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Zeiten des SturmsOverlay E-Book Reader

Zeiten des Sturms

Roman | Nele Neuhaus

E-Book (EPUB)
2020 Ullstein
Auflage: 1. Auflage
528 Seiten
ISBN: 978-3-8437-2293-3

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Kurztext / Annotation
Die Weite Nebraskas. Ein Herz voller Sehnsucht. Der Traum eines Lebens. Sheridan Grant wollte alle Brücken hinter sich abbrechen, um ein neues Leben zu beginnen. Mit Paul Sutton, der sie liebt und auf Händen trägt. Weit entfernt von der Willow Creek Farm, und weit entfernt von dem Mann, der ihr Herz gebrochen hat. Doch kurz vor der Hochzeit kommen ihr Zweifel. Sie kehrt zurück nach Nebraska, und völlig unverhofft bietet sich ihr die Chance, den größten Traum ihres Lebens zu verwirklichen. Aber dann holt sie das dunkle Geheimnis aus ihrer Vergangenheit ein, das ihr Leben zerstören kann ... Endlich: der dritte Teil der Bestsellerserie um Sheridan Grant!

Nele Neuhaus, geboren in Münster / Westfalen, lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits ebenso lange. Ihr 2010 erschienener Kriminalroman Schneewittchen muss sterben brachte ihr den großen Durchbruch, heute ist sie die erfolgreichste Krimiautorin Deutschlands. Außerdem schreibt die Pferdeliebhaberin Jugendbücher und Unterhaltungsliteratur. Ihre Bücher erscheinen in über 30 Ländern. Vom Polizeipräsidenten Westhessens wurde Nele Neuhaus zur Kriminalhauptkommissarin ehrenhalber ernannt.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Rockbridge

Es war einer jener düsteren Januartage, an denen es nicht einmal mittags richtig hell wurde. Am frühen Morgen hatte es angefangen zu schneien, dicke weiße Flocken rieselten aus tief hängenden Wolken und verwandelten das kleine Neuengland-Städtchen Rockbridge in eine Winteridylle wie aus dem Bilderbuch. Im Mittleren Westen, dort, wo ich aufgewachsen war, war der Schnee nie leise und friedlich über das Land gekommen, sondern mit heftigen Blizzards, die von Westen her über die Great Plains heranbrausten und alles unter sich begruben. Temperaturen von mehr als zwanzig Grad unter null waren keine Seltenheit, die Schneestürme rüttelten an Fenstern und Türen und heulten wie ein ausgehungertes Rudel Wölfe. Oft waren wir für Tage von der Außenwelt abgeschnitten gewesen, und zu meinen frühesten Erinnerungen an den Winter gehörte das stete Brummen der Dieselgeneratoren, wenn Sturm und Schnee die Überlandleitungen beschädigt hatten und der Strom ausgefallen war.

Ich holte einen Handfeger aus dem Kofferraum meines Chevy Caprice und kehrte den Schnee von der Windschutzscheibe und den Fenstern. Dann öffnete ich die Tür, setzte mich ins Auto und atmete ein paarmal tief durch. Hinter mir lagen zwei anstrengende Stunden. Monique Sutton, meine zukünftige Schwiegermutter, hatte mich zum Lunch in ihr Haus eingeladen, und ich hatte keine passende Ausrede gefunden, um dieser Einladung zu entgehen. Schon bei unserer ersten Begegnung hatte ich gewusst, dass Monique und ich nicht miteinander klarkommen würden. Alles an dieser Frau reizte mich zum Widerspruch: ihr affektierter Upperclass-Akzent, ihre Arroganz und die besitzergreifende Art, mit der sie Paul behandelte. Wahrscheinlich war sie deshalb so herablassend zu mir, weil sie den Gedanken, eine andere Frau könnte mehr Einfluss auf ihren Sohn haben als sie selbst, unerträglich fand. Sie hielt es für ihr gutes Recht, sich ungebeten in das Leben ihrer fünf erwachsenen Kinder einzumischen, und niemand wagte es, ihr zu widersprechen, denn sie hielt die Zügel in der Familie fest in ihren altersfleckigen Händen. Ihre Vorbehalte mir gegenüber konnte ich teilweise sogar nachvollziehen. Nur acht Wochen nachdem ich in Rockbridge aufgetaucht war, hatte Paul mir, einer mittel- und arbeitslosen Einundzwanzigjährigen aus dem Mittleren Westen, einen Heiratsantrag gemacht, und wäre es damals nach mir gegangen, hätten wir auf der Stelle geheiratet. Doch gegen dieses Vorhaben hatte Monique Sutton vehement und erfolgreich ihr Veto eingelegt. Sie wolle nicht, dass es so aussehe, als ob ihr Sohn mich heiraten müsste, hatte sie mir mitgeteilt. Sie war so erzkatholisch, wie meine Adoptivmutter Rachel Grant methodistisch gewesen war, und deshalb war mein Übertritt zum katholischen Glauben eine Bedingung, die sie gestellt hatte. Paul hatte sich ihr angeschlossen, was mich ein wenig befremdet hatte. Weil es mir aber völlig egal war, ob wir in einer methodistischen oder einer katholischen Kirche oder in einem buddhistischen Tempel heiraten würden, hatte ich ziemlich leichtfertig zugestimmt.

Womit ich jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass ich Katechismusunterricht bei einem katholischen Seelsorger nehmen und meinen Taufschein vorlegen musste, ebenso wie meine Geburtsurkunde. Beide Dokumente steckten sicherlich in irgendeinem verstaubten Aktenordner in einem Schrank auf der Willow Creek Farm, und ich hatte keine Ahnung, wie ich an sie gelangen sollte, denn ich hatte vor einiger Zeit den Kontakt zu meiner Familie abgebrochen.

Seufzend ließ ich den Motor an und fuhr los. Um halb vier hatte ich einen Termin im Schneideratelier von Eunice Rodin an der Main Street, um zum ersten Mal mein Brautkleid anzuprobieren. Auf nichts hatte ich nach dem Lunch bei Pauls Mutter weniger Lust, und ich überlegte kurz, die Anprobe zu schwänzen und mich zu Hause in die Badewanne zu legen. Aber dann beschloss ich, es hinter mich zu bringen, denn schließlich wollten Paul und ich uns in kn