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Geheimnisse, Lügen und andere Währungen

Ein Ministeriums-Krimi | Wolfgang Ainetter

E-Book (EPUB)
2024 Haymon
312 Seiten
ISBN: 978-3-7099-8425-3

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Kurztext / Annotation
Alarm im Berliner Regierungsviertel! Der wichtigste Beamte eines Ministers ist verschwunden - er wurde entführt! Der charismatische Wiener André Heidergott ist der Kommissar, dem die Mächtigen Deutschlands vertrauen. Er deckt auf: Das Opfer war ein Meister der Lügen und Intrigen. Ein mächtiger Beamter plötzlich ganz ohnmächtig. Was zieht einen österreichischen Charmeur und Polizeioberkommissar nach Berlin? Natürlich die Liebe! André Heidergott, seines Zeichens leiwander Wiener, wohnt wegen seiner jetzigen Ex-Frau in Moabit. Mit den großen Gefühlen hat sich aber leider auch die gute Laune verflüchtigt. Was auch nicht hilft: Ein hoher Beamter wird entführt - und Heidergott muss ins Ermittlerteam 'BAO Finsterweg'. Entführungsopfer Hans-Joachim Lörr steht kurz vor seiner Pensionierung und hat sich im Lauf seiner Beamtenkarriere viele Feinde gemacht, denn in Wahrheit hielt er als rechte Hand des Ministers stets die Fäden in der Hand und steckte jeden Untergebenen, der Widerspruch wagte, in eine dunkle Besenkammer. Mit seiner Vorgesetzten Emily Schippmann ermittelt Heidergott im Berliner Regierungsviertel, wo gute Beziehungen alles sind. Der geizige und verfressene Hans-Joachim Lörr war ein Meister der Machtspiele. Zahlt er dafür jetzt den Preis? Tatort Regierungsviertel: staubige Schreibtische und giftige Aktenschränke Auf der Suche nach dem verschwundenen Ministerialdirektor schaut André Heidergott in verstaubte Schreibtische und giftige Aktenschränke - dorthin, wo die dunkelsten Geheimnisse der Beamten lagern. Als Wiener ist er viel gewöhnt, die Geschichte des politischen Sumpfs in Österreich reicht ja bekanntlich weit zurück, doch während seiner Ermittlungen tun sich Abgründe auf, die nicht einmal er für möglich gehalten hat. Interessant (aber nicht unbedingt überraschend) ist nur: Alle haben davon gewusst, aber niemand hat je darüber gesprochen. Die Liste der Verdächtigen, auf der der Minister höchstselbst zu finden ist, ist entsprechend lang. Da könnte es fast passieren, dass die Ermittlungen länger dauern als die Entführung ... Galgenhumor als politische Überlebensstrategie. Keine deutsche und keine österreichische Partei, kein Affären-Politiker der letzten siebzig Jahre, auch nicht die Presse und ihr Umgang mit Politiker*innen bleibt in Wolfgang Ainetters Kriminalroman verschont. Eines wird dabei ganz schnell deutlich: Berlin steht Wien in nichts nach - oder Wien Berlin? Ein Gutes hat das Ganze aber: Es gibt großartigen Stoff für einen Krimi voller skurrilem Hintergrundwissen. Wolfgang Ainetter kennt die Politik von allen Seiten - als Journalist ebenso wie als Ministersprecher. Dabei hat er eines gelernt: sich niemals und unter keinen Umständen den Mund verbieten zu lassen. In seinem ersten Ministeriumskrimi widmet er sich ungeschminkt und mit viel Komik der Beamten- und Politikrealität: der Polit-Insider nimmt uns mit in die Hochburg der deutschen Bürokratie und bringt uns damit - man glaubt es kaum - tatsächlich zum Lachen.

Wolfgang Ainetter, oder wie die Tagesschau ihn nennt: 'der studierte Psychologe mit seinem dezenten Wiener Schmäh', war Kommunikationschef im deutschen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Als ehemaliger Ministersprecher kennt er sich bestens im Zentrum der Macht aus. Davor arbeitete Wolfgang Ainetter 25 Jahre lang als Journalist, unter anderem als Chefredakteur des österreichischen Wochenmagazins 'News' und als Nachrichten-Chef bei 'BILD'.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Die Frau des Schattenministers

Da saß also Frau Lörr mit mir am großen Wohnzimmertisch und behauptete, dass sie eine glückliche Ehe führe. Ich musste nicht Horst Schimanski (fast realer Kriminalhauptkommissar) und auch nicht Horst Seehofer (realer Ehe-Experte) heißen, um zu erkennen, dass das nicht stimmte.

Caro Himmler, die Büroleiterin des Abteilungsleiters, hat mir einige Zeit später die wahre Geschichte über die Liebe der Lörrs erzählt. Sie ist im Übrigen eine wunderbare Frau. Ohne Caro Himmler wäre ich bei meinen Ermittlungen im Ministerium aufgeschmissen gewesen.

Vor 41 Jahren heiratete Hiltrud Lörr (geborene Wolzenburg) den ersten Mann, der ihr einen Antrag gemacht hatte. Hans-Joachim Lörr war weder romantisch noch charmant noch gutaussehend (sie störten seine schiefen Schneidezähne), aber Bundesbeamter - und nichts war für die Tochter eines Aquarienreinigers attraktiver als eine finanziell sichere Partie.

Nach kurzem Zögern hatte sie Ja gesagt. Ihre Eltern konnten Hans-Joachim wegen seines Geizes nie leiden. Dem Schwiegersohn bereitete es sichtbare Schmerzen, wenn er in der Dorfkonditorei eine Bananenmilch oder eine hausgemachte Holunderblütenlimonade für die Schwiegereltern ausgeben sollte, die Speisekarte hatte die Kellnerin sofort wieder mitzunehmen, damit ja niemand auf die Idee kam, etwas zum Essen zu bestellen. "Ich bin nur ein kleiner Beamter und habe keinen Geldscheißer", pflegte er zu sagen.

Während andere Paare zur Hochzeitsreise nach Italien, Mallorca oder sogar in die Karibik jetteten, fuhren Hiltrud und Hans-Joachim Lörr mit dem Zug, zweite Klasse, für fünf Tage nach Cochem an der Mosel in Rheinland-Pfalz. Hans-Joachim kannte den Betreiber der dortigen Jugendherberge, sie bekamen ein kostenloses Zimmer mit zwei Stockbetten.

Auch mit Gefühlen war Hans-Joachim sparsam: kein liebes Wort, keine Zärtlichkeiten, nie Blumen. Beim Sex - inzwischen längst eingestellt - war HansJoachim immer zu schnell am Ziel, die Kondome vom Discounter kamen meist zweimal zum Einsatz. "Geiz macht geil", hatte Hans-Joachim einmal nach vollzogenem Akt zu Hiltrud gesagt, und sie wusste nicht, ob er das ernst oder lustig meinte. Wie gesagt: Mir hat das Caro Himmler berichtet, die dieses pikante Detail von Hiltrud Lörr erfahren hatte, als diese mal in weinseliger Stimmung war und jemanden zum Ausheulen brauchte. Dass die Büroleiterin solche Dinge über ihren Chef wissen wollte, halte ich für ausgeschlossen.

Bereits am Anfang ihrer Ehe zerschlug Hans-Joachim ihren Kinderwunsch, was Hiltrud, die mit drei jüngeren Geschwistern aufgewachsen war, im Innersten traf. "Kinder sind mir zu laut und - noch schlimmer - zu teuer", hatte er gesagt. "Windeln, Babysachen, Kinderwagen, Bücher, Schultaschen, Kleidung, Bustickets, Klassenfahrten, Urlaube, Kindergeburtstage, Taschengeld - jetzt hätte ich fast die Essenskosten vergessen! Kinder fressen einem die Haare vom Kopf. Wenn man Pech hat, wollen sie mit 18 nicht ausziehen, sondern auch noch studieren. Und wenn man doppeltes Pech hat, fallen sie bei jeder zweiten Prüfung durch und die Eltern müssen ewige Studenten durchfüttern."

Ich persönlich hätte gerne einen Sohn oder eine Tochter, lieber eine Tochter als einen Sohn, weil Väter zu Töchtern fast immer die engere Beziehung haben, wurde mir gesagt, aber bei meiner ersten Frau hat es trotz vieler Bastelversuche nicht funktioniert und meine zweite wollte keine Kinder. Schade eigentlich. Hiltrud Lörr litt während der ersten Ehejahre still, bis sie entschied, sich ihrem dominanten Mann in allem zu unterwerfen und ihn im Sparen sogar noch zu übertreffen (denn Scheidung kam nicht in Frage). Je weniger sie vom Haushaltsgeld anfasste, desto harmonischer gestaltete sich ihre Beziehung. Es war Hiltruds Idee, dass die vielen Lobbyisten, die ihren Mann beruflich um Hilfe baten, dafür mit Essen bezahlen sollten. Entweder mit Kuchen und Torten, die die Verbandsfritzen karto