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Lesereise GeorgienOverlay E-Book Reader

Lesereise Georgien

Zum Tschatscha in den zweiten Himmel | Georges Hausemer

E-Book (EPUB)
2015 Picus
Auflage: 3. Aufl.
132 Seiten
ISBN: 978-3-7117-5289-5

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Kurztext / Annotation
Georges Hausemer, von den Mythen und Legenden Georgiens ebenso fasziniert wie von seinen nostalgischen Landschaften und dem mediterranen Lebensgefühl, nimmt seine Leser mit auf eine Reise voller merkwürdiger, poetischer, skurriler und anrührender Momente. Seine Geschichten führen zu den Helden der griechischen Antike, zu mittelalterlichen Heiligen und zu späten Verehrern Stalins, des umstrittensten Georgiers aller Zeiten. Winzer und Fassmacher, die sich den alten Techniken und Bräuchen verpflichtet fühlen, öffnen genauso bereitwillig ihre Türen wie junge Frauen, die in der tuschetischen Einsamkeit und in der Entlegenheit Swanetiens ihr Glück gefunden haben. Verwöhnung findet er nicht zuletzt in unterirdischen Bäckereien und dampfenden Schwefelbädern.

Georges Hausemer, 1957 geboren, pendelte zwischen Luxemburg-Stadt, einem Dorf in der Nordeifel und San Sebastián. Seine Reisereportagen erschienen hauptsächlich in der 'Frankfurter Allgemeine Zeitung' sowie in verschiedenen luxemburgischen und deutschen Magazinen. Für sein Gesamtwerk wurde er 2017 mit dem Batty-Weber-Preis ausgezeichnet. Im Picus Verlag erschienen seine Lesereisen Andalusien, Luxemburg, Thailand, Baskenland und Georgien. Georges Hausemer verstarb im August 2018.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Hoch auf den Milliardärsberg, hinab zum Meer
Zur Einstimmung: Eine Umrundung von Tbilissi

»Und sie sprachen von dem im Kaukasus und am Schwarzen Meer gelegenen Land als einer Art zweitem Himmel. Wir begannen tatsächlich zu glauben, dass die meisten Russen hoffen, wenn sie ein sehr anständiges und tugendhaftes Leben führen, kommen sie nach ihrem Tod nicht in den Himmel, sondern nach Georgien.«

JOHN STEINBECK/ROBERT CAPA,
Russische Reise, 1948

Pünktlich stehen sie auf der Matte: Dato, der Fahrer, und Giorgi, mein Dolmetscher und Guide - in Georgien spricht man sich mit dem Vornamen an, auch wenn man sich noch respektvoll siezt. »Dilam schuidobissa« - Guten Morgen! Schon habe ich meine ersten beiden georgischen Wörter gelernt.

Es ist unser erster gemeinsamer Reisetag. Auf dem Programm steht der Großraum Tbilissi. Wir wollen in jene Außenbezirke der georgischen Hauptstadt, die nicht so leicht zu Fuß zu erreichen sind. Und die von den meisten Besuchern schlichtweg aus Zeitmangel gemieden werden.

Die Fahrt beginnt am Maidan-Platz am Rand der Altstadt. Offiziell ist der ehemalige Platz der Tartaren und spätere Marktplatz nach Wachtang Gorgassali benannt, dem König und Stadtgründer hoch zu Ross, der vom anderen Ende der Metechi-Brücke und zu Füßen der Metechi-Kirche herüberschaut. Ungerührt betrachten Reiter und Pferd die Herden von Autos, Kleintransportern und Bussen vis-à-vis. Der Platz, einst der bedeutendste Basar im gesamten Kaukasus, ist auch heute noch voll und laut. Doch sogar das Blechchaos hat einen gewissen Charme.

Zumal die Sonne scheint, die Menschen friedlich sind und lachen. Ein herrlicher Frühlingstag kündigt sich an. Es herrscht eine helle, heitere Atmosphäre, wie in der Toskana, in Andalusien vielleicht, wenn die Luft noch nicht kocht vor lauter Hitze. Wie vor vierzig, fünfzig Jahren an den Küsten rund ums Mittelmeer möglicherweise, als diese noch nicht vom Massentourismus überflutet waren.

Duftet, glänzt, leuchtet so Tbilissi? Mit seinem mediterranen Flair und seinen unzähligen orientalischen Einsprengseln, wie es bereits von so vielen illustren Besuchern der einst von Mongolen, Persern, Byzantinern, Arabern und Russen beherrschten Stadt beschrieben und gerühmt wurde? Schon Alexandre Dumas ist in der Hauptstadt des angeblich seltsamsten Landes im damaligen Europa glücklich gewesen. »Wie gut ich in Tiflis arbeiten konnte«, schreibt der gefeierte Autor des »Grafen von Monte Christo« und Erfinder der »Drei Musketiere« 1861 in seinen »Impressions de voyage en Russie«, »es war eine der schönsten und ungestörtesten Arbeitsperioden meines Lebens.«

Wir fahren ein kurzes Stück am rechten Ufer des Mtkwari-Flusses entlang. Ich sammle erste Erfahrungen mit dem rabiaten Stil der georgischen Autofahrer. Dann geht es hoch, Richtung Narikala-Festung. Ein Schild weist den Weg zum Botanischen Garten. Doch wir wollen noch weiter nach oben, auf den Gipfel des Mtatsminda, dem Hausberg von Tbilissi, der wortwörtlich übersetzt »heiliger Berg« heißt. »Aber eher Milliardärsberg genannt werden müsste«, findet Dato. An seinen Flanken haben sich etliche wohlhabende Georgier niedergelassen, an prominentester Stelle der reichste von allen: Bidsina Iwanischwili, 1956 als Sohn armer Bauern geboren, im postsowjetischen Russland durch kluge und offenbar sogar legale Geschäfte zu viel Geld gekommen und von Oktober 2012 bis November 2013 georgischer Regierungschef. In einer ganz bestimmten Kurve, die unser Chauffeur natürlich bestens kennt, halten wir an, um den idealen Blick auf das futuristische Anwesen zu werfen. Fünfzig Millionen Dollar soll das Ensemble aus Glas und Stahl gekostet haben, das 2007 nach Plänen des japanischen Architekten Shin Takamatsu erbaut wurde, über einen eigenen Landeplatz für Helikopter verf



Georges Hausemer wurde 1957 in Differdingen geboren. Er lebt als Schriftsteller, Übersetzer und Zeichner in Esch/Alzette. Seine Reisereportagen erscheinen u. a. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Frankfurter Rundschau, der Süddeutschen Zeitung und der Neuen Zürcher Zeitung. Neben Romanen, Erzählungen und Gedichten hat er Reisebücher veröffentlicht.