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Helga räumt auf

Frau Huber ermittelt. Der zweite Fall | Thomas Raab

E-Book (EPUB)
2020 Verlag Kiepenheuer & Witsch Gmbh
Auflage: 1. Auflage
336 Seiten
ISBN: 978-3-462-31986-6

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Kurztext / Annotation
Flirrende Hitze über Glaubenthal, da brennen schon mal die Sicherungen durch. Ein neuer Fall für Hannelore »Hanni« Huber des österreichischen Bestsellerautors Thomas Raab. Eigentlich hat sich die alte Huber von Herzen auf den Sommer gefreut. Herrlich ist das, wenn endlich wieder haufenweise Glaubenthaler in den Urlaub verschwinden! Eine paradiesische Stille legt sich über die Postkartenidylle, überall himmlische Ruhe. Bis auf den Friedhof, denn da ist plötzlich Akkordarbeit angesagt. Pünktlich zum Schulschluss braut sich etwas zusammen, werden Jauchegruben mit Planschbecken verwechselt (?) und steckt eine Leiche im Stroh. Ja, ganz richtig gelesen: Stroh. Genau genommen: im Strohballen. Die gewaltige Hitze steigt nämlich nicht nur den Rindviechern zu Kopf, sondern auch den Einheimischen. Was für die alte Huber ja durchaus dasselbe ist. Insbesondere wenn es um die Praxmosers und Grubmüllers geht. Seit zwei Generationen innig verfeindete Familien, die nun die Gunst der stillen Stunden nutzen, ihrer Zwietracht freien Lauf zu lassen. Und Hanni Huber stößt nicht nur höchstpersönlich auf weitere Leichen, sondern auch auf ein zauberhaftes Schattenwesen im Blumenkleid: Helga. Mit großartigem schwarzem Humor und düsterer Fabulierlust schickt Thomas Raab seine Ermittlerin in die Schusslinie zweier Familien. Und am Ende der Geschichte wird im beschaulichen Glaubenthal nichts mehr sein, wie es mal war.

Thomas Raab, geboren 1970, lebt nach abgeschlossenem Mathematik- und Sportstudium als Schriftsteller, Komponist und Musiker mit seiner Familie in Wien. Zahlreiche literarische und musikalische Nominierungen und Preise, u.a. den »Buchliebling« 2011 und den Leo-Perutz-Preis 2013. Die Kriminalromane rund um den Restaurator Willibald Adrian Metzger zählen zu den erfolgreichsten in Österreich. Zwei davon wurden bereits für die ARD verfilmt. Außerhalb der Metzger-Reihe erschien 2015 der vom Feuilleton hoch gelobte Serienmörderroman »Still. Chronik eines Mörders«. 2017 wurde Thomas Raab mit dem erstmals verliehenen Österreichischen Krimipreis ausgezeichnet. »Peter kommt später« ist nach »Walter muss weg« (2019) und »Helga räumt auf« (2020) der dritte Band der Bestsellerreihe um die Ermittlerin Hannelore Huber.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

4 Volker gegen Gottlieb

»Einen wunderschönen guten Morgen, Kollege Swoboda, so früh schon in Amt und Würden, oder haben Sie gleich hier auf der Dienststelle übernachtet?«

»Ich wüsste nicht, was an diesem Morgen schön sein sollte, Untersattler!«

»Na, dann sehen Sie doch einfach mich an!«

»Na, dann sind S' froh, dass ich kurzsichtig bin. Außerdem, was soll das, es ist gleich 9 Uhr?«

»Zeit, Herr Kollege. Zeit ist relativ. Und Sie schauen definitiv so aus, als wäre es jetzt 6 Uhr und Sie um 5 schlafen gegangen. Also: Was ist los?«

 

Viel ist los. Er soll also die Untersattler anschauen, um zu sehen, was schön ist! Na, bravo! Will sie mit ihm anbandeln? Ihn in die leer stehende Zelle für Untersuchungshaft schleppen und dort untersuchen? Wolfram Swoboda ist zwar, was das andere Geschlecht betrifft, allein schon aus profanster Notwendigkeit wirklich kein Kostverächter, einfach zugreifen, wenn sich die Gelegenheit bietet, Angelika Unterberger-Sattler, kurz Untersattler, aber könnte wahrscheinlich nicht einmal er sich schönsaufen. Und das trotz seiner bereits bedenklich lang anhaltenden Zwangsdiät.

»Keine Sorge. Irgendwann erwischt es aus hormonellen Gründen jeden. Und es ist ein Teufelskreis. Die ausbleibende Erektion, die fehlende Lust, und was der Körper nicht nutzt, baut er ab. Use it or lose it. Gilt für das Gehirn, die Muskeln, die Potenz. Sie sollten wieder regelmäßiger onanieren!«, hat ihn sein Urologe zwar zur Beruhigung wissen lassen, mit welcher Rasanz es ab Fünfzig aufwärts allerdings abwärts geht, wurde Wolfram Swoboda verheimlicht. Einzig die Uhren, die Harnröhre und der Nasenhaartrimmer laufen da noch auf Hochtouren. Erbärmlich ist das.

»Aber es gibt natürlich Abhilfe, Herr Swoboda, sogar für Sie, weil Sportler wird aus Ihnen ja vermutlich keiner mehr!«

Folglich schmiert er sich seit Neuestem Testosterongel um die Hüften und schluckt wie die Rindviecher auf den Weiden emsig Schmetterlingsblütler, sprich Bockshornklee, in seinem Fall als Kapseln. Verbesserte Vitalität und Manneskraft wird ihm dadurch versprochen, doch alles, was sich seither gesteigert hat, sind die Ausgaben. Schenkt dir ja keiner, den Dreck, schon gar nicht die Krankenkassa. Ja, seine Not könnte größer kaum sein, und dennoch: Angelika Unterberger-Sattler geht sich einfach nicht aus, dazu hat er die Größe nicht. So tief zu sinken käme ihm, selbst bei aller Liebe, niemals in den Sinn, denn sinken müsste in diesem Fall ja sie, um auf seine 162 cm, verteilt auf 120 Kilo, zu kommen.

Ein Tête-à-Tête, sprich Gspusi, wäre weder gut für sein Karma noch für die Würde, und Kind hat sie seit Neuestem auch eins. Nein danke.

 

»Was wollen Sie eigentlich ständig hier, Untersattler, mitten in Ihrer Karenz? Ihren Gschrappen als Findelkind abgeben, weil er seinem Vater so ähnlich schaut!«

»Na, bumm. Sie sind heut stutenbissig, Herr Kollege. Schlecht geschlafen oder mit dem falschen Fuß aufgestanden?«

»Na, dann sagen Sie mir doch bitte, welches der beiden Beine im Nachhinein das richtige gewesen wär. Schließlich bin ich dank Ihnen zum Babysitten gezwungen!«

Und jetzt schaut sie wie ein Autobus, die Untersattler. Herrlich.

»Ich könnt mich nicht erinnern, Herr Kollege, wann sie bei mir als Babysi ...«

»Den Brauneder mein ich, nicht Ihren Gartenzwerg!«

Und jetzt lacht sie aus voller Brust, die Untersattler, noch herrlicher, weil volle Brust sogar im wahrsten Sinn des Wortes und natürlich völlig unwissend, wie sehr Wolfram Swoboda dieses Lachen abgeht. Und gut, ihre Brust in seiner Augenhöhe war ihm auch schon des Öfteren ein paar nette Gedanken wert.

»Jetzt sind Sie nicht so ungerecht, Herr Kollege, der Neue ist doch entzückend!«

»Entzückend? Der Brauneder? Ein Trottel ist das! Wissen Sie, was heut Nacht los war? In aller Früh hat mich