Buchhandlung Spazierer

Suche

Was fehlt dirOverlay E-Book Reader

Was fehlt dir

Roman | Sigrid Nunez

E-Book (EPUB)
2021 Aufbau Verlag
Auflage: 1. Auflage
224 Seiten
ISBN: 978-3-8412-2766-9

Rezension verfassen

€ 9,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
  • Als Audio erhältlich
Kurztext / Annotation

Der neue Roman der Bestseller-Autorin von »Der Freund«.

Kaum jemand durchdringt das, was es heißt, am Leben zu sein, tiefer, als die amerikanische Autorin Sigrid Nunez. In ihrem neuen Roman »Was fehlt dir« schreibt sie darüber, wie wir einander verbunden sind, in Glück und Trauer, Trost und Zuversicht - und wie Mitgefühl unsere Sicht aufs Leben verändern kann. Was hat das Schicksal anderer Menschen mit dem eigenen zu tun? Die New Yorker Erzählerin in Sigrid Nunez' neuem Roman findet Antworten auf diese Frage in der Begegnung mit ganz unterschiedlichen Menschen, ihrer Traurigkeit, ihrem Mut, ihrer Zuversicht: Ob mit einer verflossenen Liebe, einer verunsicherten Airbnb-Gastgeberin oder einer Jugendfreundin, die unheilbar krank ist.

»Was fehlt dir« ist ein Buch über das emphatische Einfühlen und darüber, dass wir viel mehr füreinander tun können, als wir vielleicht meinen: indem wir genau hinhören. Ein Roman, der zugleich ein Porträt davon liefert, was es heißt, gerade jetzt am Leben zu sein. Poetisch und federleicht, ein Buch, das Hoffnung macht - und große Freude.

»Voller Geistesgegenwart und Zärtlichkeit.« PEOPLE.

»Ein profundes Buch.« THE TIMES LITERARY SUPPLEMENT.

»Ein anmutiger Roman.« THE NEW YORKER.

»Man folgt ihr gespannt bis zur letzten Seite und fühlt sich auf eine sehr zivilisierte Weise getröstet.« JOHANNA ADORJÁN.

»Liebe, Verlust, Freundschaft, Empathie - und so viel Weisheit. Ich verehre Sigrid Nunez.« PAULA HAWKINS.



Sigrid Nunez ist eine der beliebtesten Autorinnen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Für ihr viel bewundertes Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Für ihren Roman 'Der Freund' erhielt sie 2018 den National Book Award und erreichte international ein großes Publikum. Im Aufbau Verlag ist außerdem ihr Buch 'Sempre Susan. Erinnerungen an Susan Sontag' erschienen. Sigrid Nunez lebt in New York City. Anette Grube, geboren 1954, lebt in Berlin. Sie ist die Übersetzerin von Arundhati Roy, Vikram Seth, Chimamanda Ngozi Adichie, Mordecai Richler, Yaa Gyasi, Kate Atkinson, Monica Ali, Richard Yates und vielen anderen.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Ich machte mich auf den Weg, um mir den Vortrag eines Mannes anzuhören. Die Veranstaltung fand auf einem College-Campus statt. Der Mann war Professor, aber er lehrte an einem anderen College, in einem anderen Teil des Landes. Er war ein weithin bekannter Autor, der Anfang des Jahres einen internationalen Preis gewonnen hatte. Doch obwohl die Veranstaltung kostenlos und der Öffentlichkeit frei zugänglich war, füllte sich das Auditorium nur zur Hälfte. Auch ich war nur aufgrund eines Zufalls im Publikum, in dieser Stadt. Eine Freundin von mir lag in einem örtlichen Krankenhaus, das auf die Behandlung ihres besonderen Typs von Krebs spezialisiert war. Ich war gekommen, um diese Freundin, diese alte, mir sehr liebe Freundin, zu besuchen, die ich seit mehreren Jahren nicht gesehen hatte und angesichts der Schwere ihrer Krankheit vielleicht auch nicht wiedersehen würde.

Es war die dritte Woche im September 2017. Über Airbnb hatte ich ein Zimmer gemietet. Die Gastgeberin war eine pensionierte Bibliothekarin, eine Witwe. Aus ihrem Profil wusste ich, dass sie vier Kinder und sechs Enkelkinder hatte und ihre Hobbys unter anderem Kochen und Theaterbesuche waren. Sie lebte im obersten Stock einer Anlage mit Eigentumswohnungen in ungefähr dreieinhalb Kilometer Entfernung vom Krankenhaus. Die Wohnung war sauber und aufgeräumt und roch leicht nach Kreuzkümmel. Die Einrichtung des Gästezimmers war so, wie offenbar die meisten übereingekommen sind, dass der Mensch sich wohlfühlt: kleine flauschige Teppiche, ein Bett mit einer Hecke aus Kissen und einer dicken Daunendecke, ein Tischchen, darauf ein Keramikkrug mit getrockneten Blumen, und auf dem Nachttisch ein Stapel Taschenbuchausgaben von Krimis. Die Art Zimmer, in der ich mich nie wohlfühle. Was die meisten Leute heimelig - gemütlich, hygge - nennen, finden andere erdrückend.

Eine Katze war versprochen worden, aber ich sah keine Spur von ihr. Erst später, als ich abreiste, erfuhr ich, dass die Katze meiner Gastgeberin zwischen meiner Buchung und meiner Ankunft gestorben war. Sie teilte es mir brüsk mit, wechselte sofort das Thema, so dass ich sie nicht danach fragen konnte - was ich in der Tat hatte tun wollen, weil ich aufgrund ihres Verhaltens den Eindruck hatte, dass sie danach gefragt werden wollte. Mir kam der Gedanke, dass sie nicht wegen ihrer Gefühle einfach so das Thema wechselte, sondern eher aufgrund der Sorge, dass ich mich später beschweren könnte. Triste Gastgeberin sprach zu viel von toter Katze. Die Sorte Kommentar, die man ständig auf der Website findet.

Ich trank Kaffee in der Küche, aß etwas von dem Tablett mit Snacks, das die Gastgeberin für mich bereitgestellt hatte (während sie sich, so, wie es Airbnb-Gastgebern empfohlen wird, rar machte), und studierte die Korktafel, an der sie für Gäste Flyer mit Veranstaltungshinweisen aufgehängt hatte. Eine Ausstellung mit japanischen Drucken, eine Arts-and-Crafts-Messe, Gastauftritte einer Tanzkompanie aus Kanada, ein Jazzfestival, ein karibisches Kulturfestival, ein Veranstaltungsplan des örtlichen Sportstadions, eine Lesung. Und an diesem Abend um halb acht der Vortrag des Autors.

Auf dem Foto sieht er hart aus - nein, »hart« ist zu hart. Sagen wir streng. Er sieht aus wie viele weiße Männer ab einem gewissen Alter: völlig weißes Haar, Hakennase, schmale Lippen, durchdringender Blick. Wie ein Raubvogel. Wohl kaum anziehend. Wohl kaum ein Bild, das vermittelt: Bitte, komm und hör dir meinen Vortrag an. Würde dich gern sehen! Sondern eher: Täusch dich nicht, ich weiß viel mehr als du. Du solltest mir zuhören. Vielleicht verstehst du dann, wo's langgeht.

Eine Frau stellt ihn vor. Die Institutsleiterin, die ihn eingeladen hat. Sie ist ein vertrauter Typ: Die hippe Akademikerin, der intellektuelle Vamp. Jemand, der unbedingt mitteile