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Das LichtOverlay E-Book Reader

Das Licht

Roman | T. C. Boyle

E-Book (EPUB)
2019 Carl Hanser Verlag München
384 Seiten
ISBN: 978-3-446-26285-0

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Kurztext / Annotation
Endlich wird der aufstrebende wissenschaftliche Assistent Fitz auf eine der LSD-Partys seines Professors Leary in Harvard eingeladen. Er erhofft sich davon einen wichtigen Karriereschritt, merkt aber bald, dass Learys Ziele weniger medizinischer Natur sind; es geht dem Psychologen um eine Revolution des Bewusstseins und eine von sozialen Zwängen losgelöste Lebensform. Fitz wird mitgerissen von dieser Vision, mit Frau und Sohn schließt er sich der Leary-Truppe an: Sie leben in Mexiko, später in der berühmten Kommune in Millbrook, mit Drogen und sexuellen Ausschweifungen ohne Ende. Ein kreischend greller Trip an die Grenzen des Bewusstseins und darüber hinaus - T.C. Boyle at his best.

T. Coraghessan Boyle, 1948 in Peekskill, N.Y., geboren, ist der Autor von zahlreichen Romanen und Erzählungen, die in vielen Sprachen übersetzt wurden. Bis 2012 lehrte er Creative Writing an der University of Southern California in Los Angeles. Bei Hanser erschienen zuletzt Das wilde Kind (Erzählung, 2010), Wenn das Schlachten vorbei ist (Roman, 2012), San Miguel (Roman, 2013), die Neuübersetzung von Wassermusik (Roman, 2014), Hart auf hart (Roman, 2015), die Neuübersetzung von Grün ist die Hoffnung (Roman, 2016), Die Terranauten (Roman, 2017), Good Home (Stories, 2018), Das Licht (Roman, 2019) sowie Sind wir nicht Menschen (Stories, 2020).

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

VORSPIEL BASEL, 1943

War es ein Gift? War es verboten? Ein unverantwortliches Risiko? Sie wusste es nicht, doch sie war den ganzen Tag nervös und angespannt, obwohl sie sich sagte, das sei töricht: Wenn irgendjemand in diesem ganzen Gebäude wusste, was er tat, dann ihr Chef. Seit sie vor etwas mehr als einem Jahr angefangen hatte, für ihn zu arbeiten, war ihm kein einziger Fehler unterlaufen - er war präzise, vorsichtig, durch und durch verlässlich und setzte weder seine eigene Sicherheit noch die seiner Laborantin aufs Spiel. Was man nicht von allen Chemikern hier sagen konnte. Manche - sie hatte allerlei Klatsch gehört - wurden im Lauf des Tages nachlässig, setzten die Schutzbrille nicht auf oder gingen mit Pipetten voll Salpetersäure oder Natriumhydroxid durch den Raum, als wären sie mit einer Einkaufstasche voller Lebensmittel auf dem Heimweg, und in einem Fall (aber das war wirklich nur ein Gerücht) sprach man sogar von Trunkenheit am Arbeitsplatz. Und wer musste dann aufräumen, die Schuld auf sich nehmen und, wenn es sein musste, den Vorgesetzten direkt ins Gesicht lügen? Die Laboranten natürlich. Wer sonst?

Aber Herr Hofmann war nicht so. Er hielt sich buchstabengetreu an die Sicherheitsvorschriften, morgens um acht ebenso wie nachmittags um fünf, ganz gleich, ob sie die Chemikalien für den ersten oder den letzten Prozess des Tages ansetzten. Sie bewunderte seine Tüchtigkeit, seine Aufmerksamkeit für Details, seine fachliche Qualifikation, aber da war noch mehr. Zum Beispiel hatte er keinerlei Bedenken gehabt, eine Frau einzustellen, die einzige Laborantin in der ganzen Forschungsabteilung, und außerdem war er kein kalter Fisch, sondern ein Mann, in dessen Adern rotes Blut floss. Er war stets ausgeglichen, selbst an Tagen, an denen es nicht gut lief, und hatte immer einen freundlichen Blick oder ein Lächeln für sie, und die Statur unter dem Laborkittel verriet, dass er mit Hanteln trainierte und im Boxverein war. Zwar brauchte er im Labor eine Brille, und sein Haar wurde etwas schütter, doch das merkte man kaum, denn er trug es zurückgekämmt wie Adolphe Menjou, und die Brille ließ ihn nur distinguierter aussehen. Vielleicht war sie verliebt in ihn, schon möglich - aber das hätte sie natürlich keiner Menschenseele erzählt, auch nicht Dorothea Meier, ihrer besten Freundin, und ganz gewiss nicht ihrer Mutter, die, hätte sie auch nur den Hauch eines Verdachts gehabt, ihre Tochter könnte sich in einen älteren Mann verliebt haben (obendrein verheiratet und mit Kindern), schnurstracks ins Labor marschiert wäre, um ihre Tochter am Kragen zu packen und nach Hause zu schleifen.

Es war April, draußen schien die Sonne, Frühling lag in der Luft, die ganze Welt jubilierte, nur sie selbst war nervös und angespannt. Natürlich hatten Selbstversuche im Dienst der Wissenschaft eine lange, ehrwürdige Tradition - August Bier hatte ein Loch in seine Wirbelsäule gebohrt, um herauszufinden, ob die Injektion von Kokain in die Spinalflüssigkeit eine wirksame Anästhesie bewirkte; Werner Forßmann hatte durch eine Vene im Unterarm einen Katheter bis zum Herzen geführt, nur um zu demonstrieren, dass es möglich war; Jesse Lazear hatte sich absichtlich von einem infizierten Moskito stechen lassen, um zu beweisen, dass diese Insekten die Überträger von Gelbfieber waren -, doch die Misserfolge waren ebenso zahlreich gewesen wie die Erfolge. Lazear hatte seinen Beweis geführt, war aber siebzehn Tage später gestorben - was also hatte er davon gehabt? Oder seine Frau, sofern es eine gegeben hatte? Aber das würde ihrem Chef nicht passieren, sagte sie sich, gar nichts würde ihm passieren. Er würde eine sehr kleine Dosis nehmen, bloß 250 Mikrogramm, so dass schlimme Auswirkungen nicht zu befürchten waren, und wenn doch, dann würde sie da sein und ihm helfen.

Sie war hochgestimmt zur Arbeit erschienen und hatte nicht geahnt, was er vorhatte und dass dieser T