Buchhandlung Spazierer

Suche

Gringo ChampOverlay E-Book Reader

Gringo Champ

Roman | Aura Xilonen

E-Book (EPUB)
2019 Carl Hanser Verlag München
352 Seiten
ISBN: 978-3-446-26297-3

Rezension verfassen

€ 8,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Hardcover erhältlich
Kurztext / Annotation
'Hirnverbranntes Stück, lies gefälligst was, wenigstens die Klappentexte, damit du weißt, worum es verdammt noch mal geht, und du ein fokkin Book verkaufen kannst!' So fährt der Chef Liborio an, der sich als illegaler Buchhändler, Tagelöhner und Sparring-Boxer über Wasser hält. Er musste Mexiko verlassen, wie Tausende andere unbegleitete Jugendliche gelangte er endlich ins 'Gelobte Land'. Jetzt erzählt er uns seine verrückte Geschichte, wie er es am Ende schafft, ein Gringo Champ zu werden. Das furiose Debüt einer neunzehnjährigen Autorin über einen mexikanischen Immigranten: Aura Xilonen erfindet eine radikal neue, atemlose Sprache, die gegenwärtige und zukünftige Mauern durchbricht.

Aura Xilonen wurde 1995 in Mexiko-Stadt geboren. Gringo Champ (2019) ihr erster Roman. Er wurde mit dem Premio Mauricio Achar ausgezeichnet.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Und da durchfährt es mich, als die Mickerficker der schönen Chica nachsteigen, im Disturbomodus, und ihr dreckig ins Ohr sülzen: Ich kann mich in ein andres Leben hangeln, wenn ich diese fokkin Meridianer trashe. Bin schließlich tot auf die Welt gekommen und habe kein Fünkchen Schiss. War schon immer so und eben auch, als ich einem der Mickerficker das Gebiss poliert habe, der hatte die Chica angebellt, und die, ohne ein Wort, hat bloß die Straße fixiert, wo der Bus auftauchen musste, ganz angeflaut, erst recht, als ihr der Pinscher den Hintern abgegriffelt hat mit seinen verseuchten Schnulzfingern. Da habe ich die Leinen gekappt, die mich an den Ladentisch der Book vertäuten, wo ich arbeite, habe gespürt, wie der Staub um mich herum in Aufruhr geriet, und bin rausgeschossen, um mir die Fäuste an seiner Schnauze zu stauchen, was hatte ich zu verlieren, wo ich nie was besessen habe. Komme dem Fips also von hinten und schwengle ihm den Schuh gegen den Knöchel, der krümmt sich wie eine Nacktschnecke, die an Regentagen die Scheibe runterkriecht, schön langsam, dann schwinge ich ihm mit voller Wucht einen olympischen Haken hinten gegen das Oberlicht.

Zack! Bumm! Kawatsch! Ich niete ihm die Zähne um, bis er nur noch sein rotes, feistes Mus sieht, wie er da großspurig rumzippert, der Länge nach auf den Gehweg gelümmelt, die Beine gegrätscht. Da hatte sich schon ein Häufchen um mich zusammengeballt, denn immer wenn es auf der Street Geklopfe gibt, pflanzen sich Mickerficker neben Mackerfacker, um aus erster Reihe zu glotzen.

Sagt einer der Fipse zu mir:

»Fokkin, men, nicht auf die fiese Tour, Drecksmex, mach's wie die Machines.«

Und schon stürzt er sich mit blitzendem Eisen zwischen den Zähnen auf mich wie diese Hunde, die alles zerfetzen, was sie zu fassen kriegen, und automatisch verpasse ich mit demselben Fuß, mit dem ich den ersten zerlegt habe, dem zweiten einen Bazookatritt zwischen die Stelzen und holze ihn um. Bevor er zu Boden gegangen ist, habe ich noch gesehen, wie seine Augen weiß wurden; die Eier sind ihm wohl durch den Arsch hirnwärts gewandert. Und er schlägt hin, schön der Nase nach.

Da hat in dem fokkin Häufchen niemand mehr den Macker spielen wollen, die haben mich bloß angeglotzt, blau angelaufen, eingeschrumpft, wie von der Luft gequetscht.

Dann habe ich mich nach der Chica umgesehen, na ja, wollte wissen, ob's ihr gut geht, aber die war weg. So viele Mickerficker standen um mich rum, dass ich nicht wusste, war der Bus schon gekommen oder hatte sie sich irgendein Mackerfacker unter den Nagel gerissen und in die Nebengässchen gezerrt, wo die Häuser Rattennester sind.

Eine Schwarze, die das Desaster mit angesehen hat, drängt sich zu mir und zieht mich am Arm aus der Meute, während ein paar Mickerficker noch versuchen, den beiden Säcken auf dem Gehweg Luft zuzuwedeln; bringt mich zur Ecke, die Schwarze, und sagt:

»Mammamia, Sackfratze, hast grad das Wespennest geschüttelt, mach dich dünne, sonst gibt's Ärger, hier atmest du nicht drei Sekunden länger.«

Ich mache mich vom Arm der Schwarzen los, lasse sie an der Ecke allein weiterquatschen, überquere die Straße Richtung Buchhandlung, um wieder die Fliegen zu bedienen.

[Ah, so gut hatte ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich kopfüber in den Río Bravo gesprungen war, wäre fast abgeschwirrt dabei, aber meine Arme haben mich wieder nach oben befördert, Stunden später, mehr tot als lebendig, als atmete ich zum ersten Mal. Da hat mich endgültig der Bammel vor allem Grobzeug verlassen, am Fuß des Wassers, auf dieser Seite des Abgrunds.]

Am Ladentisch der Book überfällt mich der Chief wie eine Sense von hinten und fragt:

»Hast du was verkauft, Scheißfilzlaus?« Dann tritt er ans Schaufenster und bellt: »Fuck, was ist an der verdammten Ecke los?«

Ich zucke mit den Schultern, den Wischwedel in der Hand, denn ich hatte das Abstauben unterbrochen,