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Aller Tod will EwigkeitOverlay E-Book Reader

Aller Tod will Ewigkeit

Thriller | Uli Paulus

E-Book (EPUB)
2019 Grafit Verlag
256 Seiten
ISBN: 978-3-89425-625-8

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Kurztext / Annotation
Morden für die Menschheit

Eine kunstvoll inszenierte Mordserie führt die ehemalige Polizistin Sabina Lindemann von der Schweiz quer durch die Alpen bis nach Italien. Was haben der Tod eines jüdischen Rohstoffhändlers in Luzern, die Hinrichtung eines Fleischindustriellen bei Innsbruck und die Ermordung eines Professors für Künstliche Intelligenz bei Turin miteinander zu tun? Und welche Rolle spielt dabei das ominöse Z, das allen Opfern in den Körper geritzt wird? Sabina ahnt nicht, dass die Antwort auf diese Fragen in ihrer eigenen Vergangenheit liegt.

Uli Paulus studierte Schlagzeug, Sprachwissenschaften und Philosophie. Er arbeitete als Kreativdirektor in Werbeagenturen und war als Spieleerfinder aktiv. Seit 2012 ist er als kreativer Impulsgeber und Filmemacher bei einem großen deutschen Familienunternehmen beschäftigt.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

4

Jeden Morgen vor der Arbeit drehte Martin Jäger seine Runde am Vierwaldstätter See. Die Sonne ruhte noch hinter den Bergen, die Stadt lag im Schlummer der Nacht. Von seiner Wohnung aus lief er durch die menschenleere Altstadt, joggte über die Kapellbrücke und nahm den Weg vorbei am Bahnhof zum Kultur- und Kongresszentrum. Über eine lange Fußgängerbrücke führte die Strecke am Bootshafen entlang zur Ufschötti, einem Strandstück mit angrenzendem Park. Hier nächtigten die Schwäne, Enten und Gänse. Es roch nach Algen und frischer Luft. Jäger atmete tief ein.

Die Berge lagen als grau-schwarze Silhouetten hinter dem See. Auf den Wellen spiegelten sich erste Schimmer von Gold und Orange. Jäger lief an der Uferpromenade entlang zum Segelklub Tribschenhorn und nahm den kurzen Anstieg hinauf zur Halbinsel Tribschen. Sein linker Oberschenkelmuskel verhärtete sich etwas, doch er behielt seinen Rhythmus bei. Er passierte die mit Moos überzogenen Felsen und erreichte schließlich den kleinen Park, in dessen Mitte erhaben über dem See das frei stehende Patrizierhaus stand, in dem einst Richard Wagner residiert hatte.

Jäger trabte zur Terrasse, wo er stets seine Dehnübungen machte. Dann blieb er abrupt stehen. Zwischen zwei himmelwärts strebenden Pappeln, welche die Terrasse des dreistöckigen Hauses flankierten, hing in etwa fünf Meter Höhe ein leblos wirkender Körper. Männlich, nackt, voller Blut. War das ein Mensch? Ein Kunstobjekt? Der Teil eines Bühnenbilds?

Vor der Silhouette der schlafenden Berge und dem sich mit erstem Morgenlicht tränkenden Horizont wirkte dieser Anblick wie das Szenenbild aus einer Wagner-Oper. Der Körper war an beiden Armen mit je einem stramm gespannten Seil fixiert. Er hing da wie gekreuzigt. Und er war echt.

Sosehr es ihn auch schauderte, instinktiv zückte Jäger sein Smartphone. Hatten sie nicht erst neulich darüber diskutiert, wie schnell sich Videos heutzutage verbreiteten? Die Szenerie bot eine einmalige Möglichkeit, das auszuprobieren. Er schien der Erste zu sein, der dieses unfassbare Bild entdeckt hatte. Der Mann, der da hing, war offensichtlich tot. Helfen konnte man ihm nicht mehr. Was sprach dagegen, diese Entdeckung zu posten?

Jäger ging einige Schritte zurück und filmte zunächst den Himmel und die Berge. Dann schwenkte er zum Richard-Wagner-Haus. Filmte die Villa und die schlanken, hohen Pappeln. Das Seil, das zwischen ihnen gespannt war. Den Körper, der da leblos hing, gehalten von der Stärke der Seile. Jäger drückte auf Stopp und sah sich das Video an. Dann lud er es mit dem Wort Unglaublich! auf seinen Facebook-Account hoch.

Just als der Ladebalken Vollstreckung meldete, befiel Jäger ein mulmiges Gefühl. Müsste er nicht eigentlich die Polizei rufen? War es vielleicht etwas voreilig gewesen, diese Entdeckung gleich zu posten? Sollte er das Video wieder löschen? Er steckte das Smartphone ein und lief zurück nach Luzern. Unterwegs begegneten ihm mehrere Jogger, gegen halb sechs kam er zu Hause an.

Nachdem er geduscht hatte, machte er sich einen Kaffee und schaute sich das Video an. Bis dahin war es bereits achtmal geteilt und zweimal heruntergeladen worden. Eine halbe Stunde später hatten sechsundvierzig Menschen das Video gesehen und vierzehn weitere es geteilt. Ab diesem Zeitpunkt verbreitete es sich rasend.

Gegen 6:30 Uhr läutete Simons Telefon. Ein Mord, direkt vor dem Wagnerhaus in Tribschen. Sabina räkelte sich im Bett und ließ per Schalter die Jalousien des Hotelzimmers hoch. Die Sonne strahlte.

»Na super«, sagte sie, »da denkt man einmal, man hat 'nen Treffer gelandet, und dann isses ein Bulle, der morgens um halb sieben zum Mord muss.«

»Sorry, ich find's auch scheiße, aber ich muss halt hin.«

»Ist mir schon klar.«

Er überlegte kurz. »Komm doch einfach mit.«

Sabina strich sich durch die Haare. »Als Psychologin oder wie?«

»Ja«,