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Amuria

Der Himmel unter der Erde | Bettina Belitz

E-Book (EPUB)
2019 Karibu
Auflage: 1. Auflage
384 Seiten; ab 9 Jahre
ISBN: 978-3-96129-140-3

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Kurztext / Annotation
Maja staunt nicht schlecht, als sie sich bei einem ihrer Streifzüge durch den neuseeländischen Regenwald nach einem schwindelerregenden Sturz in einer fantastischen Welt wiederfindet. Ihre Bewohner leben in Harmonie mit Tieren und Pflanzen, alles ist hell und schön - nur Maja passt nicht hierher. Sie, der Eindringling, stört Amurias Gleichgewicht, schlimmer noch: Als Menschenkind könnte sie Amurias geheime Existenz verraten. Ihr bleibt nur eine Chance: Zusammen mit dem jungen Nebelhüter Nalu muss sie einen gefährlichen Auftrag erfüllen, dann erst darf sie nach Hause zurückkehren. Sie ahnt nicht, dass die Reise, auf die der geheimnisvolle Junge und sie aufbrechen, nicht nur die Grundfesten Amurias, sondern auch die ihrer eigenen Welt erschüttern.

Bettina Belitz wuchs zwischen unzähligen Büchern auf und verliebte sich schon früh in die Magie der Buchstaben. Lesen alleine genügte ihr dabei nicht - nein, es mussten auch eigene Geschichten aufs Papier fl ießen. Nach dem Studium der Geschichte, Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft arbeitete Bettina Belitz als Redakteurin und freie Journalistin, bis sie ihre Leidenschaft aus Jugendtagen zum Beruf machte. Heute lebt Bettina Belitz umgeben von Pferden, Schafen, Katzen und Hühnern als freie Autorin in einem 400-Seelen-Dorf im Westerwald und tankt auf dem Pferd oder beim Meditieren neue Energien.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Mondscheinkind

»An der Westküste sind gestern früh wieder zwölf Wale gestrandet und verendet. Warum immer zwölf?«, fragte Mama besorgt.

»Ja. Passt zu den Delfinen bei Wellington. Auch zwölf«, antwortete Papa und klickte ein paarmal mit der Maus. »Zur gleichen Zeit haben wir neue seismische Aktivitäten gemessen, obwohl der Berg schläft. Ich sag dir, da gibt es einen Zusammenhang. Es muss einen geben - wenn ich nur wüsste, welchen!«

»Und wenn ich nur wüsste, warum es jedes Mal zwölf sind ...«, murmelte Mama.

Noch immer hatten sie nicht bemerkt, dass ich hinter ihnen stand. Es musste schon ein Tornado durchs Zelt fahren, damit sie mal ihre Arbeit vergaßen. Denn sie lebten für ihre Arbeit.

Seit ich denken konnte, versuchten meine Eltern, die Welt zu retten. Für sie sah das allerdings so aus, dass sie stundenlang über ihren Laptops brüteten, Kurven und Diagramme betrachteten, die sich kaum veränderten, oder aufwendige Messungen vornahmen - und zwar rund um den Globus. Ich war erst dreizehn und hatte schon in Südamerika, auf Island, in Mexiko und auf den Kanarischen Inseln gelebt, doch nun waren wir endlich wieder an dem Ort gelandet, den ich am meisten liebte: Neuseeland. Genauer: Mount Taranaki auf Neuseelands Nordinsel. Meine Eltern waren verrückt nach Vulkanen, auch wenn sie am Fuß eines Vulkans kaum etwas anderes machten, als ihre Messstationen und Laptops aufzubauen, und sich manchmal den ganzen Tag kaum vom Fleck bewegten.

Ich war da anders. Anstatt die Natur über den Computer auszuwerten, befand ich mich lieber mittendrin, ganz besonders in dem märchenhaften Regenwald am untersten grünen Gürtel des Mount Taranaki.

Goblin Forest nannten die Einheimischen ihn, den Kobold-Wald. So sah er auch aus - und noch wollte ich nicht akzeptieren, was meine Eltern und ihre Kollegen glaubten, herausgefunden zu haben. Dass dieser dichte, sumpfige Wald zu sterben begann und mit ihm die süßen Kiwivögel, die Papa und ich früher zusammen behutsam aus ihren Erdhöhlen gezogen hatten, damit ich sie in meinen Armen hielt und er ihnen Fußbänder mit Sendern anlegen, sie wiegen und vermessen konnte. Nie hatte ich ihre sanften schwarzen Kugelaugen vergessen können und erst recht nicht, wie weich sie sich anfühlten, wenn sie wieder schläfrig wurden und sich schwer in meine Hand schmiegten, um weiterzudösen. Kiwis waren nur nachts richtig munter, bei Helligkeit versteckten sie sich und schliefen. Doch das würde mich nicht abhalten, auch tagsüber nach ihnen zu suchen.

Wir waren schon drei Tage im Camp, und ich hatte es bisher nicht eine Minute verlassen dürfen. Meine Eltern konnten nicht erwarten, dass ich noch länger bei ihnen herumsaß und ihnen dabei zuschaute, wie sie irgendwelche komplizierten Analysen auswerteten. Das war todsterbenslangweilig. Gestern Abend hatte ich sie endlich breitschlagen können, mir die Erlaubnis zu geben, dass ich heute Mittag allein durch den Wald streifen durfte. Schließlich kannte ich mich hier aus.

»Hey, ihr zwei.« Es dauerte ein paar Sekunden, bis meine Eltern ihre Blicke von den Bildschirmen lösten und sich fragend zu mir herumdrehten. »Ich zieh dann mal los. Okay?«

Mama und Papa seufzten beide auf und warfen sich einen kurzen Blick zu. Dann zwang Mama sich zu einem Lächeln.

»In Ordnung, Maja, aber denk daran, was wir gestern Abend besprochen haben. Du bleibst auf den beschilderten Wegen. Kein Schritt abseits der Pfade!«

»Ja, und sobald Nebel aufzieht, bleibst du stehen und wartest, bis er sich legt«, redete Papa weiter, über dessen Augen sich dicke Kummerfalten gebildet hatten. Er machte sich schon jetzt Sorgen, ich sah es genau.

»Ich weiß nicht ...«, wandte ich achselzuckend ein. »Hier ist dauernd Nebel. Könnte sein, dass ich dann stundenlang im Wald rumstehe.«

»Da ist was dran.« Mama legte Papa beruhigend die Hand auf den braun gebrannten Unterarm. »Wir haben den Berg seit drei Tagen n