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Unter der Drachenwand von Arno Geiger: Reclam Lektüreschlüssel XL

Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretation, Prüfungsaufgaben mit Lösungen, Lernglossar | Arno Geiger; Sascha Feuchert

E-Book (EPUB)
2020 Reclam Verlag
Auflage: 1. Auflage
174 Seiten
ISBN: 978-3-15-961750-3

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Sascha Feuchert ist Professor für Neuere deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaust- und Lagerliteratur und ihre Didaktik am Institut für Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Zu Arno Geiger: Arno Geiger (22.7.1968 Bregenz, Vorarlberg) ist ein österreichischer Schriftsteller. Sein Studium der Deutschen Philologie, Alten Geschichte und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Innsbruck und Wien schließt er 1993 ab. Seitdem arbeitet er als freier Schriftsteller. Zudem war er von 1986 bis 2002 Videotechniker bei den Bregenzer Festspielen. Bekannte Titel Geigers sind 'Alles über Sally' (2010), 'Der alte König in seinem Exil' (2011) und 'Selbstporträt mit Flusspferd' (2015). Sein Roman 'Unter der Drachenwand' (2018) um den Wehrmachtsoldaten Veit Kolbe, der sich von seinen Kriegsverletzungen am Mondsee im Salzkammergut erholt und zu sich selbst findet, wird in Schulen gelesen. 2005 wird Arno Geiger für seinen Roman 'Es geht uns gut' mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Weitere Preise sind etwa Johann Peter Hebel-Preis (2008), Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2011), Joseph-Breitbach-Preis (2018).

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Erzählerfiguren

Veit Kolbe: Der Soldat, über dessen Aussehen wir wenig bis nichts erfahren (für Kurt, der ihn am Ende der Erzählung trifft, sieht er »elend« aus, S. 393; siehe auch S. 167), ist zu Beginn der Handlung fast 24 Jahre alt, gehört der Wehrmacht schon fünf »verlorene[ ]« (S. 17) Jahre an und hat es bislang zum Stabsgefreiten gebracht (S. 31). Er wurde an der Ostfront schwer verwundet, mit der Erinnerung an diesen Moment setzen seine Tagebuchaufzeichnungen - und mit ihnen der Roman - ein. Doch Veit ist nicht nur körperlich Gezeichnet vom Krieg verletzt, auch seelisch ist er massiv durch seinen langen Kampfeinsatz verwundet. Der Krieg hat für Kolbe nichts Heroisches, er ist für ihn die »blutigste[ ], unverständlichste[ ] Raserei« (S. 8). Veit wird zunehmend klar, dass er dem Krieg und seinen Folgen nicht entkommen kann und wird (S. 453). Schon in Mondsee beginnt er an dem zu leiden, was man heute eine posttraumatische Belastungsstörung nennen würde: Immer wieder wird er von Anfällen (u. a. S. 39, 139, 210) heimgesucht, in denen er sich »verdrahtet mit der Tödlichkeit des Moments« (S. 139) fühlt. Zu den Erinnerungsbildern, die ihn am meisten quälen, gehören jene von brutalen Erschießungen, denen er beiwohnen musste (S. 210). Auch weil Veit nicht versteht, warum ihn diese »Nervenanfälle« (S. 140) ausgerechnet dann heimsuchen, als er in relativer Sicherheit und fernab der Front ist, sucht er Hilfe bei dem Gemeindearzt, der aber kein Fachmann für die Behandlung solcher psychischen Symptome ist. Entsprechend undifferenziert fällt seine Medikation aus: Er verschreibt Kolbe das damals hoch im Kurs stehende Pervitin, ein Methamphetamin, das stimmungsaufhellend und angstreduzierend wirkt sowie den Effekt hat, das Selbstwertgefühl zu steigern. Einige - durchaus auch positive - Entwicklungen in Veits Charakter werden durch dieses Medikament begünstigt, man sollte jedenfalls nicht vergessen, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt (S. 161) häufig unter seinem Einfluss steht. Allerdings macht Pervitin auch süchtig; Veit ist sich seiner »Abhängigkeit« (S. 356) irgendwann, wenn auch spät, bewusst. Mehr noch: Er entwickelt dann einen »richtige[n] Hass« (S. 441) gegen die Tabletten, auch wenn er sie nicht absetzen kann.

Nicht nur zum Krieg, auch zum NS-Regime hat Kolbe eine erhebliche Distanz zum Regime - und zur Familie Distanz: Von Adolf Hitler, dem 'Führer', spricht er nur als »F.« (erstmals S. 15), die Partei und die Regierung nennt er ironisch-sarkastisch »Firma für Blut und Boden« (S. 345), ihre Amtsträger »Bonzen« (S. 19). Und mit überzeugten Anhängern der nationalsozialistischen Partei und Ideologie gerät er immer wieder in Konflikt, unter anderem mit der Quartierfrau und ihrem Mann, besonders aber mit seinem Vater, der ein 'alter Kämpfer' der 'Bewegung' und ein Kriegsbefürworter ist. Veit protokolliert aber ebenso in seinem Tagebuch, dass sein Vater ihm vorhalten kann, auch Veit sei »von Anfang an für diesen Krieg« (S. 31) gewesen. Der junge Soldat gesteht sich selbst zudem auch Folgendes ein: »[D]ie Partei war die Sinngebung meiner Jugend gewesen, und ich konnte mich auch jetzt von dem Gedanken, dass der F. ein großer Mann war, nicht gänzlich freimachen.« (S. 135)

Veit hat sich von seinen Eltern entfremdet und gewinnt schließlich die bittere Erkenntnis, dass er »kein Zuhause mehr« (S. 430) hat, dass zwischen ihm und seinen Eltern eine enorme Kluft liegt, die durch die Kriegserfahrung unüberbrückbar geworden ist, aber schon in der lieblosen Erziehung v. a. des Vaters (S. 437) angelegt war. Auch die gemeinsame Erinnerung an Veits tote Schwester Hilde kann das nicht mehr kitten: Veit, der noch immer von großen Schuldgefühlen geplagt ist, da er in seinem damals jugendlichen Alter Hilde während i