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Der neue bewegende Jugendroman von BookTok-Autorin Kathleen Glasgow | Kathleen Glasgow

E-Book (EPUB)
2024 S. Fischer Verlag Gmbh
Auflage: 1. Auflage
448 Seiten; ab 14 Jahre
ISBN: 978-3-7336-0620-6

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€ 12,99

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Kurztext / Annotation
»Joe war mal cool. Jetzt ist er nur noch irgendsoein drogenabhängiger Loser.« Emmy steht in einer der Kabinen der Mädchentoilette und weint. Sie weiß, dass ihr großer Bruder Joey viel mehr ist als das. Joey ist derjenige, der ihr das Fahrradfahren beigebracht hat, weil ihre Eltern ständig arbeiten mussten. Joey saß stundenlang mit ihr in der Bettlakenhöhle, und hörte ihr beim Vorlesen zu, selbst als er schon viel zu alt dafür war. Joe zeigte ihr, wie man Rührei macht und ließ sie zugucken, während er malte. Bis zu dem Tag, an dem Emmy an seine Zimmertür klopft und Joey mit kalter Stimme sagt: »Geh weg.« Ein Roman darüber, dass kein Mensch nur gut ist oder nur schlecht ... sondern mindestens beides. Von der »New York Times«- und »SPIEGEL«-Bestsellerautorin sowie der TikTok-Sensation »Girl in Pieces« ? das neue bewegende Jugendbuch von Kathleen Glasgow.

Kathleen Glasgow lebt und schreibt in Tucson, Arizona. »Girl in Pieces« ist ihr erstes Jugendbuch und wurde direkt ein »New York Times«-Bestseller. Inzwischen hat sie mehrere Jugendbücher veröffentlicht, die vielfach ausgezeichnet und in 24 Sprachen übersetzt worden sind.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

6

Als ich in die Küche gehumpelt komme, legt meine Mutter die Zeitung zusammen, die sie gerade gelesen hat, und stellt ihre Kaffeetasse darauf. »Ja, wen haben wir denn da«, sagt sie betont fröhlich und wendet sich dem Herd zu. Sie häuft Rührei auf den Teller vor mir. »Heute ist ein großer Tag. Du musst etwas essen. Du hast in letzter Zeit nicht viel gegessen. Ich mache mir ein bisschen Sorgen.«

Sie schnuppert übertrieben - »Hast du geduscht?« -, streicht sich die Haare zurück und dreht sie zu einem eleganten, lässigen Dutt. Sie trägt eine hübsche cremefarbene Bluse, eine dunkelgraue Jacke und ihre glänzenden schwarzen Schuhe zu einer weit ausgestellten Hose. Ihre Arbeitskleidung.

»Du gehst zur Arbeit?«, frage ich, und meine Stimmung sinkt. Ich dachte, sie würde vielleicht mitkommen wollen, wenn sie mir endlich die Schiene abnehmen, die ich seit fünf Wochen trage. Ich weiß selbst nicht, warum ich mir Hoffnungen gemacht habe.

Sie runzelt die Stirn. »Ja, natürlich. Heute kann ich nicht fehlen. Wir haben eine eidesstattliche Aussage. Maddie ist da. Sie kann dich hinbringen.«

Ich esse ein paar Bissen Rührei und schiebe den Rest auf dem Teller herum, während sie Portemonnaie, Schlüssel und Handtasche zusammensucht. Meine Mutter ist Anwältin, mein Dad Arzt in der Notaufnahme, was bedeutet, dass beide so gut wie immer arbeiten. Trotzdem dachte ich, wenigstens einer von ihnen würde dabei sein wollen, wenn ich meine Schiene abkriege.

»Nicht schmollen, Emory. Blue Spruce wird von der Versicherung nicht übernommen, Daddy und ich können nicht freinehmen.« Blue Spruce ist die Klinik in Colorado, in die sie Joey geschickt haben.

Ich schaue auf meinen Teller. Einmal, in der dritten Klasse, als meine Mutter Joey und mich vor der Schule absetzte, flüsterte eine der Mütter auf dem Bürgersteig: »Die Familie ist sündhaft reich, es überrascht mich, dass sie keinen Chauffeur für ihre kleinen Schätze haben.«

Als ihr klarwurde, dass ich ihre Worte gehört hatte, lächelte sie mich breit und künstlich an und winkte meiner Mutter nach. Ich war erst acht, aber ich verstand sehr gut, was sie meinte.

Mit dem Geld der Familie meiner Mutter könnten sie Joeys Entzugsklinik zigmal bezahlen, und es ginge uns immer noch bestens. Sie muss nicht arbeiten, sie will.

Maddie kommt mit Fuzzy auf dem Arm in die Küche. »Wo ist mein Frühstück?«, fragt sie verschlafen.

»Du bist auf dem College«, erwidert meine Mutter. »Du kannst dir dein Frühstück selbst machen. Und beeil dich. Emmys Termin ist um zehn.«

Ich schiebe meinen Teller in Maddies Richtung. »Du kannst den Rest von meinem haben.«

»Oh, das hätte ich fast vergessen«, sagt meine Mutter. »Hier.«

Sie drückt mir ein rosa Handy in die Hand.

»Das andere«, sagt sie leise, und ihre Augenbrauen ziehen sich ganz leicht zusammen, »war ... zertrümmert.«

Ich beiße mir auf die Lippe. Zertrümmert. Bei dem Unfall. Ich hielt es umklammert, während Luther Leonard lachte und immer schneller fuhr.

»Die Nummer ist die alte«, sagt sie und nippt an ihrem Kaffee. »Sie haben alles überspielt.« Sie stellt ihre Tasse ab und dreht sich um, nimmt die Pfanne vom Herd und schrubbt sie in der Spüle ab.

»Ha«, sagt Maddie, setzt Fuzzy ab und steckt sich mit den Fingern ein Stück Rührei in den Mund. »Das sagen sie, aber ich glaube das nicht. Irgendwas fehlt immer.«

Sie greift nach der Zeitung, die meine Mutter gelesen hat. »Ist die von heute?«

Meine Mutter wirbelt herum. »Nein!« Sie versucht, Maddie die Zeitung aus der Hand zu reißen.

»Mom!« Maddie macht einen Schritt zur Seite und schlägt die Zeitung auf. Ihr Gesicht wird blass, und sie faltet sie schnell wieder zusammen und klemmt sie sich unter den Arm.

»Was?«, frage ich. »Was ist?«

Meine Mutter und Maddie sehen sich an. Ich nehme Maddie die Zeitung weg.

Auf