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Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene NachtmahrOverlay E-Book Reader

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Roman | Walter Moers

E-Book (EPUB)
2017 Knaus
352 Seiten
ISBN: 978-3-641-22013-6

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Kurztext / Annotation
Das neue Märchen des Kultautors voller skurriler Charaktere und Komik
Prinzessin Dylia, die sich selbst »Prinzessin Insomnia« nennt, ist die schlafloseste Prinzessin von ganz Zamonien. Eines Nachts erhält sie Besuch von dem alptraumfarbenen Nachtmahr Havarius Opal: Der ebenso beängstigende wie sympathische Gnom kündigt an, sie in den Wahnsinn treiben zu wollen. Vorher nimmt er die Prinzessin aber noch mit auf eine abenteuerliche Reise durch die Welt des Denkens und Träumens, die für beide immer neue und überraschende Wendungen bereithält, bis sie schließlich zum dunklen Herz der Nacht gelangen ...

Der Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz ist der bedeutendste Großschriftsteller Zamoniens. Sein Schöpfer Walter Moers hat sich mit den Romanen rund um Mythenmetz und den fantastischen Kontinent Zamonien weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus in die Herzen der Leser und Kritiker geschrieben. Alle seine Romane wie «Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär», «Die Stadt der Träumenden Bücher», «Der Schrecksenmeister», «Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr», «Weihnachten auf der Lindwurmfeste» und «Der Bücherdrache» waren Bestseller.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Secundus
DIE ZWIELICHTIGEN ZWERGE

Prinzessin Dylia konnte sich noch gut an das allererste Mal erinnern, als sie die Existenz der Zwielichtzwerge bemerkt hatte. Sie hatte wieder einmal über eine Woche kein Auge zugetan, als sie frühmorgens auf der Fensterbank ihres Schlafzimmers einige Exemplare dieser kuriosen Gattung wahrnahm. Dabei handelte es sich um zirka daumengroße Wichtel mit regenbogenfarbenen Haaren, deren Körper aus ebenso farbenfrohen, aber komplett durchsichtigen Seifenblasen zu bestehen schienen. Sie sahen so empfindlich und vergänglich aus, dass Prinzessin Dylia befürchtete, sie könnten platzen, wenn sie sie zu intensiv anstarrte. Sie hielten sich vorwiegend in der Nähe der großen Fenster auf, wo sie sich, wie die Prinzessin vermutete, von den letzten beziehungsweise den ersten einfallenden Sonnenlichtstrahlen des Tages ernährten.

Die Prinzessin sah Zwielichtzwerge nämlich nur zu diesen als »magisch« verrufenen Tagesstunden und ausschließlich in der Zeit vom Frühling bis zum Spätsommer. Die Zwielichtzwerge standen, liefen oder torkelten auf den Fensterbänken und Simsen herum, badeten in den Sonnenstrahlen, von denen sie mit offenem Mund zu trinken schienen. Aufgrund ihrer Beschaffenheit waren sie in der Lage, größere Strecken - etwa von Fenstersims zu Fenstersims - zuerst springend und dann schwebend zu bewältigen.

Prinzessin Dylia liebte es, die Zwielichtzwerge dabei zu beobachten, wie sie durch die Luft segelten, tänzerisch begabt wie Ballerinen und flugtauglich wie Pusteblumensamen. Anschließend schrieb und zeichnete sie ihre Notizen und Skizzen - anatomische Zeichnungen der Zwerge, Berechnungen der Flugbahnen und so weiter - in große Hefte, die sie streng chronologisch ordnete.

Es schien sich bei den Zwielichtzwergen um eine nicht besonders ehrgeizige Zwergenrasse zu handeln, denn viel mehr als Sonnenbaden und Lichttrinken taten sie eigentlich nicht. Erst nach einer Weile hatte Prinzessin Dylia bemerkt, dass es zwei Sorten von Zwielichtzwergen zu geben schien: Sonnenaufgangszwielichtzwerge und Sonnenuntergangszwielichtzwerge.

Die Sonnenaufgangszwielichtzwerge waren eher der nervösere, agilere Typus, sie torkelten und tanzten beim Sonnenbad herum, wobei sie zwitschernde und blubbernde Laute von sich gaben. Die Sonnenuntergangszwielichtzwerge waren eher von melancholischem, fast lethargischem Gemüt. Sie lagen und standen meist fast reglos herum und ließen nur gelegentlich ein schwermütig klingendes Glucksen vernehmen.

Aber zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang und zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, in der ganzen restlichen Zeit der Tage und Nächte außerhalb der zwielichtigen Stunden, sah sie die Zwerge nie. Die Fensterbänke blieben leer, so oft Prinzessin Dylia dort auch vorbeikam.

Sie überlegte schon seit geraumer Zeit, sich einen der Zwielichtzwerge zu fangen und ein bisschen unter der Folter zu verhören, so wie es die königlichen Folterknechte im Verlies mit Spionen und unwitzigen Hofnarren machten. Aber diesen Gedanken verwarf sie jetzt als unsittlich und unpraktikabel. So etwas gehörte sich einfach nicht. Und sie wusste ja nicht einmal, wie man Zwielichtzwerge effektiv foltert. Dafür bräuchte sie sicher sehr kleine und subtile Werkzeuge, damit die kleinen Kerlchen während des Verhörs nicht platzten.

Dylia wusste sehr gut, warum sie das befürchtete, denn als Kind hatte sie oft genug versucht, Seifenblasen zu fangen. Die waren jedes Mal zwischen ihren kleinen Fingern explodiert. Genauso gut konnte sie versuchen, einen Regenbogen am Boden festzunageln. Und diese Zwerge schienen nicht einmal über eine richtige Sprache zu verfügen, in der man sie verhören könnte. Sie zwitscherten und glucksten ja nur.

Prinzessin Dylia erwog stattdessen, eine Doktorarbeit über ihre Beobachtungen der Zwielichtzwerge zu schreiben. Aber würden die Kerlchen überhaupt genug hergeben, um