Buchhandlung Spazierer

Suche

Die Tage des GärtnersOverlay E-Book Reader

Die Tage des Gärtners

Vom Glück, im Freien zu sein | Jakob Augstein

E-Book (EPUB)
2012 Carl Hanser Verlag München
272 Seiten
ISBN: 978-3-446-23938-8

Rezension verfassen

€ 8,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
  • Als Taschenbuch erhältlich
Kurztext / Annotation
Wo finde ich die schönsten Tulpen? Darf ich in meinen Garten eine Statue stellen? Und neigen Gärtner zu Gewaltverbrechen? Jakob Augstein hat ein ungewöhnliches, sehr subjektives Buch über die Gartenarbeit verfasst. Man findet darin nicht nur hilfreiche Informationen zum Büschepflanzen, Zwiebelnsetzen und Blumengießen, sondern auch sehr amüsante Abschweifungen zu allerlei Fragen, die einem beim Unkrautjäten durch den Kopf gehen. Nils Hoff hat die Texte mit liebevollen Illustrationen versehen. Dieses Buch ist ein großes Vergnügen und ein Geschenk für alle, die einen Garten haben oder von ihm träumen.

Jakob Augstein, Jahrgang 1967, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Politikwissenschaft in Berlin und Paris. Nach Stationen bei der Süddeutschen Zeitung und der Zeit ist er seit 2008 Verleger der Wochenzeitung Der Freitag. Bei Hanser erschien zuletzt: Die Tage des Gärtners. Vom Glück, im Freien zu sein (2012).

Langtext
Wo finde ich die schönsten Tulpen? Darf ich in meinen Garten eine Statue stellen? Und neigen Gärtner zu Gewaltverbrechen? Jakob Augstein hat ein ungewöhnliches, sehr subjektives Buch über die Gartenarbeit verfasst. Man findet darin nicht nur hilfreiche Informationen zum Büschepflanzen, Zwiebelnsetzen und Blumengießen, sondern auch sehr amüsante Abschweifungen zu allerlei Fragen, die einem beim Unkrautjäten durch den Kopf gehen. Nils Hoff hat die Texte mit liebevollen Illustrationen versehen. Dieses Buch ist ein großes Vergnügen und ein Geschenk für alle, die einen Garten haben oder von ihm träumen.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet



" F rederick, warum arbeitest Du nicht?", fragten sie.

"Ich arbeite doch", sagte F rederick, "ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage."

Leo Lionni, FREDERICK

Pläne

Östlich von Berlin, im Buckower Land, das von den zurückweichenden Gletschern jener Phase des Pleistozän geprägt wurde, die wir hier Weichsel-Kaltzeit nennen, liegt der Schermützelsee. Von Bäumen umstanden, in einer Landschaft aus Schmelzwasserrinnen, Mooren und Söllen. Wir wollen das mit der Erdgeschichte nicht übertreiben: Aber was hätte aus Norddeutschland ohne die landschaffenden Kräfte des Pleistozän werden können, das bekanntlich erst vor 9660 Jahren endete und hinter dem das uns umgebende Land im Wesentlichen flach zurückblieb? Ein paar Seen hier und da, Urstromtäler, Geestrücken. Es ist ein stilles Land, nicht ohne Reiz, aber doch kein Vergleich mit den sanften Hügeln und trägen Tälern der langgestreckten Mittelgebirge und erst recht nicht mit den überraschenden Hängen und schattigen Senken der südlichen Vorgebirge. Die norddeutsche Tiefebene findet ihre eigentliche Erfüllung darin, Platz für die ungeheuer weiten Himmel darüber zu machen. Es gibt hier nicht viel zu sehen. Allerdings wenn im Herbst die Abendsonne noch einmal unter den dunklen Wolken hervorkommt und wenn die Wälder dann mit ihrem lila Leuchten anfangen und die Felder in ein sonderbares Strahlen geraten, dann sollte man mal vorbeikommen, wenn man in der Gegend ist. Oder wenn am frühen Wintermorgen im grünen Licht der Kälte nebelige Milchstreifen ungefähr fünf Meter über dem Boden hängen und darunter der Frost in den schrägen Strahlen der aufgehenden Sonne glitzert. Das ist auch nicht so schlecht. Es gibt Gegenden, die kommen ganz gut ohne Himmel aus. Und dann gibt es Norddeutschland, das offenbar vor allem den Zweck erfüllt, dem Himmel und seinem Licht jede denkbare Möglichkeit zur Selbstdarstellung zu geben.

Da liegt also dieser Schermützelsee. An seinem Ufer steht ein Haus und in dem Haus wurde ein Gedicht geschrieben, das geht so:

Am See, tief zwischen Tann und Silberpappel

Beschirmt von Mauer und Gesträuch ein Garten

So weise angelegt mit monatlichen Blumen

Daß er vom März bis zum Oktober blüht.

Hier, in der Früh, nicht allzu häufig, sitz ich

Und wünsche mir, auch ich mög allezeit

In den verschiedenen Wettern, guten, schlechten

Dies oder jenes Angenehme zeigen.

Glücklicherweise ist der Gärtner kein Germanist und muss nicht entscheiden, ob diese Buckower Bukolik nun Alterslyrik ist oder politische Lyrik oder was Brecht sich sonst dabei gedacht hat in den Wochen nach dem 17. Juni 1953, der keiner geringen Zahl von Ostdeutschen den Tod oder das Gefängnis einbrachte und den Westdeutschen einen Feiertag, dieses und andere Gedichte zu schreiben, in seinem Sommerhaus, unweit Berlins, den Schermützelsee vor Augen. Aber wir haben gesagt, dass der Mensch eben manchmal nur Gärtner ist. Und um wie vieles mehr gilt das für den Dichter, der eben auch nicht immer Revolutionär sein mag. Glücklicherweise, möchte man hinzufügen. Denn es geht einem die Didaktik von Brechts epischem Theater doch ziemlich auf die Nerven, während beispielsweise die Poesie der Hauspostille uns ganz erfasst, vor allem die Gedichte der dritten Lektion, "zu durchblättern", wie Brecht in der Anleitung schreibt, "in den Zeiten der rohen Naturgewalten (Regengüsse, Schneefälle, Bankerotte usw.)".

Man braucht also, um einen Garten so anzulegen, "daß er vom März bis zum Oktober blüht", einen Plan. "Weise angelegt" ist der Garten dann, sagt Brecht. Da hat dann einer nachgedacht und das sieht man, das zeigt sich. Wenn die Blütezeiten der Blumen aufeinanderfolgen, wenn die Formen und Farben der Grünp

Jakob Augstein, 1967 geboren, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Politikwissenschaft in Berlin und Paris. Nach Stationen bei der Süddeutschen Zeitung und DIE ZEIT ist er seit 2008 Verleger der Wochenzeitung Der Freitag. Die Tage des Gärtners. Vom Glück, im Freien zu sein ist sein erstes Hörbuch.