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Die Gärten von Monte Spina

Roman | Henrike Scriverius

E-Book (EPUB)
2019 Verlagsgruppe Droemer Knaur
Auflage: 1. Auflage
340 Seiten
ISBN: 978-3-426-45441-1

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Kurztext / Annotation
Der großangelegte und hochemotionale Debüt-Roman von Henrike Scriverius, einer Autorin, die das Zeug hat, die deutsche Kate Morton zu werden! Monte Spina - eine einsame Insel vor Lanzarote, sucht einen neuen Gärtner, was nicht ganz einfach ist, denn außer Stille und Einsamkeit hat die kleine Privatinsel wenig zu bieten. Doch das kommt der dreißigjährigen Gärtnerin Toni gerade recht, denn ihr Mann ist gerade bei einem Autounfall gestorben und der Sinn ihres Lebens und alle ihre Liebe mit ihm. Weit draußen im Atlantik trifft sie auf eine karstige Landschaft und auf Menschen, die sie nicht gerade herzlich empfangen. Aber Sonne und harte Arbeit wecken neben ihren Lebensgeistern vor allem eins: ihre Neugier. Denn auf der schweigsamen Insel Monte Spina am Ende der Welt gibt es eine ganze Reihe von Merkwürdigkeiten und Geheimnissen: Warum blieben Tonis Vorgänger immer nur wenige Wochen? Wieso ist das oberste Stockwerk des Haupthauses tabu für sie? Und was steckt hinter dem abwesenden Besitzer der Insel, dem geheimnisvollen Bror, von dem alle nur im Flüsterton sprechen?

Henrike Scriverius ist Landschaftsarchitektin und arbeitet in einem Planungsbüro an der Duisburger Wedau. Unter ihrer Federführung entstanden zahlreiche Parks und Gartenanlagen in Köln, Düsseldorf und Aachen. Sie lebt mit ihrem Mann am linken Niederrhein, auf einem ehemaligen Hof mit großem Garten, der niemals fertig wird.Seit ihrem Studium bereist sie die großen Gärten Europas, in Südengland, den Niederlanden und auf den spanischen Inseln. Während einer dieser Reisen entdeckte sie die kleine Insel vor der Nordspitze Lanzarotes, die in ihrer Geschichte Monte Spina heißt und die es tatsächlich gibt, wenn auch ohne Haus und Garten. Dort entstand die Idee für 'Die Gärten von Monte Spina', ihren Debütroman.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Toni

Wenn man sich nicht mehr spürt, ist alles grau. Und irgendwie wattig. Als würde man in einer Blase leben und mit der Welt da draußen nichts mehr zu tun haben.

 

So oder so ähnlich habe ich es zu beschreiben versucht, als sie mich fragten, wie es mir geht. Hat aber nicht funktioniert. Stattdessen haben sie nur komisch geguckt und mich mit ein paar Bogen Papier wieder nach Hause geschickt. Das wird Ihnen helfen, haben sie gesagt: sich einfach mal hinsetzen und alles aufschreiben. Wer Sie sind und was Sie so ausmacht. Damit Sie sich wieder spüren.

Ich spüre mich nicht mehr, habe ich ihnen gesagt, ich funktioniere nur noch. Ich stehe morgens auf und ziehe mich an und laufe los und komme abends wieder und gehe ins Bett und schlafe. Wenn ich Glück habe. Wenn nicht, dann liege ich wach, manchmal die ganze Nacht. Das ist das Schlimmste. Tagsüber sind da Geräusche und Dinge, die getan werden müssen und mein Hirn beschäftigen. Aber nachts ist es ganz still. Nur nicht in meinem Kopf. Dann sind sie wieder da, diese ganzen blinkenden Knöpfe, und das Piepsen und Schnaufen von irgendwelchen Geräten, die Hoffnung machen sollen, dass alles vielleicht doch wieder gut wird. Doch dann kommt dieser Arzt ins Zimmer, und er ist noch so jung, und man sieht ihm die Angst an. Er sollte doch eigentlich keine Angst haben, er soll Leon doch wieder gesund machen, nicht wahr? Aber er schaut mich nur an, so müde und erschöpft. Er hat die ganze Nacht gekämpft, ich weiß das doch, er muss es mir nicht sagen. Ich habe ihn gesehen, als ich in die Notaufnahme kam und Leon auf dieser Trage lag, und um ihn herum die vielen Menschen in ihren weißen und grünen Kitteln. Der Arzt hat was zu ihm gesagt, ich habe Leons Augen gesehen, sie waren ganz groß und dunkel, und ich habe noch gedacht, er spricht. Alles wird gut.

Aber als sie mich schließlich zu ihm gelassen haben, zu Leon mit all den Drähten und Schläuchen, und seine Haare noch orange vom Jod, da hat er nicht mehr gesprochen. Er hatte die Augen geschlossen und war ganz bleich. Und - so klein. Der große Leon. Als hätte er schon begonnen, sich aufzulösen.

Ich heiße Toni Andersen. Ich bin zweiunddreißig Jahre alt und habe meinen Mann verloren. Ich kam eines Abends nach Hause, er nicht. Am nächsten Morgen war er tot.

 

Ich soll nicht von dem Unfall schreiben, haben sie gesagt. Was wann passiert ist und warum. Ich soll über die Zeit davor schreiben. Als noch alles in Ordnung war. Als ich mich noch gespürt habe.

 

Irgendwie war ich schon immer anders als die anderen. So richtig dazugehört habe ich wohl nie. Auf dem Schulhof stand ich oft abseits und habe mich gewundert über dieses ganze Tuscheln und Kichern und diese Aufregung um Zigaretten und irgendwelche pickligen Jungs. Das war nicht schlimm, ich wurde nicht gehänselt oder so. Na ja, manchmal haben sie mir was hinterhergerufen wegen meiner Haare. Ich habe Locken. Nicht diese großen, schönen, die man sich immerzu um den Finger wickeln möchte, sondern diese wilde Wolle, die aus Prinzip schon nicht macht, was sie soll. Einmal, ich glaube, ich war schon im Abitur, da hatte ich die Nase voll davon und habe sie mir abgeschnitten, ganz kurz und schief. Es war das einzige Mal, dass mein Vater so richtig sauer wurde. Wann wirst du endlich erwachsen?, hat er geschimpft und die Hände gerungen. Weiß ich nicht, habe ich geantwortet. Weiß ich bis heute nicht.

Aber mit zweiunddreißig sollte man so langsam erwachsen werden, nicht wahr? Und seinen Platz in der Welt kennen oder zumindest zielstrebig danach suchen. Man sollte sich eine Liste gemacht haben, was man in seinem Leben alles erreichen möchte, ob man Kinder haben will und, wenn ja, wie viele, wie der Traummann auszusehen hat und welche Farbe die Einbauküche haben soll. Man sollte auch mittlerweile wissen, welche Frisur einem am besten steht, in welcher



Scriverius, Henrike
Henrike Scriverius ist Landschaftsarchitektin und arbeitet in einem Planungsbüro an der Duisburger Wedau. Unter ihrer Federführung entstanden zahlreiche Parks und Gartenanlagen in Köln, Düsseldorf und Aachen. Sie lebt mit ihrem Mann am linken Niederrhein, auf einem ehemaligen Hof mit großem Garten, der niemals fertig wird. Seit ihrem Studium bereist sie die großen Gärten Europas, in Südengland, den Niederlanden und auf den spanischen Inseln. Während einer dieser Reisen entdeckte sie die kleine Insel vor der Nordspitze Lanzarotes, die in ihrer Geschichte Monte Spina heißt und die es tatsächlich gibt, wenn auch ohne Haus und Garten. Dort entstand die Idee für "Die Gärten von Monte Spina", ihren Debütroman.