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WaldviertelmordeOverlay E-Book Reader

Waldviertelmorde

Kriminalroman | Maria Publig

E-Book (EPUB)
2018 Gmeiner-verlag
Auflage: 9. Aufl.
310 Seiten
ISBN: 978-3-8392-5700-5

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Kurztext / Annotation
Walli Winzer hat die Nase voll: von den Männern, den immer länger werdenden Aufenthalten im Kosmetikstudio und von den Shoppingtouren in den Designershops der Wiener City. Als ein drohendes Burnout seine Schatten vorauswirft, weiß die erfolgreiche Inhaberin einer PR-Agentur eines ganz genau: Sie braucht Ruhe! Ein altes Haus im Waldviertel nahe Wien soll ihre künftige Oase sein. Doch schon bald erweist sich diese als intrigendurchsetzte, mörderische Fallgrube.

Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie als Moderatorin und Redakteurin in den ORF. Bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte schrieb sie Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden. Wovon sie überzeugt ist: für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch - ziemlich oft im Waldviertel.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1. KAPITEL

Auf diesen Augenblick hatte sie lange gewartet. Keinen Morgen würde es künftig mehr mit Hektik und penibler Vorbereitung auf den ersten Besprechungstermin geben. Den Gedanken genoss sie sichtlich, sie rekelte sich auf dem Sofa und zog gemütlich die Beine zur Seite. Der erste Schluck Kaffee so früh am Tag war für sie immer der beste gewesen - und das würde er auch weiterhin bleiben, war sich Walli Winzer sicher. Sie atmete tief durch und fühlte sich rundum zufrieden. Erst jetzt merkte sie, wie still draußen noch alles war. Ein Luxus, auf den sie hier aufmerksam wurde, für den sonst keine Zeit gewesen war. Komisch, früher hatte sie Stille fast bedroht. Jetzt empfand sie solche Situationen nahezu als Geschenk. Sie wusste allerdings auch, dass die nicht lange so bleiben würde. Denn bald brächte der Tag jene Lebendigkeit, die Menschen in unterschiedlicher Weise zusammenführte. Ein Gedanke, der Walli verhalten schmunzeln ließ.

War das nicht auch alles relativ zu betrachten? Konnte nicht schon eine einzige menschliche Begegnung den Tag in eine ziemliche Schieflage bringen? Walli Winzer kannte da so einige Nervensägen, die das locker auch heute noch hinbekämen. Allen voran ihr Ex-Ehemann Thomas, der den Klassiker hinlegte, indem er sich von Walli zu wenig beachtet fühlte. Seine Vorwürfe, sie befände sich stets auf zwei Kirtagen gleichzeitig, konnte Walli ja noch bis zu einem gewissen Grad verstehen, doch dass er anfing, seine exzentrische Leidenschaft für Schlangen in allen Größen und Varianten in der gemeinsamen Wohnung auszuleben, das nahm sie dann doch persönlich.

Den Unterton seiner Spielerei hatte sie verstanden, dazu brauchte sie keine psychologischen Ratgeber. Das war aber nur das sogenannte Tüpfelchen am i. Sie erkannte, dass die Zeit gekommen war, sich neuen Annehmlichkeiten des Lebens zuzuwenden.

Ihr Job in der Werbebranche brachte sie mit vielen attraktiven Männern zusammen, die sie ohne weitere Verantwortung anlocken, die gemeinsame Zeit genießen und wieder verabschieden konnte. Als PR-Agentin verbrachte Walli besonders viel Zeit mit vorwiegend männlichen Klienten, wo schließlich das eine auch zum anderen führen konnte. C'est la vie! Was tat man nicht alles, um für gute Stimmung speziell in Geschäftsbeziehungen zu sorgen. Wenn die gegenseitige Chemie sich auch ins Private hinüber führen ließ, so what? Walli war die Letzte gewesen, die eine attraktive Begleitung von der Bettkante zu stoßen pflegte. Thomas hatte so etwas immer geahnt, doch nichts Genaueres wissen wollen. Wozu auch? Es hätte nichts geändert. Was er nicht wusste, irritierte ihn nicht. Er hielt es heute noch so, obwohl ihre Trennung nun schon viele Jahre zurücklag.

Charismatiker fand man in Geschäftsführungen großer Firmen häufig. Immerhin sollten sie einen Riesenapparat zusammenhalten und mussten im Medienzeitalter für die Kamera auch gut aussehen. Machtmenschen in schwachen Momenten zu erobern, war immer schon Wallis Spezialität gewesen. Ein Spiel, das sie gut beherrschte und das ihr neben ihren professionellen Fachkenntnissen selbst zu Macht und Einfluss verholfen hatte.

Ihre PR-Agentur lief seit langer Zeit gut, und sie hätte im Laufe der Jahre sogar noch an Aufträgen zulegen können. Doch war es ihr immer wichtig, selbst noch den Überblick zu behalten und dicht an allem dran zu bleiben.

Dass sie dadurch anderen Mitbewerbern mitunter Aufträge mit fragwürdigen Mitteln vor der Nase weggeschnappt hatte, war ihr bewusst, doch kümmerte es sie nicht wirklich. Sie legitimierte es damit, dass sie stets unkonventionelle Konzepte vorantrieb und umsetzte. So verstand Walli Winzer auch ihre Agentur immer schon als Labor für Gesellschaftspolitisches. Klang hochtrabend. Für sie war es aber immer selbstverständlich gewesen. Tobias und Silvia, ihre Mitarbeiter, waren Teil davon.

Doch jetzt war alles anders. Mit 50 verspürte Walli mit einem Mal die Sehnsucht nach ei