Buchhandlung Spazierer

Suche

Gift hat keine KalorienOverlay E-Book Reader

Gift hat keine Kalorien

Mordsgeschichten | Stephan Hähnel

E-Book (EPUB)
2019 Periplaneta
Auflage: 1. Auflage
178 Seiten
ISBN: 978-3-95996-135-6

Rezension verfassen

€ 8,99

in den Warenkorb
  • EPUB (mit DRM) sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
Kurztext / Annotation
Eigenwillige Hobbys, wie Gewinnspiele oder Hirschröhrwettbewerbe, können den Ehepartner schon mal zur Verzweiflung bringen. Und sture Nachbarn oder Mitmenschen, die seltsame Geräusche von sich geben, stören mitunter das eigene Gemüt. Spätestens, wenn der Mensch, den man glaubt zu lieben, sich mit einem anderen verlustiert, ist es nur natürlich, sich Gedanken zu machen, wie man all diese nervigen Zeitgenossen loswerden kann. Warum nicht einfach mal Alexa beauftragen ... Stephan Hähnels Protagonisten glänzen mit Ideenreichtum, wenn es darum geht, sich leidiger Mitmenschen mit einer gewissen Endgültigkeit zu entledigen. Der Berliner Autor präsentiert in seiner nunmehr vierten Mordsgeschichtensammlung Bitterböses und Allzumenschliches und macht seinem Titel 'Meister des schwarzen Humors' wieder alle Ehre.

Stephan Hähnel wurde als Weihnachtsgeschenk 1961 in Berlin geboren. Hier ging er zur Schule, machte eine Ausbildung zum Schlosser und leistete seinen Wehrdienst, wurde Produktionsarbeiter, Kneipenbetreuer, Wirtschaftsingenieur, Finanzbuchhalter, Systemadministrator, Projektmanager, Unternehmer, Callcenter Agent und Personalberater, Ehemann und Familienvater. Und weil das alles noch nicht reichte, ist er auch noch passionierter Autor geworden. Seit 2005 veröffentlichte er zehn Bu?cher, vorwiegend mit Krimi-Kurzgeschichten, was ihm in den Titel 'Meister des Schwarzen Humors' einbrachte. Des Weiteren schreibt er Romane und ist in diversen Anthologien vertreten. Stephan Hähnel ist Gru?nder des Berliner Krimimarathons und lebt, wenn er mal nicht auf Lesereise ist, im Helmholtz-Kiez. www.stephan-haehnel.de

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Die Deutschlehrerin

Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben genügend Zeit, um sie zu lernen.

Mark Twain

Angeblich war der Tipp, den Bommel bekommen hatte, absolut sicher. Die alte Dame, die in der Erdgeschosswohnung lebte, sollte laut seinem Informanten für vierzehn Tage im Urlaub sein. Eine Mittelmeerkreuzfahrt von Italien über Spanien bis nach Griechenland, Kroatien, die Türkei und Tunesien.

Für Bommel, der eigentlich Bernd Ommel hieß, waren derartige Touren nur etwas für alte verstaubte Damen des Bildungsbürgertums, vorzüglich geeignet für pensionierte Lehrerinnen, insbesondere für Ruth Assmann.

Assi, wie die Deutschlehrerin hinter vorgehaltener Hand von den Schülern seit Generationen genannt worden war, hatte ihn zwei Jahre lang mit Orthografie und deutscher Grammatik gequält. Das war zwar schon zwanzig Jahre her, aber dennoch ... Gerade deswegen hatte er sich besonders auf den Besuch bei seiner ehemaligen Peinigerin gefreut.

Normalerweise konnte sich Bommel auf die Informationen des Reisebüroinhabers Rolf Hinze verlassen. Diesmal jedoch lag offensichtlich ein Missverständnis vor. Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob die Reise der alten Dame verschoben worden war oder ob diese aus gesundheitlichen Gründen selbige storniert hatte, blieb ihm nicht. Nachdem er mit einigem Geschick die Balkontür ausgehebelt und das Wohnzimmer betreten hatte, verspürte er völlig unerwartet die Wirkung von fünfhunderttausend Volt, die nicht nur seine Nackenhaare stramm stehen ließen, sondern ihn auch vollständig bewegungsunfähig machten.

Als Bommel wieder zu sich kam, fand er sich auf einem Küchenstuhl sitzend mit schier unendlich vielen Lagen Klebeband umwickelt. Offenbar hatte Ruth Assmann alles an Paketklebeband verwendet, was sich in ihrem Haushalt finden ließ. Der Gedanke, dass sie seit ihrer Pensionierung irgendeinen Versandhandel betrieb, schien ihm angesichts ihrer Verpackungskünste naheliegend zu sein. Jeder Versuch sich zu befreien, sorgte nur dafür, dass sich seine missliche Lage verschlimmerte. Deftig zu fluchen, vermochte er auch nicht. Quer über dem Mund klebte ein dicker Streifen Panzerband. Die Erkenntnis, dass dieser vollständig jene Barthaare bedeckte, die seit der letzten Rasur vor fünf Tagen gesprossen waren, ließen ihn wimmern.

Erst jetzt bemerkte er den Kater auf seinem Schoß, der sich von dem verzweifelten Geräusch gestört fühlte, fauchend von seinen Knien sprang und zu seinem Frauchen lief. Maunzend wählte er den Stuhl neben ihr.

Assi saß derweilen ruhig an ihrem kleinen Küchentisch und stippte einen Keks in den Kaffee. Mit der anderen Hand strich sie liebevoll über den Kopf des Katers, der sich daraufhin wieder einrollte und zufrieden schnurrte.

"So ist es gut, Platon! Du brauchst keine Angst haben. Ich pass auf dich auf." Mit ernstem Blick fixierte sie ihr Gegenüber.

"Bernd Ommel! 6c, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Hätte ich mir ja gleich denken können. Du warst ja schon immer ein Problemkind", bemerkte die pensionierte Lehrerin resignierend und ergänzte dann mit unverhohlener Freude: "Das hat bestimmt wehgetan, oder?"

Zur Erinnerung hob sie den Elektroschocker hoch und betätigte ihn kurz. Ein knisternder Blitz leuchtete drohend auf.

Bommels wütendes Grunzen bestätigte ihre Annahme und mit einer Mimik, die Zufriedenheit ausdrückte, legte sie das Gerät neben ihre Tasse. Genüsslich biss sie von dem aufgeweichten Keks ab, nippte an ihrem Kaffee und kraulte ihren Kater.

"Entschuldigung, aber bisher hatte ich noch nie die Gelegenheit, dieses kleine handliche Selbstverteidigungsdings auszuprobieren. Ich bin wirklich begeistert."

Erneut wimmerte Bommel und versuchte sich vergeblich, aus der Zwangslage zu befreien.

Ruth Assmann beobachtete eine Weile die verzweifelten Bemühungen ihres ehemalig