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Eingeimpft

Familie mit Nebenwirkungen | David Sieveking

E-Book (EPUB)
2018 Verlag Herder Gmbh
Auflage: 1. Auflage
256 Seiten
ISBN: 978-3-451-81181-4

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Kurztext / Annotation
Ausgehend von seiner eigenen familiären Situation geht Filmemacher David Sieveking in diesem Buch der Frage nach: Wie nützlich und wie riskant sind eigentlich Impfungen? Er berichtet von seinen Recherchen und Erfahrungen mit dem kontroversen Thema und erzählt von den Herausforderungen, ein Kind aufzuziehen und dabei als Eltern Verantwortung für einen geliebten Menschen zu tragen.

Als Zaria auf die Welt kommt, begrüßen die glücklichen Eltern, Jessica und David, ihre Tochter mit liebevoller Zuwendung und sie entwickelt sich prächtig. Nach wenigen Wochen steht der erste Impftermin beim Kinderarzt an. Das kleine Mädchen soll gegen acht verschiedene Krankheiten geimpft werden: Rotaviren, Pneumokokken, Diphtherie, Hepatitis B, Hib (Haemophilus influenzae Typ b), Keuchhusten, Kinderlähmung (Poliomyelitis) und Wundstarrkrampf (Tetanus). Mutter Jessica ist aufgrund ihrer schlechten Erfahrung mit dem Impfen dagegen. Sie hat Angst vor Nebenwirkungen oder gar einem Impfschaden, während David sich viel mehr Sorgen um die drohenden Krankheiten macht, auch wenn viele gefährliche Krankheiten bei uns mittlerweile zurückgedrängt sind.

Jessicas Unbehagen bringt David dazu, sich intensiv mit etwas zu beschäftigen, das für ihn nie ein Thema war: Impfen hielt er immer für so selbstverständlich wie Zähneputzen. Impfen gehört in unserer Gesellschaft zur Grundausstattung des Menschen. Von Geburt an finden sich unsere Kinder in einem engen Netzwerk von immer wiederkehrenden Impfungen, dazu gehören auch die Immunisierung gegen Masern, Mumps, Windpocken, Meningokokken und Keuchhusten. Es gilt als verantwortungslos, wenn Eltern sich dagegen sperren oder sich kritisch mit dieser Thematik auseinandersetzen. Impfen wird vom Robert-Koch-Institut und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen der Medizin gezählt. Große Erfolge der Seuchenbekämpfung werden auf Schutzimpfungen zurückgeführt und die WHO betreibt ehrgeizige globale Impfprogramme zur Ausrottung von Infektionserkrankungen.

Um den Familienfrieden zu wahren beschließt er, das Problem auf professionelle Weise anzugehen: er plant seinen nächsten Dokumentarfilm über das Reizthema. Seine Recherchen zeigen bald, dass Jessicas Bauchgefühl nicht aus der Luft gegriffen ist. Die Frage 'Impfen - ja oder nein? Wann und was?' ist ein Dauerbrenner für Eltern auf Spielplätzen, Partys und in den Kitas. Aber auch unter renommierten Wissenschaftlern gibt es eine kontroverse Debatte, wie David bald feststellen muss.
Während die kleine Zaria wächst und gedeiht, startet David seine investigative Recherche, die ihn um die halbe Welt führt und mit Forschern, Betroffenen und Ärzten zusammenbringt.

Packend und sehr unterhaltsam erzählt David Sieveking von überforderten Eltern im Dschungel der Informationen. Und eröffnet ganz nebenbei völlig neue Horizonte in der Debatte über das Impfen. Zeitgleich zum Erscheinen des Buches läuft der gleichnamige Dokumentarfilm von David Sieveking in den Kinos.

David Sieveking, geb. 1977 in Friedberg/Hessen, Filmemacher und Autor. 2010 feierte sein autobiografischer Debütfilm 'David wants to fly' auf der Berlinale Premiere und kam international ins Kino. Sein zweiter Kinofilm 'Vergiss mein nicht' erhielt 2012 in Locarno den Kritikerpreis und war 2013 der meistgesehene Dokumentarfilm in den deutschen Kinos. Das gleichnamige Buch stand mehrere Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Prolog:
Impfmasern

Ich bin ein Impfversager.

Der Laborbefund in meiner Hand zeigt es schwarz auf weiß. Obwohl ich als Kind gegen Masern geimpft wurde, steht da: »Serologisch kein Anhalt für Immunität«. Das heißt, bei mir war der Impfstoff offenbar wirkungslos oder hat seine Wirkung verloren. Zum Glück bin ich bislang auch ohne Schutz um die Masern herumgekommen. Das heißt aber auf der anderen Seite: Ich kann sie noch bekommen! Und gerade sind hier in Berlin die Masern ausgebrochen, es ist sogar die größte Ansteckungswelle seit zehn Jahren. Wenn ich jetzt eins nicht gebrauchen kann, dann sind das Masern!

Meine Lebensgefährtin Jessica ist hochschwanger, und unsere zweijährige Tochter Zaria (gesprochen Saria) denkt noch immer nicht dran durchzuschlafen! Wir habe wirklich genug Sorgen: Gerade sind wir Hals über Kopf aus unserer Kreuzberger Wohnung an den Stadtrand gezogen und leben inmitten von Umzugskisten. Das neue Haus ist noch eine halbe Baustelle, aus jeder Ecke ruft es »Arbeit! Arbeit!«. Hinzu kommt, dass die Kleine in ihre neue Kita eingewöhnt werden muss. Dabei ist unsere Elternzeit längst vorbei, und als selbstständig Tätige müssten wir uns eigentlich Vollzeit unseren Berufen widmen: Jessica als Filmkomponistin, ich als Dokumentarfilmer und Autor. Jetzt haben wir zwar ein Haus und im Prinzip genug Platz für die Kinder, aber dafür haben wir auch einen Berg Schulden.

Impfen sollte da wirklich noch unsere kleinste Sorge sein! Aber irgendwie haben wir uns in dem Thema festgebissen und die Impfentscheidung für unsere Tochter so lange vor uns hergeschoben, bis es sich zu einer Riesensache aufgeschaukelt hat. Nun geht es auch noch darum, das Neugeborene zu schützen, und der Masernausbruch vor unserer Haustür hängt sowieso wie ein Damoklesschwert über uns.

Während also alle Gedanken und Sorgen um unsere Kinder kreisen, kommt auf einmal dieser Brief aus dem Labor, der mir einen Spiegel vorhält: »DU bist das Problem!« Auf einmal bin ich als gefährliche Virenschleuder identifiziert. Nicht auszudenken, wenn ich unser Baby mit Masern anstecken würde, die gerade bei Neugeborenen zu lebensbedrohlichen Spätfolgen führen können.

Moment mal, was heißt denn dieses Laborergebnis jetzt? Schlagen bei mir vielleicht gar keine Impfungen an? Mein Impfpass ist gut gefüllt, vor allem mit Reiseimpfungen, nachgeprüft hab ich das aber nie. Bis vor Kurzem wusste ich auch gar nicht, dass es so einen Antikörper-Bluttest überhaupt gibt. Hab ich in Indien und Afrika einfach nur Schwein gehabt und hätte ich mir da ohne Weiteres Gelbfieber, Hepatitis oder Kinderlähmung einfangen können? Am Ende ist mein Impfversagen noch erblich, und ich gebe dieses Immundefizit auch noch meinen Kindern weiter!

Dieser enttäuschende Laborbefund kommt zu einer Zeit, in der ich mich sowieso schon als Impfversager fühle. Nicht im medizinischen Sinne, was mein Immunsystem betrifft, sondern in meiner Rolle als Vater. Ich habe bis dato als Erziehungsberechtigter darin versagt, meine Tochter wenigstens gegen Masern impfen zu lassen, und sie somit unnötig in Gefahr gebracht! Damit nicht genug. Dadurch, dass unsere Tochter andere anstecken kann, ist sie auch noch ein Risiko für unsere Mitmenschen. Ich habe also nicht nur privat-individuell, sondern auch öffentlich-sozial versagt. Sie ist zwei Jahre alt und noch gegen gar nichts geimpft. Normalerweise hätte sie nach medizinischem Standard in Deutschland schon über ein Dutzend Impfungen gegen dreizehn verschiedene Krankheiten erhalten sollen.

Gerade hat Zaria im Nebenzimmer ihre allabendliche stundenlange Ich-schlaf-nicht-ein-Arie beendet, und Jessica und ich liegen selber todmüde im Bett. Es sind die ersten Minuten an diesem Tag, in denen wir in Ruhe etwas besprechen können. Meistens schläft Jessica in dieser hochschwangeren Phase schon vor unserer Tochter, aber unser Baby in spe hat wohl Schluckauf und strampelt so ungestüm herum, dass an Ruhe nicht zu de