Buchhandlung Spazierer

Suche

Verhängnisvolles CalèsOverlay E-Book Reader

Verhängnisvolles Calès

Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc | Cay Rademacher

E-Book (EPUB)
2019 Dumont Buchverlag Gruppe
Auflage: 1. Auflage
448 Seiten
ISBN: 978-3-8321-8468-1

Rezension verfassen

€ 9,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
  • Als Taschenbuch erhältlich
Kurztext / Annotation
Ein Mord in den Grotten von Calès, ein dunkles Familiengeheimnis und ein Wettlauf gegen die Zeit Winter in der Provence, die Tage sind klar und eiskalt. Capitaine Roger Blanc wird in die Grotten von Calès gerufen: ein düsteres, verstecktes Tal in den Alpilles mit Dutzenden Höhlen, in denen vor Jahrhunderten Menschen lebten. Eine Archäologin ist dort auf ein Skelett gestoßen. Doch es ist keine uralte Leiche - denn im Stirnknochen gähnt das Einschussloch einer Pistolenkugel. Bevor Blanc mit den Ermittlungen richtig beginnen kann, wird er zu einem dramatischen Notfall gerufen. In der Burg La Barben ist während einer Hochzeitsfeier die neunjährige Noëlle verschwunden. Noch in der Nacht wird ein Verdächtiger verhaftet, gegen den scheinbar alle Indizien sprechen. Doch der Mann leugnet - und das Mädchen bleibt unauffindbar. Während sich seine Kollegen und Frankreichs Medien auf den Verhafteten konzentrieren, findet Blanc heraus, dass Noëlles Schicksal untrennbar mit dem namenlosen Skelett von Calès verbunden ist. So fahndet er nach einem Täter, der offenbar seit Jahrzehnten immer wieder Verbrechen begeht. Dafür gräbt Blanc sich tief in die finstere Vergangenheit einer Familie ein - und entdeckt, dass auf der Burg an jenem Abend viele Menschen ein Motiv gehabt haben könnten, die kleine Noëlle für immer verschwinden zu lassen ... Mord in der Provence - Capitaine Roger Blanc ermittelt: Band 1: Mörderischer Mistral Band 2: Tödliche Camargue Band 3: Brennender Midi Band 4: Gefährliche Côte Bleue Band 5: Dunkles Arles Band 6: Verhängnisvolles Calès Band 7: Verlorenes Vernègues Band 8: Schweigendes Les Baux Band 9: Geheimnisvolle Garrigue Band 10: Stille Sainte-Victoire Alle Bände sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

CAY RADEMACHER, geboren 1965, ist freier Journalist und Autor. Seine Provence-Serie umfasst zehn Fälle, zuletzt erschien >Stille Sainte-Victoire< (2023). Bei DuMont veröffentlichte er auch seine Romane aus dem Hamburg der Nachkriegszeit: >Der Trümmermörder< (2011), >Der Schieber< (2012) und >Der Fälscher< (2013). Außerdem erschienen die Kriminalromane >Ein letzter Sommer in Méjean< (2019) und >Stille Nacht in der Provence< (2020) sowie das Sachbuch >Drei Tage im September< (DuMont Taschenbuch 20

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Das Grab in der Höhle

Das Erste, was Capitaine Roger Blanc an dem Skelett auffiel, war das beinahe kreisrunde Loch im Stirnknochen. Ein Totenschädel mit drei Augenhöhlen, dachte er unwillkürlich.

»Wenn ich ein Bild davon ins Netz stellen würde, gäbe es eine Million Leute, die das für den Beweis halten würden, dass Aliens uns besucht haben«, flüsterte Sous-Lieutenant Fabienne Souillard.

Blanc blickte seine junge Kollegin bloß schweigend an. Sie stand neben ihm und hatte sich tief in ihre gelb-schwarze Trekkingjacke eingegraben. Die Fleece-Mütze hatte sie bis fast auf die Augenbrauen hinuntergezogen, und sie ballte ihre in Skihandschuhen steckenden Hände rhythmisch zu Fäusten und entspannte sie wieder, es sah einen absurden Moment so aus, als atmete sie mit den Fingern. Sie war gestern erst von ihrem Urlaub in Barcelona zurückgekehrt, und wahrscheinlich war es dort wärmer gewesen als in der Provence.

Winter in der Provence ... Blanc sah sich um, es war sein erster Dezember im Midi. Über ihm wölbte sich ein Himmel wie aus blauem Glas. Doch die Nachmittagssonne war schon hinter einigen hoch über ihm aufragenden Klippen verschwunden und ließ am Boden bloß gräuliches Halbdunkel zurück. Er spürte, wie sich der Frost auf den Felsen durch seine Schuhsohlen fraß. Fabienne und er standen in einem düsteren, stillen Tal. Blanc kam sich vor wie auf dem Grund eines vor Urzeiten ausgetrockneten Sees. Das Tal war wie ein in die Berge hineingefräster Kreis, vielleicht dreihundert, vierhundert Meter im Durchmesser, sicherlich fünfzig Meter tief.

Ein älterer Beamter der Police municipale, der einzige uniformierte Polizist der winzigen Stadt Lamanon, hatte Fabienne und Blanc auf dem Parkplatz vor der kleinen Kirche erwartet und sie über einen steil ansteigenden Pfad in die Hügel der Alpilles geführt. Sie waren durch einen Pinien- und Eichenwald gegangen, die Erde dort, wo Schatten lagen, raureifüberkrustet, der Felsboden tückisch glatt durch einen kaum sichtbaren Eisfilm. Ihr Atem stand in weißen Wölkchen über den Lippen - kein Wind, der in den Zweigen flüsterte, kein Warnruf eines Vogels, nur ihr Luftholen, das immer schwerer wurde, je höher sie stiegen.

Und plötzlich traten sie in dieses dunkle Tal. Der Polizist hatte sie durch einen Riss in einem Felsen geführt. Nachdem sie diese Engstelle passiert hatten, blickten sie in ein weites Steinrund - und es war, als starrten die Steine zurück.

Höhlen, überall Höhlen.

Die Wände des Tals waren vom Boden bis hoch in die Klippen vernarbt: Im mürben Sandstein gähnten Löcher, manche Höhlen waren kaum hüfthoch und reichten nicht mehr als drei Meter in das Gestein, andere waren weit wie Scheunentore, fünf, zehn, zwanzig Meter hoch, und niemand konnte ahnen, wie tief sie in den Berg hineinführten. Die Höhlen, so kam es Blanc vor, waren schwarze Augen, die jeden seiner Schritte in diesem verbotenen Reich verfolgten. Sie schienen in den Felsen gefräst worden zu sein. Gefräst, ja, dachte er, das kann doch gar nicht natürlich sein. Die Ränder der Öffnungen waren glatt poliert. In wenigen besonders weiten Löchern war in der Mitte ein Stück Felsen als stützender Pfeiler stehen gelassen worden, damit das Gewölbe nicht kollabierte. Diese Grotten wirkten wie gigantische Totenschädel, Augenlöcher eines Riesen, dazwischen ein Nasenbein, das größer war als Blancs Körper. Zu manchen höher gelegenen Höhlen führten schmale Stufen, die in den Felsen geschlagen worden waren, keine breiter als ein Fuß. Er sah Mulden in den Böden der Grotten, schwarz von unzähligen längst erloschenen Lagerfeuern, und meterlange Rinnen, die vielleicht vor Urzeiten Regenwasser in tief ins Gestein gehauene Zisternen geleitet hatten. Auf einem Felsvorsprung, der von einer Talseite aus bis weit in den Kessel hineinragte, waren Mauern aus sorgsam geschichteten Steinen aufgerichtet worden. Auf dem Grund des Tals wuchsen Pinien und Eichen, so jung,