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Drei

Dror Mishani

E-Book (EPUB)
2019 Diogenes
Auflage: 2. Aufl.
336 Seiten
ISBN: 978-3-257-60986-8

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Kurztext / Annotation
Eine Frau sucht ein wenig Trost, nachdem ihr Mann sie und ihren Sohn verlassen hat. Eine zweite Frau sucht nach einem Zuhause und nach einem Zeichen von Gott, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Eine dritte Frau sucht etwas ganz anderes. Sie alle finden denselben Mann. Es gibt vieles, was sie nicht über ihn wissen, denn er sagt ihnen nicht die Wahrheit. Aber auch er weiß nicht alles über sie.

Dror Mishani, geboren 1975 in Cholon bei Tel Aviv, ist ein israelischer Schriftsteller und daneben Literaturwissenschaftler mit dem Spezialgebiet Geschichte der Kriminalliteratur. Seine Romane sind in viele Sprachen übersetzt, seine ?Avi Avraham?-Krimi-Serie wurde mehrfach verfilmt, und von dem Bestseller ?Drei? ist eine internationale Serienverfilmung in Vorbereitung. Dror Mishani lebt mit seiner Familie in Tel Aviv.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Eins
1

Sie hatten sich über ein Dating-Portal für Geschiedene kennengelernt. Sein Profil war einigermaßen nichtssagend, und gerade deshalb hatte sie ihn angeschrieben. Zweiundvierzig, einmal geschieden, wohnhaft in Givatayim. Ohne ein »Voller-Heißhunger-auf-das-Leben« oder »Noch-auf-der-Suche-will-mich-mit-dir-entdecken«. Zwei Kinder, ein Meter siebenundsiebzig, Akademiker, selbstständig, wirtschaft_lich gut gestellt, aschkenasischer Herkunft. Politische Einstel_lung fehlte. Auch ein Teil der anderen Rubriken war leer geblieben. Drei Bilder, eines davon älter, zwei neueren Datums, und auf allen hatte sein Gesicht etwas Beruhigendes, nicht allzu Besonderes. Und er war nicht dick.

Eran hatte nun eine Gesprächstherapie angefangen, und sein Psychologe meinte, es wäre für ihn gut zu sehen, dass auch sie nicht nur trauerte, sondern ihr Leben weiterlebte. Sie versuchte, sie beide wieder auf Alltagsroutine zu eichen: Abendessen um sieben, Duschen und eine Fernsehsendung aus der Online-Mediathek, und dann packten beide ihre Taschen für den nächsten Tag. Um halb neun oder Viertel vor neun war er im Bett, und sie las ihm, obwohl er schon alleine lesen konnte, eine Geschichte vor, weil das jetzt nicht der Zeitpunkt war, damit aufzuhören. Danach saß sie vor dem Computer in ihrer Arbeitsecke im Wohnzimmer, ging Profile und Mittei_lungen durch, auch wenn sie keinem Mann antworten würde, der von sich aus Kontakt zu ihr aufnahm. Sie ergriff lieber selbst die Initiative. Es war schon Ende März, aber abends trug sie noch immer einen Pullover und manchmal, wenn sie allein ins Bett ging, regnete es leicht.

Sie hatte ihm eine Nachricht geschickt: »Würde mich freuen, dich kennenzulernen.« Und er hatte nach zwei Tagen geantwortet: »Dann los. Wie?«

Erst hatten sie gechattet.

»In was für einer Schule unterrichtest du? Grundschule? Gymnasium?«

»Gymnasium.«

»Hat das auch einen Namen?«

»Im Moment wär's mir noch lieber ohne Details. In Cholon.«

Sie war vorsichtig, er mitteilsam. Die Angaben, die im Profil ausgespart waren, vervollständigten sich von Chat zu Chat. Er fuhr viel Fahrrad. »Nach Jahren, in denen ich meinen Körper vernachlässigt habe, habe ich angefangen, ins Fitnessstudio zu gehen. Eine Wohltat.« Sie dachte bei sich, dass man das auf den Bildern nicht sah. Er war Anwalt, »keiner der großen Haie, mit eigener, kleiner Kanzlei«, und begleitete hauptsäch_lich Israelis, die in osteuropäischen Ländern familiäre Wurzeln hatten, bei dem ganzen Prozedere von der Klärung eines Anspruchs bis zum Erhalt eines polnischen, rumänischen oder bulgarischen Passes. In diesem Feld war er gelandet, nachdem er einige Jahre lang für die Rechtsabtei_lung einer Zeitarbeitsfirma, die Arbeitskräfte aus Osteuropa nach Israel holte, gearbeitet und dabei Kontakte zu den jeweiligen Behörden geknüpft hatte. »Brauchst du vielleicht einen polnischen Pass?«, fragte er, und sie schrieb zurück: »Keine Verwendung, bei mir sind die Eltern aus Libyen. Hast du auch Kontakte zu Gaddaf_i?«

Freundinnen aus der Schule warnten sie vor Dating-Portalen. Meinten, man dürfe nicht alles glauben, was Leute dort von sich erzählten. Aber er erzählte ja gar nichts Spektakuläres über sich, im Gegenteil, es war, als bemühte er sich, unspektakulär zu klingen. Nach ein paar Tagen fragte er: »Treffen wir uns irgendwann?« Und sie schrieb zurück: »Irgendwann.«

 

Ein Donnerstagabend um halb zehn. Anfang April.

Er hatte ihr die Wahl des Treffpunkts überlassen, und sie entschied sich fürs Café Landwer am Platz vor dem Habima-Nationaltheater in Tel Aviv. Drei Tage vorher hatte sie einen Termin mit Erans Psychologen und sprach dabei hauptsäch_lich von sich selbst. Der Psychologe deutete an, sie solle vielleicht auch mal zu einem Gespräch kommen, und sie lachte. Entschuldigte sich, dass sie ihm zu viel erzä