Buchhandlung Spazierer

Suche

Die Mumie der Königin SemenostrisOverlay E-Book Reader

Die Mumie der Königin Semenostris

Walther Kabel

E-Book (EPUB)
2017 E-artnow
90 Seiten
ISBN: 978-80-268-8113-1

Rezension verfassen

€ 1,99

in den Warenkorb
Kurztext / Annotation
Dieses eBook: 'Die Mumie der Königin Semenostris' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen.
Aus dem Buch:
'Sie war schön wie der aufgehende Tag. Ihre Nase, leicht gebogen und schmal, wetteiferte in der edlen Form mit dem zierlichen Lippenpaar und den Augen, die dunkel und feurig wie schwarze Edelsteine schienen. Eine hohe Stirn, die von Geist und Charakter zeugte, war gekrönt von einer Fülle glänzenden, dunklen Haares. Ihr Gang, schwebend und leicht gleich dem der windschnellen Gazelle, drückte das Selbstbewußtsein und die Würde der geborenen Herrscherin aus.'
Walther Kabel (1878-1935) war ein deutscher Unterhaltungsschriftsteller. Er gilt als einer der meistgelesenen deutschen Volks-Schriftsteller der 1920er Jahre, der über 15 Jahre jede Woche eine neue Story veröffentlichte.


Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2. Kapitel
Der neue Bewohner der Brauer-Burg Inhaltsverzeichnis

Der Bürgermeister von Buckow, Herr Mattias, betrachtete mit einigem Staunen die Karte, die ihm der Bürodiener soeben in sein Amtszimmer gebracht hatte.

"Doktor Harry Timpsear, Newyork," stand darauf.

Was mochte der wollen? Etwa hier ein Sanatorium gründen? - Man hatte doch schon eins am Ort, und zwar ein so tadellos geleitetes, daß ein zweites sich nie würde halten können. - Nun - er würde ja sehen.

Bald saß ihm der Amerikaner gegenüber. Er war ein elegant gekleideter Mann, von ruhiger vornehmer Gelassenheit, mit einem nicht unsympathischen Gesicht.

"Womit kann ich Ihnen dienen, Herr Doktor?" begann der Bürgermeister, nicht ohne Ehrfurcht den Brillantring bewundernd, den der Fremde am linken kleinen Finger trug und der Tausende gekostet haben mußte, falls er - echt war. 'Denn heutzutage - Edelsteinimitationen - wer kann wissen', dachte Mattias und betrachtete den sprühenden Stein weiter.

"Ich habe die Absicht, mich für einige Zeit hier niederzulassen, falls ich eine passende Wohnung finde. Ich wollte anfragen, ob Sie mir wohl einige Adressen angeben könnten. Ein Freund von mir, der schon längere Zeit in Berlin wohnt und die Umgegend kennt, hat mir Ihr Städtchen wegen seiner schönen Lage empfohlen."

Das war kurz und bündig gesprochen und gefiel dem Bürgermeister, der selbst kein Freund von Weitschweifigkeiten war.

"Wieviel Zimmer wünschen Sie, welche Lage, Garten dabei, mitten in der Stadt oder etwas außerhalb?" fragte Mattias seiner Gewohnheit gemäß im Telegrammstil.

"Wenn möglich, ein allein gelegenes Haus mit Garten", entgegnete der Amerikaner, ohne sich zu besinnen.

Der Bürgermeister dachte eine ganze Weile nach. Dann fiel ihm etwas ein. - Wenn das gelingen würde, könnte sogar der Stadtsäckel noch etwas an dem Fremden verdienen.

Und so sagte er denn höflich:

"Etwa fünfhundert Meter von der Stadt liegt eine alte Brauerei inmitten eines Waldstreifens. Das Haus ist geräumig. Der Brauereibetrieb wurde im kleinen ausgeübt und nur für kurze Zeit. Das Geschäft ging nicht. Seit fünf Jahren steht das Gebäude, welches auch vier Wohnzimmer enthält, leer."

"Seit fünf Jahren? - Der Grund?"

Der Bürgermeister zögerte mit der Antwort.

"Das Haus ist sehr alt, steht schon an die einhundertundfünfzig Jahre und ist baufällig. Außerdem -"

Wieder eine Pause. "Außerdem -?" mahnte der Fremde sein Gegenüber zum Weitersprechen.

"- Hm, ja - die Leute erzählen sich hier, daß es dort spukt. Natürlich Altweibergewäsch!"

"Spukt? Entschuldigen Sie, soweit beherrsche ich das Deutsche doch nicht. Diese Vokabel fehlt mir. Was heißt 'spukt' -?"

"Nun, es sollen in dem alten Gebäude Geister umgehen," drückte sich Mattias deutlicher aus. Seine Sorge, daß diese Nachricht den Amerikaner womöglich zurückschrecken könnte, war jedoch überflüssig.

Doktor Timpsear lachte hell auf.

"Geister - das ist ja großartig! Dann sind die wohl in der Hauptsache schuld daran, daß das Haus leer steht? Nicht wahr?"

"Baufällig ist es auch etwas. Aber es wäre leicht in Stand zu setzen," entgegnete das Stadtoberhaupt diplomatisch.

"Wem gehört das Grundstück?" fragte der Fremde nach kurzer Pause.

"Dem Magistrat. Der letzte Besitzer hat es uns testamentarisch vermacht."

"So. - Könnte ich das Haus einmal ansehen?"

"Gern. Ich werde Sie selbst hingeleiten."

Mattias ließ sich die Schlüssel bringen und machte sich dann mit dem Amerikaner auf den Weg.

Die alte Brauerei lag im Süden der Stadt auf einer kleinen Anhöhe unweit eines Feldweges, der recht gut gehalten war. Inmitten der ziemlich dicht stehenden Tannen, die das Gebäude wie eine dunkelgrüne Wand umgaben, wirkte es mit seinen altersgrauen Mauern, den erblindeten Fenstern und dem teilweise mit Moosstreifen bedeckten Ziegeldach beinahe unh