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1984Overlay E-Book Reader

1984

Roman. Neu übersetzt von Gisbert Haefs, mit einem Nachwort von Mirko Bonné - Penguin Edition (Deutsche Ausgabe) - Klassiker einfach lesen | George Orwell

E-Book (EPUB)
2024 Penguin Verlag
448 Seiten
ISBN: 978-3-641-31480-4

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Kurztext / Annotation
«Orwell told the truth.» Christopher Hitchens
Der dystopische Klassiker der Weltliteratur in neuer Übersetzung

Winston Smith ist Mitarbeiter im Ministerium der Wahrheit und er macht zwei entscheidende Fehler: Er verliebt sich in seine Kollegin Julia, und er stellt die totalitäre Welt, in der sie jederzeit vom sogenannten »Big Brother« überwacht werden, infrage. Das ist im Weltreich Ozeanien eine Todsünde.
Orwell, laut »Observer« der größte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, gelang mit seiner beklemmenden Vision einer Staatsdiktatur, die kein Privatleben duldet, sondern die Gedanken und Gefühle der Bürger bis ins Letzte diktiert, ein Großklassiker der Moderne.

Totalitärer Überwachungsstaat, Entmündigung des Individuums, lückenlose Observation und Manipulation, Gehirnwäsche und Geschichtsfälschung - selten hat eine bei Erscheinen noch völlig absurd anmutende Dystopie die Zukunft der Menschheit so exakt und visionär vorhergesagt wie dieser Bestseller aus dem Jahre 1948.

PENGUIN EDITION. Zeitlos, kultig, bunt.

George Orwell wurde 1903 in Motihari/ Bengalen als Sohn eines britischen Kolonialbeamten geboren. Er besuchte Privatschulen in England, diente in der burmesischen Imperial Police, arbeitete als Lehrer und Buchhandelsgehilfe, machte als Vagabund in Südengland und Paris Erfahrungen, kämpfte auf republikanischer Seite im Spanischen Bürgerkrieg und arbeitete als freier Schriftsteller und Journalist. Neben seinen Welterfolgen »Farm der Tiere« und »1984« ist er durch zahllose politische wie literarische Essays bekannt geworden. Er starb 1950 in London.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

I

Es war ein klarer, kalter Tag im April, und die Uhren schlugen dreizehn. Winston Smith drückte das Kinn auf die Brust, um dem beißenden Wind zu entgehen, und schlüpfte schnell durch die Glastüren der Victory Mansions, aber nicht schnell genug, um zu verhindern, dass ein Wirbel grobkörnigen Staubs mit ihm hineingelangte.

Im Hausflur roch es nach gekochtem Kohl und alten Fußmatten. An einem Ende hatte man ein buntes Plakat, für Innenräume eigentlich zu groß, an die Wand geheftet. Es zeigte nichts als ein riesiges Gesicht, über einen Meter breit: das Gesicht eines etwa fünfundvierzigjährigen Mannes mit dichtem schwarzem Schnurrbart und markigen, ansehnlichen Zügen. Winston ging zur Treppe. Es mit dem Aufzug zu versuchen war sinnlos. Selbst zu den besten Zeiten funktionierte er selten, und im Moment war der Strom tagsüber abgeschaltet. Das gehörte zu den Sparmaßnahmen in Vorbereitung der Hass-Woche. Die Wohnung lag im siebten Stock, und Winston, neununddreißig Jahre alt und mit einem Krampfadergeschwür über dem rechten Knöchel, ging langsam hinauf und legte mehrere Pausen ein. Auf jedem Absatz starrte gegenüber vom Aufzugsschacht das Plakat mit dem riesigen Gesicht von der Wand. Es war eines jener Bilder, die so angelegt sind, dass einem die Augen bei jeder Bewegung folgen. DER GROSSE BRUDER BEOBACHTET DICH, stand darunter.

In der Wohnung verlas eine sonore Stimme eine Reihe von Zahlen, die etwas mit der Produktion von Roheisen zu tun hatten. Die Stimme kam aus einer länglichen Metalltafel ähnlich einem matten Spiegel, die in die rechte Wand eingelassen war. Winston drehte einen Knopf, und die Stimme wurde etwas leiser, aber die Wörter waren immer noch zu verstehen. Das Gerät (Teleschirm genannt) ließ sich leiser stellen, aber nicht völlig abschalten. Er ging zum Fenster: eine schmächtige, zerbrechliche Gestalt, und der blaue Overall, Uniform der Partei, betonte die Magerkeit seines Körpers nur noch mehr. Sein Haar war sehr hell, sein Gesicht von Natur aus rötlich, die Haut rau von grober Seife, stumpfen Rasierklingen und der Kälte des eben vergangenen Winters.

Selbst durch das geschlossene Fenster wirkte die Außenwelt kalt. Unten auf der Straße wirbelten kleine Windstrudel Spiralen aus Staub und Papierfetzen auf, und trotz des Sonnenscheins und des grellblauen Himmels schien es keinerlei Farben zu geben außer auf den überall angebrachten Plakaten. Das Gesicht mit dem schwarzen Schnurrbart blickte unübersehbar von jeder Ecke. Eines hing an der Fassade genau gegenüber. DER GROSSE BRUDER BEOBACHTET DICH, sagte die Unterzeile, und die dunklen Augen blickten tief in die von Winston. Unten auf Straßenhöhe flappte die losgerissene Ecke eines anderen Plakats stoßweise im Wind, wobei das Wort ENGSOZ abwechselnd bedeckt und enthüllt wurde. In einiger Entfernung kreiste ein Helikopter zwischen den Dächern, schwebte einen Moment lang wie eine Schmeißfliege und flog dann in einem Bogen wieder weg. Es war die Polizeipatrouille, die den Leuten in die Fenster schaute. Die Patrouillen waren jedoch nicht wichtig. Wichtig war allein die Gedankenpolizei.

Hinter Winstons Rücken plapperte die Stimme vom Teleschirm weiter über Roheisen und die Übererfüllung des Neunten Dreijahresplans. Der Teleschirm empfing und sendete gleichzeitig. Der Schirm würde jedes über ein ganz leises Flüstern hinausgehende Geräusch, das Winston machte, auffangen; außerdem war er ebenso zu sehen wie zu hören, solange er im Sichtfeld der Metalltafel blieb. Natürlich konnte man nicht wissen, ob man in einem bestimmten Moment beobachtet wurde. Wie oft oder nach welchem System sich die Gedankenpolizei bei den einzelnen Schirmen einschaltete, ließ sich nur raten. Es war sogar denkbar, dass sie unausgesetzt jeden beobachteten. Jedenfalls konnten sie sich zuschalten, wann immer sie wollten. Man hatte mit der Annahme zu leben - und tat dies aus Gewohnheit, die zum Instinkt wurde -, dass jedes