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Perchtenjagd

Ein Meiberger-Krimi | Maja Brandstetter; Wolfgang Brandstetter

E-Book (EPUB)
2019 Servus
Auflage: 1. Auflage
256 Seiten
ISBN: 978-3-7104-5224-6

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Kurztext / Annotation
Mörderisches Krippenspiel Auf dem Adventsmarkt in St. Wolfgang, zwischen Punschständen und Weihnachtssternen, verschwindet die fünfjährige Marie spurlos. Die verzweifelte Mutter ist sich sicher: Es hat sich jemand unter die Perchtenläufer gemischt und das Mädchen entführt. Während die Polizei im Dunkeln tappt, nimmt Gerichtspsychologe Meiberger die Fährte auf. Und bekommt es mit einem Gegner zu tun, der ein perfides Katz-und-Maus-Spiel mit ihm treibt ... Während der bedächtige Kripochef Nepo und sein schaumrollensüchtiger Assistent Ganslinger eher erfolglos nach dem Mädchen suchen, stößt Gerichtspsychologe Thomas Meiberger auf Hinweise, die den beiden Kripospezialisten entgangen sind - und die Parallelen zur Entführung einer Frau aus Salzburg aufweisen. Die Spuren deuten auf einen Psychopathen, der zu Weihnachten ein tödliches Krippenspiel aufführen will - und dem noch vier weitere »Mitspieler« fehlen. Um die mörderischen Spielregeln des Täters zu durchschauen und die Geiseln zu finden, bevor der Weihnachtsabend anbricht, muss Meiberger an seine Grenzen gehen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Maja & Wolfgang Brandstetter leben und arbeiten in Wien. Zusammen schreiben sie Drehbücher, so auch für die ServusTV-Eigenproduktion »Meiberger - Im Kopf des Täters« rund um den Gerichtspsychologen Thomas Meiberger. Als forensischer Experte kennt er die menschliche Psyche wie kein Zweiter. Seit Herbst 2019 ermittelt Meiberger nun auch als Romanheld in den gleichnamigen Meiberger-Krimis.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2

Maries Mutter wusste nicht, wie es passiert war. Ihre Tochter hatte sich seit Wochen darauf gefreut. Auf die Mandeln, die Lichterketten. Sie war noch nie auf dem Adventmarkt in St. Wolfgang gewesen. Und es war das Größte für sie. Vor Aufregung hatte sie ihre Hand gedrückt. Dann waren die Perchtenläufer gekommen. Und Marie war nicht mehr da. Sie hätte ihre Tochter nie losgelassen. Nie. Ob der Entführer einer der Perchten war, konnte sie nicht sagen. Nur dass Marie nicht weggelaufen wäre. Das war alles, woran sie denken konnte. Und an die Kälte in der alten Salzburger Polizeiinspektion. Nicht nur ihre Gedanken waren gelähmt, auch ihr Körper. Von dem Eisblock, der sich jetzt in ihrem Hals formte. Nie hätte sie Marie losgelassen. Oder doch? Sie hatte ihr Kind verloren. Sie war schuld. Sie hatte Marie verloren.

Der Psychologe schaute sie jetzt an. Mehr noch. Er schaute direkt in sie hinein. Wortlos. Die einzige Stimme war die aus dem Nebenzimmer. Von dem Polizisten, dem, der so hieß, wie Nestroy. »Wenn ma das Kind nicht hamm', bevor's finster wird, dann sinkt die Chance, dass ma's lebend finden, unter zehn Prozent.« Ihr Verstand hatte an dieser Stelle einen Knoten bekommen. Sie wünschte sich, ihn zu verlieren. Die Wand, hinter der sie die Stimme hörte, war alt. Eine blöde Gipswand, die grinste, mit ihren Rissen, die sie auslachte. Ein verfallenes Lachen in abblätterndem Kalk. Maries Mutter wollte ihre Stirn dagegenschlagen. So fest sie konnte. So oft sie konnte. Bis keine Gedanken mehr da waren.

Der Blick des Psychologen hinderte sie daran. In seinen Augen war kein Trost, nur eine Erinnerung. Daran, dass Marie sie brauchte. Auf die Polizei konnte sie sich nicht verlassen, und der Psychologe, so viel hatte sie verstanden, tat das auch nicht. Sein Griff war fest, als er ihr aufhalf. Sein Blick zu den diensthabenden Beamten glich einem Kommando. In diesem Moment wusste sie, dass er mehr als ein psychologischer Betreuer war. Die beiden Polizisten, die jetzt aus dem Nebenzimmer kamen, taten, was er sagte, und das machte ihn zu ihrer letzten Hoffnung.

Der Name des Psychologen war Meiberger, und er las diesen Gedanken in ihren Augen, konnte aber nicht darauf eingehen. Zu sehr war er mit einer Hypothese beschäftigt, die seit dem Verschwinden der kleinen Marie in seinem Kopf Form annahm, die er aber noch nicht ganz greifen konnte. Eine Hypothese, die das Einzige war, was das kleine Mädchen in seinen Augen noch retten konnte.

Meiberger hielt sich dabei an einem Gesetz aus der Psychologie fest. Einem sogenannten Gestaltgesetz. Dieses besagt, dass unser Gehirn komplex erlebte Sachverhalte immer zu möglichst simplen Strukturen zusammenfügt. Um ein Ganzes zu schaffen. Gerade das passierte Meiberger jetzt selbst, in diesem Moment. Vor dem Salzburger Rathaus, in dem die Polizeiinspektion untergebracht war, peitschte ihm beim Rauskommen eine herbe Kälte in den Nacken, im selben Moment, als der Blick von Maries Mutter ihn durchbohrte. Zwei Ereignisse, die in seiner Wahrnehmung zusammenpassten, aber selbstverständlich losgelöst voneinander auftraten. So wie die beiden anderen Sachverhalte, die in seinen Gedanken Tango tanzten. Das Auftauchen der Perchtenläufer passte vom Zeitpunkt her perfekt zum Verschwinden des Kindes. Trotzdem gab es keinen einzigen tatsächlichen Beweis für einen Zusammenhang. Es könnte in Wahrheit auch nur so sein wie mit der Kälte im Nacken und dem Blick der Mutter. Perfekt passend, aber ohne tatsächlichen kausalen Zusammenhang.

Die Gestalten, die Maries Mutter mit dem Verschwinden ihrer Tochter zusammenbrachte, die Perchten, waren nur eine Gruppe Jugendlicher gewesen, die man allesamt befragt hatte. Niemand stand in Verbindung zu der Mutter oder dem Mädchen, und für alle Beteiligten war es nichts Ungewöhnliches. Eine Horde Verkleideter, die als Attraktion auf dem Adventmarkt einen Percht