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Hôtel Provençal

Eine Geschichte der Côte d'Azur | Lutz Hachmeister

E-Book (EPUB)
2021 C. Bertelsmann
240 Seiten
ISBN: 978-3-641-19817-6

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Kurztext / Annotation
Wie die Französische Riviera erfunden wurde
Über dem Pinienwald des Seebads Juan-les-Pins thront seit 44 Jahren die verlassene Ruine des ehemaligen Luxushotels 'Le Provençal'. Hier logierten einst Gäste wie Winston Churchill, Lilian Harvey, Charlie Chaplin und Miles Davis; galt es doch zu seiner Eröffnung 1927 als die modernste und aufregendste Herberge der Côte d'Azur. Lutz Hachmeister beschreibt in seinem außergewöhnlichen Buch das Schicksal dieses Gebäudes und zeichnet dabei den Aufstieg Juan-les-Pins zu einem einzigartigen Ort ausschweifenden Vergnügens nach. Auf dieser farbenprächtigen Tour de Force erweckt Hachmeister die Geister der intellektuellen und künstlerischen Prominenz, aber auch viele zwielichtige Gestalten wieder zum Leben. Das Buch ist eine faszinierende Kulturgeschichte und zugleich eine Einladung zu einer Reise an die Côte.

Lutz Hachmeister, geboren 1959 in Minden/Westfalen, ist Publizist, Filmemacher und Kommunikationsforscher. Der ehemalige Chef des Grimme-Instituts zählt zu den bekanntesten deutschen Dokumentarfilmern. Er hat Produktionen wie »Das Goebbels-Experiment« (2005), »Ich, Reich-Ranicki« (2006) und »Auf der Suche nach Peter Hartz« (2011) realisiert, zuletzt produzierte er »Günter Wallraff, Rollenspieler« (2022). In der Penguin Random House Verlagsgruppe erschienen von ihm u.a. die Sachbücher »Nervöse Zone. Politik und Journalismus in der Berliner Republik« (DVA, 2007) und »Hannover. Ein deutsches Machtzentrum« (DVA, 2016).

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Diese besondere Küste

Amerikaner, Engländer, Franzosen, Deutsche, Schweden, Italiener. Liebeleien, Enttäuschungen, Streit, Versöhnung, Mord. Die Côte d'Azur erregte ihn, wie ihn kein anderer Ort der Welt, den er je kennengelernt hatte, erregen konnte. Und dabei war diese Biegung der Mittelmeerküste so winzig, an der die herrlichen Namen wie die Perlen einer Kette aufgereiht waren - Toulon, Fréjus, Saint-Raphaël, Cannes, Nizza, Menton und dann San Remo.

PATRICIA HIGHSMITH, Der talentierte Mr. Ripley

In Juan-les-Pins war ich zum ersten Mal im Februar 1989. Es war angenehm leer an den Stränden der Französischen Riviera. Graham Greene, dessen langjährige Geliebte Yvonne Cloetta in einer Villa oberhalb des Zentrums von Juan-les-Pins wohnte - er selbst bevorzugte von 1966 bis 1990 als Hauptwohnsitz ein unscheinbares Neubauappartement in Antibes - hatte über diese von allen Kundigen bevorzugte Nebensaison in einer Kurzgeschichte geschrieben:

Das war die Jahreszeit, die ich am meisten liebe, wenn Juan-les-Pins so schäbig wird wie ein Vergnügungspark, in dem alle Buden mit Brettern verschlagen sind, wenn am Pam Pam und am Maxim Karten mit der Aufschrift »Fermeture annuelle« angebracht sind, und wenn der »Concours International Amateur de Striptease« im Vieux Colombier wieder für eine Saison vorüber ist.

Das sanfte Mittelmeer war unvermutet böse, die einzige Lokalzeitung, der Nice Matin - damals weit mehr als heute ein Revolverblatt mit wildem Layout -, berichtete über einen Rentner, den eine Flutwelle von der Seepromenade in Menton in den Vorgarten eines Restaurants gespült hatte, wo er nur noch tot geborgen werden konnte. Es waren auch die letzten Monate der alten Weltordnung, aber das konnte damals keiner wissen. Kurze Zeit später fiel die Berliner Mauer, der »Ostblock« und der Warschauer Pakt brachen auseinander. Solche welthistorischen Umwälzungen kümmern die Côte d'Azur nicht, denn hier wechselt nur die Nationalität der vermögenden Investoren. Aktuell setzt man auf reiche Chinesen und Araber, in den 1990er Jahren dominierten unangefochten die russischen neureichen Oligarchen, »novarichs« wie Roman Abramowitsch mit seinem pompös renovierten Château de la Croë am Cap d'Antibes. Zuvor wohnten da Bauherr Sir Pomeroy Burton, Generaldirektor der Associated Newspapers, dann der Herzog und die Herzogin von Windsor sowie die griechischen Reeder-Tycoons Aristoteles Onassis und Stavros Niarchos.

Ich war - biografisch eher verspätet - zum ersten Mal an der Côte d'Azur. Sie erschien mir durch ihre filmischen Spiegelungen aber ziemlich vertraut: Über den Dächern von Nizza, Swimmingpool, Und Gott schuf die Frau, Der Gendarm von Saint-Tropez, Lautlos wie die Nacht, Sag niemals nie, Nur die Sonne war Zeuge, Bonjour Tristesse, Zwei hinreißend verdorbene Schurken und Hunderte von B-Movies mit deutschen Titeln wie Nimm's leicht, nimm Dynamit oder Der Panther wird gehetzt. All die Filmpaare - Alain Delon und Romy Schneider, Grace Kelly und Cary Grant, Lino Ventura und Françoise Fabian, Sean Connery und Kim Basinger -, die sich wiederum bruchlos mit der inzwischen untergegangenen Playboy-Szenerie mischten - Aly Khan und Rita Hayworth, Gunter Sachs und Brigitte Bardot, Danielle Darrieux und Porfirio Rubirosa (jener Playboy-Diplomat aus der Dominikanischen Republik mit dem klingendsten Namen, der sich für diese fast ausgestorbene Spezies nur denken lässt) sowie Aristoteles Onassis, auch kein schlechter Name, mal mit Maria Callas, mal mit Jackie Kennedy. In keiner anderen Landschaft der Welt, auch nicht in Kalifornien oder in der Normandie, überlagern und durchdringen Literatur, bildende Kunst und Film alle unmittelbaren Eindrücke und Assoziationen derart. Es handelt sich hier um eine unmittelbar fiktionalisierte Wirk