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Heidi kann brauchen, was es gelernt hatOverlay E-Book Reader

Heidi kann brauchen, was es gelernt hat

Johanna Spyri

E-Book (EPUB)
2020 Saga Egmont
185 Seiten
ISBN: 978-87-26-53999-8

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€ 3,99

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Kurztext / Annotation
Der zweite Teil der beliebten Heidi-Geschichte aus den Schweizer Bergen: Heidi ist zurück aus Frankfurt und wieder auf der Alm. Schon bald kommt ihre Frankfurter Freundin Klara, die im Rollstuhl sitzt, zu ihr zu Besuch in die Berge. Die Mädchen verbringen eine schöne Zeit miteinander, aber das passt dem Geissenpeter gar nicht, weil Heidi jetzt weniger Zeit für ihn hat. Also heckt er einen Plan aus...-

Johanna Spyri (1827-1901) war eine Schweizer Schriftstellerin im Bereich Kinder- und Jugendliteratur. In Bremen erschienen ihre ersten Erzählungen, wo sie einige Zeit bei Freunden verbrachte. Ihre beiden 'Heidi'-Romane machten sie weltberühmt und wurden in 50 Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Erstes Kapitel

Reisezurüstungen

Der freundliche Herr Doktor, der den Entscheid gegeben hatte, dass das Kind Heidi wieder in seine Heimat zurückgebracht werden sollte, ging eben durch die Breite Strasse dem Hause Sesemann zu. Es war ein sonniger Septembermorgen, so licht und lieblich, dass man hätte denken können, alle Menschen müssten sich darüber freuen. Aber der Herr Doktor schaute auf die weissen Steine zu seinen Füssen, so dass er den blauen Himmel über sich nicht einmal bemerken konnte. Es lag eine Traurigkeit auf seinem Gesichte, die man vorher nie da gesehen hatte, und seine Haare waren viel grauer geworden seit dem Frühjahr. Der Doktor hatte eine einzige Tochter gehabt, mit der er seit dem Tode seiner Frau sehr nahe zusammengelebt hatte, und die seine ganze Freude gewesen war. Vor einigen Monaten war ihm das blühende Mädchen durch den Tod entrissen worden. Seither sah man den Herrn Doktor nie mehr so recht fröhlich, wie er vorher fast immer gewesen war.

Auf den Zug an der Hausglocke öffnete Sebastian mit grosser Zuvorkommenheit die Eingangstür und machte gleich alle Bewegungen eines ergebenen Dieners; denn der Herr Doktor war nicht nur der erste Freund des Hausherrn und seines Töchterchens, durch seine Freundlichkeit hatte er sich, wie überall, die sämtlichen Hausbewohner zu guten Freunden gemacht.

"Alles beim alten, Sebastian?" fragte der Herr Doktor wie gewohnt mit freundlicher Stimme und ging die Treppe hinauf, gefolgt von Sebastian, der nicht aufhörte, allerlei Zeichen der Ergebenheit zu machen, obschon der Herr Doktor sie eigentlich nicht sehen konnte, denn er kehrte dem Nachfolgenden den Rücken.

"Gut, dass du kommst, Doktor", rief Herr Sesemann dem Eintretenden entgegen. "Wir müssen durchaus noch einmal die Schweizerreise besprechen, ich muss von dir hören, ob du unter allen Umständen bei deinem Ausspruche bleibst, auch nachdem nun bei Klärchen entschieden ein besserer Zustand eingetreten ist."

"Mein lieber Sesemann, wie kommst du mir denn vor?" entgegnete der Angekommene, indem er sich zu seinem Freunde hinsetzte. "Ich möchte wirklich wünschen, dass deine Mutter hier wäre; mit der wird alles gleich klar und einfach und kommt ins rechte Geleise. Mit dir aber ist ja kein Fertigwerden. Du lässt mich heute zum dritten Male zu dir kommen, damit ich dir immer noch einmal dasselbe sage."

"Ja, du hast recht, die Sache muss dich ungeduldig machen; aber du musst doch begreifen, lieber Freund" - und Herr Sesemann legte seine Hand wie bittend auf die Schulter seines Freundes -, "es wird mir gar zu schwer, dem Kinde zu versagen, was ich ihm so bestimmt versprochen hatte und worauf es sich nun monatelang Tag und Nacht gefreut hat. Auch diese letzte schlimme Zeit hat das Kind so geduldig ertragen, immer in der Hoffnung, dass die Schweizerreise nahe sei und dass es seine Freundin Heidi auf der Alp besuchen könne; und nun soll ich dem guten Kinde, das ja sonst so vieles entbehren muss, die langgenährte Hoffnung mit einemmal wieder durchstreichen - das ist mir fast nicht möglich."

"Sesemann, das muss sein", sagte sehr bestimmt der Herr Doktor, und als sein Freund stillschweigend und niedergeschlagen dasass, fuhr er nach einer Weile fort: "Bedenke doch, wie die Sache steht. Klara hat seit Jahren keinen so schlimmen Sommer gehabt, wie dieser letzte war; von einer so grossen Reise kann keine Rede sein, ohne dass wir die schlimmsten Folgen zu befürchten hätten. Dazu sind wir nun in den September eingetreten, da kann es ja noch schön sein oben auf der Alp, es kann aber auch schon sehr kühl werden. Die Tage sind nicht mehr lang, und oben bleiben und da die Nächte zubringen kann Klara doch nun gar nicht; so hätte sie kaum ein paar Stunden oben zu verweilen. Der Weg von Bad Ragaz dort hinauf muss ja schon mehrere Stunden dauern, denn zur Alp hinauf muss sie entschieden im Sessel getragen werden. Kurz, Sesemann, es kann nicht sein! Aber ich wil