem Treffen in diesem Hotel begann mit einer etwas verschwurbelten Vorwarnung. Jemand, den wir schon seit Jahren kennen und dem wir vertrauen, sendete uns eine Nachricht, die seltsam wirkte: Es werde sich bald jemand melden, auf einem sicheren Kanal. Wir sollten uns das auf jeden Fall anhören. Vielleicht stecke dahinter eine gute Geschichte - es gehe um einen Mann an der Spitze eines europäischen Landes.

Welcher Journalist würde eine solche Geschichte nicht hören wollen? Also warteten wir, auch wenn dieser Umweg seltsam anmutete, weil wir uns fast alles erst mal anhören. Das ist Teil unseres Jobs. Aber nicht allen Spuren können wir nachgehen. Einige der Geschichten, die uns angetragen werden, sind schlicht unrecherchierbar - etwa, wenn uns jemand am Telefon von einem Bestechungsfall erzählt, der schon Jahre zurückliegt, ohne Dokumente, ohne Zeugen und Belege. Bei so etwas kommen wir nicht weiter. Manche Tipps basieren nur auf Gerüchten, andere stellen sich nach kurzer Recherche als falsch heraus. Und sehr viele Hinweise können wir nicht verfolgen, weil wir schlicht nicht die Ressourcen dafür haben. Das gilt vor allem für die Schilderungen von Einzelfällen. Wenn jemand beim Hausbau von seinen Handwerkern gelinkt wird, oder der langjährige Finanzberater der Großmutter plötzlich der Adoptivsohn ist und ordentlich erbt, ist das sicherlich ärgerlich, oft tragisch für die Betroffenen. Es ist aber nichts, was wir bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) mit einer guten Handvoll Reporterinnen und Reportern in unserem Ressort »Investigative Recherche« aufklären könnten.

Und klar: Manches ist einfach Unsinn. Die Erfahrung nach etlichen Jahren besagt: Je länger die Briefe, je mehr Fettungen und grellgelbe Markierungen, je mehr unterstrichene Zeilen - umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass es keine Geschichte für die Zeitung ist. Aber auch dafür gibt es keine Garantie, und deswegen ist das oberste Gesetz immer: erst mal anhören.

Dafür muss jedoch jemand kommen, der reden möchte. Es vergingen einige Tage, und wir hatten die Vorwarnung fast wieder vergessen, als sich tatsächlich jemand bei uns meldete - und wir wenig später über eine sichere Leitung sprechen konnten.

Nur: Es war alles vage. Es gehe um jemanden, der höchste Regierungsverantwortung trage - aber die Position könne man nicht sagen. Jemanden, der sehr wichtig sei. Gegen den man einiges in der Hand habe, der anfällig für Korruption sei - aber sehr mächtige Verbündete und Geldgeber habe. Jemanden, vor dem man Angst habe. Und es sei nicht nur einer, sondern sogar zwei. Aber dazu könne man jetzt tatsächlich nicht mehr sagen.

Kurzum: Es war mühsam. Es war