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Blutmond

Ein Kopenhagen-Thriller | Katrine Engberg

E-Book (EPUB)
2019 Diogenes
Auflage: 3. Aufl.
496 Seiten
ISBN: 978-3-257-60944-8

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€ 10,99

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Kurztext / Annotation
Es ist ein klirrend kalter Januar. In den Sälen des Geologischen Museums trinken sich die Größen der Modewelt warm für die Copenhagen Fashion Week, als draußen im Schnee der Designer Bartholdy zusammenbricht. Jeppe Kørner und Anette Werner ermitteln in dem Fall. Und der ist besonders brisant, denn Jeppes bester Freund ist seit dem grausamen Mord an Bartholdy unauffindbar.

Katrine Engberg, geboren 1975 in Kopenhagen, arbeitete für Fernsehen und Theater und war als Tänzerin, Choreografin und Regisseurin landesweit bekannt, bevor sie in der Welt des skandinavischen Thrillers debütierte - mit großem Erfolg, auch international. ?Wintersonne? ist der fünfte Fall für Kørner und Werner. Katrine Engberg lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Donnerstag, 28. Januar
1

»Ja. Hm, hm. Ørstedspark? Okay, ich komme.«

Polizeiassistent Jeppe Kørner erwachte beim Geräusch seiner eigenen schlaf_trunkenen Stimme und stand auf. Die Routineabläufe hatte er verinnerlicht, er musste keinen Gedanken daran verschwenden: eine lange kalte Dusche, lange Unterhose unter die Jeans, Notizbuch, eine warme Mütze über das frisch gefönte Haar. Schon wenige Minuten nach dem Anruf stand er im Flur und schloss den Reißverschluss seiner Fleecejacke.

Sein Blick streif_te sein Spiegelbild, das ihm seltsam unscharf erschien. Er kontrollierte kurz Gesicht und Kleidung. Noch immer hatte er eine gute Farbe, obwohl er bereits vor zwei Wochen in die Dunkelheit und Kälte zurückgekommen war. Zum allerersten Mal in seinem Leben hatte er sich so eine Reise gegönnt: vier Wochen Westaustralien, von Perth die Küste hinauf bis Broome. Ein erheblicher Teil seiner Ersparnisse war dabei draufgegangen, aber es hatte sich mehr als gelohnt. Er war als ausgebrannter, von Rückenschmerzen gequälter und von Medikamenten abhängiger Mann aufgebrochen. Ohne Glaube an die Liebe, ohne Hoffnung auf die Zukunft. Jetzt war er wieder in der Spur.

Jeppe nahm die Autoschlüssel vom Haken, überprüf_te, ob seine Polizeimarke und ein aufgeladenes Telefon in seiner Manteltasche steckten, und zog die Haustür hinter sich zu. Die Kälte schlug ihm direkt ins Gesicht. Sie kroch unter die Kleidung und unter die Haut und ließ seinen Lebensmut langsam, aber sicher wieder gefrieren.

Der Wagen startete erst beim dritten Versuch. Jeppe ließ den Motor laufen, während er rasch die Eisblumen von der Frontscheibe kratzte. Vorsichtig fuhr er durch den Schnee in Richtung Innenstadt. Es war halb vier Uhr morgens, und Kopenhagens Straßen glichen einer verlassenen Filmkulisse.

An der Kreuzung Nørre Farimagsgade und H.C. Andersens Boulevard hielt Jeppe an der Bordsteinkante vor dem Ørstedspark. Auf der anderen Seite des schmiedeeisernen Gitters sah er Licht, vermutlich die Kriminaltechniker vom NKC, des Nationalen Kriminaltechnischen Centers, die bereits ihre Scheinwerfer aufgestellt hatten. Jeppe nickte den beiden Beamten an der Absperrung zu und betrat den direkt hinter dem Tor gelegenen Spielplatz.

Vor dem Toilettenhäuschen war eine Gruppe Spurensicherer in blauen Schutzanzügen zugange. Als Jeppe näher herantrat, sah er einen Schatten im Schnee. Die Leiche. Sie lag in embryonaler Haltung zusammengekrümmt auf der Seite, die Knie an die Brust gezogen; der ganze Körper war um die Stelle gerollt, an der ihn eine Nabelschnur einst mit Leben versorgte - die letzte Stelle, an der die Wärme verschwindet, bevor man vor Kälte stirbt. Wir verlassen die Welt, wie wir sie betreten.

Jeppe seufzte. Was für eine Verschwendung.

Eine Gestalt kam ihm aus der Gruppe der Blaugekleideten entgegen. Jeppe erkannte ihn als Lima 11, den wachhabenden Einsatzleiter, der bei Leichenfunden immer als Erster gerufen wurde, um das weitere Vorgehen festzulegen.

»Kørner, willkommen.«

»Ja, danke. Was haben wir?« Jeppe wischte sich mit einem Handschuh diskret über die vor Kälte tränenden Augen. Diese verdammte Kälte!

»Ein Obdachloser, wie es aussieht. Todesursache: Suff und Kälte. Hat überall hingekotzt und sich dann schlafen gelegt.«

»Okay. Irgendetwas Außergewöhnliches?«

»Nicht unmittelbar. Allerdings gibt es keine Zeugen, die Todesursache ist unklar, und der Tote hat keinerlei Papiere bei sich, daher müssen wir den Todesfall bis auf weiteres als verdächtig ansehen. Die Standardprozedur.«

»Wer hat ihn gefunden?«

Der Einsatzleiter befragte seine Notizen auf einem kleinen Block. »Ein Streifenwagen des Innenstadtreviers fand ihn um 01:54 Uhr leblos, der zuständige Notarzt erklärte ihn um 02: