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Schlaft gut, ihr fiesen GedankenOverlay E-Book Reader

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken

John Green

E-Book (EPUB)
2017 Carl Hanser Verlag München
288 Seiten; ab 14 Jahre
ISBN: 978-3-446-25917-1

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Kurztext / Annotation
Die 16-jährige Aza Holmes hatte ganz sicher nicht vor, sich an der Suche nach dem verschwundenen Milliardär Russell Pickett zu beteiligen. Sie hat genug mit ihren eigenen Sorgen und Ängsten zu kämpfen, die ihre Gedankenwelt zwanghaft beherrschen. Doch als eine Hunderttausend-Dollar-Belohnung auf dem Spiel steht und ihre furchtlose beste Freundin Daisy es kaum erwarten kann, das Geheimnis um Pickett aufzuklären, macht Aza mit. Sie versucht Mut zu beweisen und überwindet durch Daisy nicht nur kleine Hindernisse, sondern auch große Gegensätze, die sie von anderen Menschen trennen. Für Aza wird es ein großes Abenteuer und eine Reise ins Zentrum ihrer Gedankenspirale, der sie zu entkommen versucht.

John Green, 1977 geboren, erlangte bereits mit seinem Debüt Eine wie Alaska (2007) Kultstatus unter jugendlichen Lesern. Das Buch wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. war es für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Darauf folgten die Jugendromane Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen) (2008) und Margos Spuren (2010), ebenfalls nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis und ausgezeichnet mit der Corine. Greens Jugendroman Das Schicksal ist ein mieser Verräter (2012) ist ein weltweiter Bestseller, der in 56 Sprachen übersetzt und verfilmt wurde. Auch in Deutschland stand der Titel über ein Jahr auf der Spiegel-Bestsellerliste, wurde u.a. mit dem Buxtehuder Bullen und dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 (Preis der Jugendjury) ausgezeichnet. 2017 erschien Greens neuester Jugendroman in Deutschland Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken. Mit seinem Bruder Hank betreibt John Green einen der weltweit erfolgreichsten Video-Blogs, die Vlogbrothers. Über 5 Millionen Leser folgen ihm auf Twitter. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Indianapolis.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Zwei

Die Angst hatte ich inzwischen weitgehend ausgeschwitzt, aber als ich von der Cafeteria zu Geschichte ging, schaffte ich es nicht, den Impuls zu unterdrücken, mein Telefon rauszuholen und mir noch mal die Horrorstory durchzulesen, die der Wikipedia-Artikel über das »Mikrobiom« für mich darstellte. Als ich lesend durch den Flur ging, rief mich meine Mutter durch die offene Klassentür. Sie saß an ihrem Metallschreibtisch und las ein Buch. Mom unterrichtete Mathematik, aber ihre große Liebe galt der Literatur.

»Keine Handys auf dem Schulflur, Aza!« Ich steckte mein Telefon ein und ging zu ihr. Die Mittagspause war in genau vier Minuten zu Ende, die perfekte Länge für ein Mom-Gespräch. Sie sah von ihrem Buch auf und schien etwas in meinem Blick zu entdecken. »Alles in Ordnung?«

»Ja«, sagte ich.

»Du fühlst dich nicht unwohl?«, fragte sie. Dr. Singh hatte meiner Mutter irgendwann erklärt, es sei kontraproduktiv, mich zu fragen, ob ich mich unwohl fühlte, und seitdem formulierte sie die Frage indirekt.

»Mir geht's gut.«

»Und du nimmst deine Medikamente.« Wieder keine direkte Frage.

»Ja«, antwortete ich, was mehr oder weniger stimmte. In der neunten Klasse hatte ich eine Art Zusammenbruch gehabt, und seitdem sollte ich täglich eine runde weiße Tablette nehmen. Im Durchschnitt nahm ich sie drei Mal die Woche.

»Du siehst ...«

Verschwitzt aus, dachte sie, ich wusste es.

»Wer entscheidet eigentlich, wann es klingelt?«, fragte ich. »Ich meine, die Schulglocke?«

»Weißt du was? Ich habe keine Ahnung. Ich schätze, irgendjemand von der Verwaltung bestimmt das.«

»Und warum ist die Mittagspause ausgerechnet 37 Minuten lang statt 50? Oder 22? Oder sonst was?«

»In deinem Gehirn scheint viel vorzugehen«, sagte Mom.

»Ich finde es einfach komisch, dass jemand, den ich gar nicht kenne, solche Dinge für mich entscheidet, und ich muss mein Leben danach ausrichten. Ich meine, ich lebe nach dem Stundenplan von jemand anderem. Und ich weiß nicht mal, von wem.«

»Tja, in dieser Hinsicht und manchen anderen ähneln amerikanische Highschools wirklich einem Gefängnis.«

Ich sah sie erschrocken an. »O Gott, Mom, du hast so recht. Die Metalldetektoren. Die Betonwände.«

»Beide sind überfüllt und schlecht ausgestattet«, sagte Mom. »Und in beiden bestimmt die Glocke, wann man sich in einen anderen Raum zu begeben hat.«

»Und du kannst dir nicht aussuchen, wann es Mittagessen gibt«, sagte ich. »Und in Gefängnissen gibt es sadistische, korrupte Wärter, genau wie die Lehrer bei uns.«

Sie sah mich streng an, aber dann musste sie lachen. »Kommst du nach der Schule nach Hause?«

»Ja, aber später fahre ich Daisy zur Arbeit.«

Mom nickte. »Wenn ich manchmal die Zeit vermisse, als du klein warst, muss ich nur an Chuck E. Cheese denken.«

Chuck E. Cheese, wo Daisy arbeitete, war ein Indoor-Spielplatz, der sich eigentlich nur durch die Lautstärke und den Pizzageruch von einer Spielothek unterschied.

»Sie verdient sich Geld fürs College.«

Meine Mutter sah wieder in ihr Buch. »Wenn wir in Europa leben würden, wäre das Studium nicht so teuer.« Ich wusste, was jetzt kam. Moms Bildungskostentirade. »In Brasilien gibt es kostenlose Universitäten. In den meisten europäischen Ländern. In China. Nur hier knöpfen sie einem 25.000 Dollar pro Jahr für ein mittelmäßiges College ab. Ich habe erst vor ein paar Jahren meinen eigenen Studienkredit abgezahlt, und jetzt müssen wir bald den Kredit für dein Studium aufnehmen.«

»Ich bin erst in der Elften. Wir haben noch jede Menge Zeit, um im Lotto zu gewinnen. Und wenn das nicht klappt, verkaufe ich Crystal Meth, um mein Studium zu finanzieren.«

Sie lächelte nur matt. Sie machte sich wirklich Sorgen, wie sie meine Ausbildung bezahlen sollte. »Und du bist dir sicher, dass bei dir alles in Ordnung ist?«, fragte sie.

Ich nickt