Buchhandlung Spazierer

Rezensionen

Als ich jung war
 

Andrea Jakoubi




Angelpunkt der Erzählung ist ein Kuss und eine tote Braut auf einer der Hochzeiten, auf denen Franz für das elterliche Unternehmen fotografiert. Zwei scheinbar unzusammenhängende Ereignisse, die dennoch das Leben von Franz zu dominieren scheinen.
Doch ist das die ganze Geschichte und beginnt sie nicht eigentlich schon lange davor ?
Norbert Gstrein webt den Stoff seines neuen Buches um eine spannende Frage: Wer bestimmt eigentlich die Geschichte, die über unser Leben erzählt wird ? Leute, die uns aufgrund von gemeinsamen Erlebnissen zu kennen scheinen ? Verkettungen von Ereignissen die miteinander zu einer Geschichte verknüpft werden? Oder wir selbst, die wir bestimmen können, welche Geschichte wir auslassen oder präsentieren, um andere nicht erzählen zu müssen ?
Ein interessantes, eindrückliches Buch, das beim Lesen Fragen offen lässt.

begine


Erinnerung


Der österreichische Schriftsteller Norbert Gstrein schreibt gute Romane.
Sein Roman „Als ich jung war“ ist für den österreichischen Buchpreis nominiert.

Der Protagonist Franz fotografiert bei Hochzeiten, die im Lokal seines Vaters und später seines Bruders feiern.
Dann stirbt gleich darauf eine Braut, so wie er sie beim fotografieren kennen lernt, ist sie eigenartig. Es soll Selbstmord sein.
Später ist da noch ein Professor, der sich auch umbringt. Dann kante Franz noch junge Frauen, die dann verschwunden sind.
Die Geschichte wird von Franz erzählt.
Es geht um Begehren, Schuld und Verdrängung.
Der Autor versteht es, Franz Zerrissenheit, Selbstmitleid und den Wunsch nach Glück nach zu vollziehen.
Sein Schreibstil ist ruhig und klar und etwas geheimnisvoll. Das Buch was sonst gut virtuos gemacht, lesenswert.


Barbara Kumpitsch


Als ich jung war

Über den neuen Roman von Gstrein wird gemunkelt, dass es sein bestes Buch sein soll. Da ich sowieso immer schon von Norbert Gstreins Werken begeistert war, ist das für mich keine Überraschung. Und ich bin immer glücklich, weil ein Teil des Buches in Amerika spielt, auch wenn ich nicht beurteilen kann, welcher Abschnitt besser ist. Denn wenn Gstrein in die Kindheit zurückkehrt, auf den Gasthof (den Hochzeitshof) in Tirol, dann ruft er Bilder aus der Vergangenheit im Leser wach. Franz fotografiert die Brautpaare, und nachdem eine Braut sich in der Hochzeitsnacht in den Tod gestürzt hat, bricht der junge Mann in das ferne Amerika auf. Seine Rückkehr ist überschattet. Norbert Gstrein ist ein Erzähler, der über alle Sehnsüchte des Menschens schreibt, der aber nicht mit allen Gewissheiten aufräumt. Am Ende war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich jedes Rätsel in Franzs Leben lösen konnte.