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Kannawoniwasein 1: Kannawoniwasein! Manchmal muss man einfach verduftenOverlay E-Book Reader

Kannawoniwasein 1: Kannawoniwasein! Manchmal muss man einfach verduften

Martin Muser

E-Book (EPUB)
2018 Carlsen Verlag Gmbh
Auflage: 1. Auflage
176 Seiten; ab 10 Jahre
ISBN: 978-3-646-92976-8

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Kurztext / Annotation
Kannawoniwasein! Da fährt Finn zum ersten Mal alleine mit dem Zug nach Berlin - und wird prompt beklaut. Zu allem Übel schmeißt ihn dann noch der Schaffner raus, mitten im Nirgendwo. Aber so lernt Finn Jola kennen, die immer einen flotten Spruch draufhat und weiß, wie man auf eigene Faust in die »Tzitti« kommt. Eine abenteuerliche Reise durch die Walachei beginnt, auf der die beiden einen Traktor kapern, im Wald übernachten, einem echten Wolf begegnen, Finns Rucksack zurückerobern - und richtig dicke Freunde werden. So spannend wie »Emil und die Detektive« und so cool wie »Tschick«.

Martin Muser ist freier Autor, Dramaturg und Dozent und lebt in Berlin. Neben Drehbüchern für das deutsche Fernsehen schreibt er besonders gerne Kinderbücher. Bei Carlsen erschien 2018 sein hochgelobtes Debüt »Kannawoniwasein - Manchmal muss man einfach verduften«, für das er mehrere Auszeichnungen bekam.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1.
Hackmack mit der dicken Tüte

Finn schaut auf den leeren Platz neben sich und ist ein bisschen aufgeregt. Es ist das erste Mal, dass er ganz alleine mit dem Zug fährt. Er hat Mama und Papa schon tausendmal erklärt, dass er das kann. Aber Mama hat immer gesagt: Erst, wenn er zehn ist. Und bis dahin sind es eigentlich noch drei Wochen und zwei Tage. Aber das hier war ein absoluter Notfall: Papa musste ganz schnell ganz viele Bärlauch-Tofu-Buletten machen. Für ein Wellness-Hotel, wo die Gäste ganz viel Geld dafür bezahlen, dass sie nur so gesunde Sachen zu essen kriegen. Und weil das so ein wichtiger Auftrag war, hatte Papa keine Zeit, den ganzen Weg mit nach Berlin zu fahren wie sonst.

Papa hat Mama angerufen und sie haben gleich wieder rumgestritten und Papa hat ins Telefon geschrien: »Warum soll ich ihn immer bringen? Du könntest ihn ja auch mal abholen!« Und dann war es schon fast zu spät und sie mussten ganz schnell zum Bahnhof in Neustrelitz rasen.

Der Regionalexpress mit den Doppelstockwagen stand schon da. Papa ist kurz mit eingestiegen. Oben war noch fast alles frei und Finn hat sich gleich in die erste Vierergruppe gesetzt. Papa hat ihn umarmt und Keine-Angst-das-klappt-schon-alles gesagt. Dann ist er ganz schnell wieder ausgestiegen. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Türen zugegangen sind und der Zug losgefahren ist.

Finn hatte auch gar keine Angst. Ihm war höchstens ein bisschen mulmig im Bauch, weil alles so schnell gehen musste und er gar nicht richtig Tschüss sagen konnte. Draußen auf dem Bahnsteig ist Papa dann noch ein Stück neben dem anfahrenden Zug hergelaufen und hat gewinkt, bis Finn ihn nicht mehr sehen konnte.

Die Bremsen quietschen. Der Zug hält in Fürstenberg. Die Lautsprecherstimme sagt: »Sehr geehrte Fahrgäste, bitte achten Sie beim Ausstieg auf den Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnsteigkante.«

Ein paar Leute steigen aus, ein paar ein. Durchs Fenster sieht Finn einen Mann mit einer Bierdose in der Hand. Er hat es besonders eilig und drängelt sich in den Wagen, bevor die anderen ausgestiegen sind. Die Uhr auf dem Bahnsteig zeigt zehn Minuten nach sieben. Hinter dem Bahnhof leuchtet der Turm der Burg in der Abendsonne. Finn weiß, dass es eigentlich gar keine Burg ist, sondern ein altes Kraftfuttermischwerk. In der DDR wurde da massenweise Futter für Tiere gemacht. Das hat Papa ihm alles erklärt. Auch, dass die DDR eine Hälfte von Deutschland war, bevor beide Hälften wieder zusammenkamen. Das hieß Wiedervereinigung und ist schon ziemlich lange her. Da war Finn noch gar nicht auf der Welt.

Der Mann mit der Bierdose kommt die Treppe hochgepoltert. An seinem Handgelenk schlackert raschelnd eine große graue Plastiktüte. Finn denkt, dass der Mann vielleicht einer von diesen Müllsammlern ist, die manchmal durch die Züge gehen. Aber statt Müll zu sammeln, lässt der Mann seine Tüte auf den Sitz gegenüber von Finn fallen und setzt sich selbst daneben. »Na, Kleener, allet schick?«

Er zieht den Reißverschluss seiner Trainingsjacke auf und prostet Finn über den Tisch zu:

»Hoch die Tassen.«

Finn kann seinen Bier-Atem riechen und schaut schnell wieder aus dem Fenster. Er hasst es, wenn Leute ihn 'Kleener' nennen. Erstens ist er gar nicht klein, sondern der Drittgrößte in der Klasse und zweitens soll er ja auch nicht einfach 'Hey, Alter' zu einem Erwachsenen sagen. Obwohl: So richtig erwachsen sieht der Mann gar nicht aus. Er hängt breitbeinig auf dem Sitz und trägt ein verwaschenes T-Shirt mit dem Aufdruck Hackmack. Soll das ein Name sein?

Verstohlen schaut Finn den Mann weiter an. Er hat so eine komische Frisur, wo die Haare oben lang und an den Seiten ganz kurz sind. Und in den Ohren dicke schwarze Ringe.

Der Mann bemerkt Finns Blick und grinst ihn an. »Fährste hier ganz alleene?«

Finn nickt knapp und versucht, nicht dauernd auf die Ohrläppchen zu starren. Die Löcher in den