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Schön wie die AchtOverlay E-Book Reader

Schön wie die Acht

Nikola Huppertz

E-Book (EPUB)
2021 Tulipan Verlag
224 Seiten; ab 12 Jahre
ISBN: 978-3-86429-534-8

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Kurztext / Annotation
Malte liebt Zahlen und trainiert hart für die Matheolympiade, bei der er unbedingt gewinnen will. Als Einziger seiner Schule hat er sich für die Landesrunde qualifiziert. Doch zu Hause ist nichts mehr wie es war, als seine siebzehnjährige Halbschwester Josefine, die er kaum kennt, für einige Wochen bei ihnen einzieht. Ohne Vorwarnung gerät Maltes strukturierte und geordnete Welt in eine Schieflage. Zu allem Überfluss taucht auch noch Lale in seiner Mathe-AG auf, die nicht nur eine ernst zu nehmende Konkurrentin ist, sondern auch noch 'schön wie die Acht'.

Nikola Huppertz, geboren 1976 in Mönchengladbach, studierte nach dem Abitur Musik und Psychologie und experimentierte nebenbei mit dem Schreiben. Nach den Geburten ihrer beiden Kinder wandte sie sich intensiv der literarischen Arbeit zu. Seitdem hat sie zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, Gedichte und Kurzprosa in Literaturzeitschriften sowie Geschichten für den Rundfunk veröffentlicht.

Barbara Jung hat Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration studiert. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als freie Illustratorin für verschiedene Kinder- und Jugendbuchverlage. Schräge Personalien und ein gewisser Humor sind ihr die liebsten Zutaten für ein gelungenes Buch. Sie lebt mit ihren Kindern in Frankfurt am Main.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Sie haben mich nicht gefragt, ob ich einverstanden bin. Mama nicht und Papa erst recht nicht, dabei ist es seine Tochter und seine Angelegenheit. Und einfach was dagegen sagen, dass Josefine jetzt bei uns ist, geht ja auch nicht. Wegen ihrer Mutter. Wenn jemand Krebs hatte und operiert worden ist, darf man gegen nichts was sagen. Dann muss man froh und dankbar sein, dass alles gut gegangen ist, die jetzt krebsfreie Mutter einen Platz in der Reha hat und, wenn alles glattgeht, in ein paar Wochen gesund zurück nach Hause kommt.

Versteh ich ja.

Auch, dass Papa sich solange um Josefine kümmern und sie hier zur Schule gehen muss, in meine Schule, genauer gesagt, weil das angeblich am unkompliziertesten ist.

Aber trotzdem mag ich nicht, wie sie an unserem Abendbrottisch sitzt und aussieht, als wollte sie alle umbringen. Und wie Papa sich diese Mörderblicke, die ihr x-fach gepierctes Gesicht unter der schwarzen Hoodie-Kapuze hervorfeuert, auch noch gefallen lässt. Wie er irgendwelche Sachen daherredet, die niemanden interessieren, von der Firma oder seinem letzten Tennistraining, und versucht, so zu tun, als wär es total normal, dass wir neuerdings zu viert sind.

»Malte, reichst du deiner Schwester noch mal den Brotkorb«, sagt er jetzt.

Dabei war vom Brotkorb vorher noch gar nicht die Rede, und sie ist auch nicht meine Schwester, sondern meine Halbschwester, das ist ein Unterschied im Verwandtschaftsgrad von hundert Prozent. Mal davon abgesehen, dass ich sie erst zwei- oder dreimal getroffen hab, zuletzt, als ich vielleicht sechs war.

»Wieso noch mal?«, frage ich, weil, von so was krieg ich Kopfjucken. Wenn Erwachsene falsche Sachen sagen, obwohl sie es eigentlich besser wissen. »Sie hat doch bis jetzt nur Tomaten gegessen. Und du weißt ja gar nicht, ob sie überhaupt Brot mag

»Malte!« Papas Stimme klingt plötzlich streng. Selbst Mama guckt mich ganz komisch an, fast, als wollte sie vertuschen, dass wir Josefine eigentlich gar nicht kennen. Und das, obwohl sie sonst immer betont, das Mädchen und seine Mutter, das war vor ihrer Zeit, damit hat sie nichts am Hut.

»Lass gut sein, Kleiner«, sagt meine Halbschwester da und greift quer über den Tisch, aber nicht, um sich was aus dem Brotkorb zu angeln, sondern noch eine Tomate. Die letzte. Sie beißt rein wie in einen Apfel, schlürft Saft und Glibber aus dem Inneren und steht mit dem Rest in der Hand vom Tisch auf. Noch ein Mörderblick in die Runde. Dann verschwindet sie einfach aus der Essecke in unserem Wohnzimmer.

Mama und Papa gucken sich an.

»Merkst du nicht, dass es eine schwierige Situation für Josefine ist, Malte?«, fragt Mama.

»Doch«, sage ich, kaue dabei mein Käsebrot. »Weiß ich. Und ich hätte ihr den Brotkorb ja auch gegeben. Ich hab nur gesagt ...«

»Wir haben gehört, was du gesagt hast«, unterbricht Papa mich. Dann seufzt er. »Und? Was macht die Kunst?«

Jetzt greife ich tatsächlich noch mal zum Brotkorb. Das war der erste normale Satz bei diesem Abendessen.

»Montag geht die Vorbereitung für die Landesrunde los«, antworte ich.

»Wie viele sind denn jetzt eigentlich noch im olympischen Boot?« Papa schiebt mir die Butter rüber.

Ich schabe welche ab, schmiere sie auf die Brotscheibe, lege zwei Scheiben Gouda drauf. »Von unserer Schule außer mir niemand mehr. Kolja ist knapp dran vorbeigerutscht. Aber es kommt noch eine von der IGS dazu, weil die da keinen eigenen Matheclub haben.«

»Und die hat es ganz allein so weit geschafft?«, erkundigt sich Mama.

Ich erschrecke. Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht, und, zugegeben, einen Moment lang stresst es mich. Aber dann