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Meine Wanderung von Zittau nach RumänienOverlay E-Book Reader

Meine Wanderung von Zittau nach Rumänien

Sudeten Beskiden Karpaten | Reinhard Rosenke

E-Book (EPUB)
2020 Books On Demand
Auflage: 2. Auflage
132 Seiten
ISBN: 978-3-7519-6450-0

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Kurztext / Annotation
Kurzbeschreibung: Im Sommer 2010 unternahm Reinhard Rosenke eine ausgedehnte Fußwanderung (etwa 1000 km). Ihn begeistert das seit 1990 grenzenlose, freie Europa, besonders dasjenige, welches hinter dem sogenannten Eisernen Vorhang verborgen war. Er entschied sich für eine Gebirgswanderung: Riesengebirge, Glatzer Bergland, Niedere und Hohe Tatra, Wald- und Ostkarpaten, auf der er vier Länder passierte: Tschechien, Slowakei, Ukraine, Rumänien. Was er dabei erlebte, fühlte und dachte, schildert er in diesem Buch.

Reinhard Rosenke (*1940), ging in DDR-Berlin zur Schule, verließ aber seine ihn schikanierende sozialistische Heimat und wurde Lehrer in West-Berlin. Vom Elternhaus früh ans Wandern und damit an körperliche Entbehrungen gewöhnt, wurde ihm Wandern - zu Fuß und auf dem Rad - zur lebensbegleitenden Freizeitaktivität. Besonders strapaziöse und abenteuerliche Touren unternahm er, zusammen mit seinem Bruder, in Alaska und Australien. 2006 umrundete er allein die Ostsee auf dem Fahrrad in einer 10.000-km-Schleife, 2008 radelte er 4000 km von Berlin nach Wolgograd und 2009 zog es ihn nach Russisch-Ostpreussen. 2010 entschied er sich für eine Gebirgswanderung: von Zittau durchs Riesengebirge, Glatzer Bergland, Niedere und Hohe Tatra, Wald- und Ostkarpaten. Seine letzten Abenteuer begannen auf Containerschiffen: 2011 nach Neuseeland mit anschließender Radtour durch Neuseeland, Tasmanien und Samoa - 2015 von Buenos Aires zum Kap Hoorn und ein Abstecher in die Anden.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Die Sudeten
Der erste Tag

Der 16. Juni schickt sich an, die Serie sonniger und heißer Tage fortzusetzen. Ich hocke in den Startlöchern, meine große Fußtour soll heute losgehen. Da mein Zug nach Zittau von Berlin-Südkreuz schon gegen 6 Uhr abdampfen wird, umgibt mich jetzt auf meinem Weg zum Bahnhof noch die Frische des frühen Morgens. Im Zugabteil erfasst mich beim Hochstemmen des Rucksacks in Richtung Gepäcknetz von neuem der Gedanke, der sich einnistete, seit ich meiner Wohnung den Rücken gekehrt und die tausend Meter zur S-Bahn gelaufen war: Diese Last ist eine Strafe! Sie wird mich quälen, mich zum Kuli machen, mir das Laufabenteuer der kommenden sieben Wochen vermiesen.

Gestern Abend bescheinigte die Digitalwaage meinem gepackten Rucksack 15,5 Kilo. Meine liebe Nachbarin Hertha, 80jährig, "...hohes, hartes Friesengewächs...", kam diesmal nicht mit dem Akkordeon für ein Abschiedslied, nein, sie wollte wissen, was "der Jung" für die kommenden zwei Monate auf dem Buckel tragen würde. Als sie auf meine Einladung hin den Packen anheben wollte, kam nur ein stöhnendes "oh Gott!" von ihren Lippen. Allerdings hatte ich ein großes Fresspaket hineingepresst - nichts sollte im Müllbeutel landen - und einen Liter Wasser in der Flasche. Fürchterlich! Bildlich gesehen drücken mir gut 15 große Getränkeflaschen auf die Wirbel.

Im Zug sitzt mir ein älteres Ehepaar gegenüber. Leider war ich so hilfsbereit, ihnen zu Beginn der Reise die Koffer ins Gepäcknetz zu befördern. Das ist dem Mann Anreiz genug, mich auf der weiteren Strecke mit seiner nicht endenwollenden Geschwätzigkeit zu belästigen. Da das Paar aus der Lausitzer Gegend stammt, erzählt mir der ehemalige DDR-Bürger ödes Zeug über Züge, Zugzeiten, Strecken, Bahnhöfe, über miese Polen und betrügerische Tschechen zu guten DDR-Zeiten. Nur Geschwafel, Gebrabbel. Wenn ich auch mal zu Worte komme, in der Hoffnung, etwas tiefer in früheren Zeiten zu bohren, ihm etwas Kritisch-Zeitbezogenes aus der Nase zu kitzeln, sagt er immer nur:"Ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja - immer wieder diese vielen "Ja", wie geistesabwesend. Beide steigen vor mir aus. Ich kann mich endlich ein wenig sammeln, meiner inneren Anspannung nachspüren, versuchen, mich über mein Vorhaben zu freuen.

Bahnhof Zittau. Erst mal - latsch latsch - ins Zentrum! Am Marktplatz der schönen Zittauer Altstadt ist es schon brütend heiß. Vielleicht rede ich mir den Rucksack schwerer als er ist? Mich zieht es in den schattigen Winkel eines Straßencafés. Bloß nicht gleich losstürmen! Zum Kännchen Kaffee mache ich mich an die Gewichtsreduzierung, sprich: Vertilgung von Stullen, Äpfeln und gekochten Eiern. Ohne Durst trinke ich die lauwarme Hälfte meines Wassers und betrachte das gemütliche Treiben ringsumher. Ein gewaltiger, noch junger Fettberg mit roten Haaren und rot angelaufenem Gesicht, den ich nach dem Weg zur Grenze frage, sagt: "Lieber fahren! Rot!" Verstehe ich nicht. Schweißnass schreite ich ohne Elan mit schwerem Bauch und erleichtertem Rucksack in Richtung deutsch-tschechische Grenze.

Zur Grundausstattung für meine lange Tour gehören ein Biwaksack, ein dünner Daunenschlafsack, eine Iso-Matte. So kann ich im Ernstfall draußen übernachten. Wer bei tropischer Hitze loszieht, muss beim Packen soviel Phantasie entwickeln, sich das Kraxeln oder Biwakieren auch bei Bergeskühle, Nässe, Nebel, Regen und Hagel vorstellen zu können. So suchte ich in den zurück-liegenden Tagen miesgrämig das entsprechende Zeug zusammen. Was für ein Packen!

Bei kalten Abenden und Nächten im Freien braucht der Körper einen Tee oder ein heißes Süppchen. Ein Feuer wäre schnell entfacht, aber ich bin in Mitteleuropa, die Wälder sind knochentrocken und hohe Geldstrafen drohen. Also, hinein in den Rucksackschlund mit dem ersten Kocher meines Lebens und einem Packen Espit-Tabletten, dazu Töpfchen und Teekesselchen, Brühwürfel, ein paar Suppen!

Nach des