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Poirots letzter Fall | Agatha Christie

E-Book (EPUB)
2020 Atlantik Verlag
272 Seiten
ISBN: 978-3-455-00873-9

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Kurztext / Annotation
Vorhang auf für Hercule Poirots letzten Fall! Poirot, inzwischen von Arthritis gezeichnet und gelähmt, bittet seinen alten Freund Captain Hastings, zu ihm auf den Landsitz Styles mit seiner illustren Gesellschaft zu kommen. Einst haben die beiden hier ihren ersten gemeinsamen Fall gelöst. Nun soll Hastings sich an Poirots Stelle an die Fersen eines Serienmörders heften, dessen Identität Poirot zwar längst klar ist, für dessen Überführung ihm jedoch die Beweise fehlen. Und so betitelt er den Täter auch Hastings gegenüber nur als »X« . Dass X wieder zuschlägt, ist für Poirot nur eine Frage der Zeit. Aber wird es Hastings gelingen, seinem alten Freund zu helfen und dem Mörder zuvorzukommen?

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

II

Und wundert es Sie nicht, mon ami, die Adresse zu sehen, von der aus ich Ihnen schreibe? Weckt sie nicht alte Erinnerungen? Ja, ich bin hier, auf Styles. Stellen Sie sich nur vor: Jetzt ist es ein sogenanntes guest house. Von einem Ihrer so typisch britischen alten Colonels geführt - ganz »alte Schulkrawatte« und »Tropenhelm«. Bien entendu, dafür, dass der Rubel rollt, sorgt seine Gattin. Sie ist eine clevere Geschäftsfrau, die Dame, aber mit einer Zunge wie Cayennepfeffer, und der arme Colonel, er leidet sehr darunter. An seiner Stelle würde ich zum Hackebeil greifen!

Ich sah ihr Inserat in der Zeitung, und mich kam die Lust an, den Ort, der mein erstes Zuhause in diesem Lande gewesen war, erneut aufzusuchen. In meinem Alter genießt man es, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen.

Und dann, stellen Sie sich nur vor, treffe ich hier einen Gentleman an, einen Baronet, der ein Freund des Arbeitgebers Ihrer Tochter ist. (Dieser Satz klingt ein wenig wie aus der Schulgrammatik, n'est-ce pas?)

Immédiatement fasse ich einen Plan. Er möchte die Franklins dazu bewegen, den Sommer hier zu verbringen. Ich für mein Teil werde Sie dazu überreden, und so werden wir alle vereint sein, en famille. Es wird überaus angenehm werden. Deswegen, mon cher Hastings, dépêchez-vous, finden Sie sich mit der möglichst großen Geschwindigkeit hier ein! Ich habe Ihnen ein Zimmer mit Bad reservieren lassen (Sie erkennen, es ist modernisiert worden, unser gutes altes Styles) und mit Mrs Colonel Luttrell um den Preis gefeilscht, bis ich zu einem Arrangement très bon marché gelangt bin.

Die Franklins und Ihre bezaubernde Judith sind bereits seit einigen Tagen hier. Es ist alles arrangiert, also machen Sie keine fiesen Matenten!

A bientôt,

stets der Ihre, Hercule Poirot

Die Aussicht war verlockend, und ich beugte mich gern und unverzüglich den Wünschen meines Freundes. Ich hatte keine Verpflichtungen und nicht mal ein richtiges Zuhause. Von meinen Kindern war der eine Sohn bei der Navy, der andere verheiratet und mit der Verwaltung der Ranch in Argentinien befasst. Meine Tochter Grace war mit einem Soldaten verheiratet und hielt sich gegenwärtig in Indien auf. Mein verbleibendes Kind, Judith, war von jeher mein heimlicher Liebling gewesen, obwohl ich sie nie auch nur einen Augenblick lang verstanden hatte. Ein seltsames, undurchsichtiges, verschlossenes Kind, das seine Meinung leidenschaftlich gern für sich behielt - was mich bisweilen beleidigt und bekümmert hatte. Meine Frau war da verständnisvoller gewesen. Es sei kein Mangel an Vertrauen aufseiten Judiths, versicherte sie mir, eher etwas wie ein unüberwindlicher Zwang. Aber mitunter machte auch sie sich Sorgen um das Kind. Judiths Gefühle, sagte sie, seien zu intensiv, zu konzentriert, und ihre instinktive Zurückhaltung beraube sie jeglichen Sicherheitsventils. Sie hatte seltsame Anfälle von brütender Schweigsamkeit und eine grimmige, fast erbitterte Neigung zur Parteilichkeit. Sie war die Gescheiteste in der Familie, und wir hatten ihren Wunsch nach einer Hochschulausbildung mit Vergnügen erfüllt. Sie hatte ein knappes Jahr zuvor ihren Bachelor of Science gemacht und anschließend bei einem Arzt, der über Tropenkrankheiten forschte, eine Stelle als Sekretärin angenommen. Die Ehefrau des Arztes war irgendwie chronisch leidend.

Ich hatte gelegentlich die Befürchtung gehabt, Judiths Begeisterung für ihre Arbeit und die Verehrung, die sie ihrem Chef entgegenbrachte, könnten Anzeichen dafür sein, dass sie kurz davor stand, ihr Herz zu verlieren, aber ihr sachlicher, geschäftsmäßiger Umgangston hatte mich schließlich beruhigt.

Ich glaubte durchaus, dass Judith mich lieb hatte, aber Überschwänglichkeit war ihrem Wesen fremd, und meine »sentime