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MitternachtsmädchenOverlay E-Book Reader

Mitternachtsmädchen

Kriminalroman | Jonas Moström

E-Book (EPUB)
2019 Ullstein
Auflage: 1. Auflage
448 Seiten
ISBN: 978-3-8437-1852-3

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Kurztext / Annotation
»Es geht auch fast ohne Blut ... und ist trotzdem wahnsinnig spannend.« Oliver Steuck, WDR 2 Lesen Uppsala im Frühling: Die Studenten der Universitätsstadt feiern die Walpurgisnacht, als im Hörsaal der Anatomie die Leiche einer blonden Studentin gefunden wird, die eindeutige Würgemale aufweist. Schon zuvor wurden mehrere blonde Frauen überfallen und gewürgt. Genau wie bei der toten Studentin, fehlte allen Opfern der linke Schuh. Die Polizei will ein Täterprofil erstellen und ruft Psychiaterin Nathalie Svensson zu Hilfe. Zermürbt vom Scheidungskrieg mit ihrem Ex-Mann stürzt Nathalie sich in die Ermittlungen. Denn das Opfer ist die Tochter einer guten Freundin, und ihr ist klar: solange der Täter nicht gefasst wird, ist keine junge Frau in Uppsala sicher. »Jonas Moström schreibt mit einer nie nachlassenden Intensität, die den Leser durch die Nacht treibt.« Arne Dahl

Jonas Moström wurde 1973 geboren. Er begann während seiner Elternzeit damit, an seinem ersten Roman zu arbeiten, der 2004 erschien. Seine Krimis um Psychiaterin Nathalie Svensson sind in Schweden Bestseller. Er lebt und arbeitet als Arzt in Stockholm.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

UPPSALA, MITTWOCH, 7. Mai

Nathalie Svensson schlug die Augen auf und war sofort hellwach. In ihren Schläfen hämmerte der Puls, und das Nachthemd klebte auf ihrer Haut. Gleichzeitig war ihr kalt. Die Bilder und Stimmen eines Traumes lösten sich langsam auf und zogen davon.

Wovon der Albtraum gehandelt hatte, lag auf der Hand, in den letzten Wochen war so viel Schreckliches passiert wie nie zuvor in ihrem Leben. Die Wahrheit über den zehn Jahre zurückliegenden Mord an Adam, der Liebe ihres Lebens. Der brutale Tod ihres Vaters Victor. Der wiederaufgenommene Kontakt mit ihrer jüngeren Schwester Estelle und die Frage, ob sie etwas mit den Morden in Sundsvall zu tun hatte. Zu allem Überfluss fand heute auch noch die Abschlussverhandlung im Sorgerechtsstreit statt, die ihr wie ein Kloß im Magen lag. Und als wäre das alles nicht genug, sollte sie nun zusätzlich mit der OFA, der Einheit für operative Fallanalyse des Zentralkriminalamts, nach einem Serienvergewaltiger suchen, der seit Montag auch ein Mörder war.

An den Seiten des dunkelblauen Rollos stahl sich Sonnenlicht ins Zimmer. Die Vögel zwitscherten vor dem Fenster wie am ersten Tag der Schöpfung. Der Kontrast zu Nathalies Gefühlswelt hätte nicht größer sein können. Sie setzte sich auf und sah auf ihr Handy auf dem Nachttisch.

05:59 Uhr.

Der Wecker war auf sechs gestellt. Dass sie eine Minute vorher aufwachte, zeigte nur, wie aufgewühlt sie war. Normalerweise war sie morgens müde und stellte den Wecker gern ein- bis dreimal weiter, vor allem wenn sie - wie jetzt - eigentlich früher aufstehen wollte, um noch Zeit für die lange Laufrunde zu haben.

Sie stand auf, reckte sich und warf einen Blick in den Spiegel am Kleiderschrank. Ihre dunkelbraunen Locken hingen ihr schlaff über die Schultern, die Spitzen waren zerfranst. Zeit für einen Haarschnitt, dachte sie. Im bläulichen Halbdunkel sahen ihre Oberarme, der Bauch und die Hüften richtig gut aus, obwohl sie in den vergangenen Tagen eher nachlässig gewesen war, was Ernährung und Sport anging. Sie musste an John Axbergs Kommentar denken, dass sie der Fernsehköchin Leila ähnlich sehe. Nathalie wandte sich von ihrem Spiegelbild ab und dachte, der Ansicht wäre er bestimmt nicht, wenn er sie jetzt sehen könnte - ungeschminkt und blass, mit glänzender Haut und geschwollenen Augen.

Vorsichtig schlich sie sich zu Gabriel ins Zimmer. Wie immer hatte ihr Sohn sich im Schlaf freigestrampelt. Arme und Beine lagen kreuz und quer wie bei einem Hampelmann. Oft dachte sie, dass ihm sein ADHS bis in die Träume folgte, doch jetzt schlief er zu ihrer Erleichterung tief und fest. Sie deckte ihn zu und ging dann zu Tea. Ihre sechsjährige Prinzessin, die viel zu klug für ihr Alter war, lag auf dem Rücken, die Arme gerade neben dem Körper. Decke und Kissen sahen noch genauso ordentlich aus wie beim Einschlafen. Ihr dunkler Zopf ruhte friedlich auf der linken Schulter. Teas Atem ging so still, dass Nathalie die Hand auf den Brustkorb des Mädchens legen musste, um sich zu vergewissern, dass er sich auch wirklich hob und senkte.

Sie sah nach, ob die Handys der Kinder aufgeladen waren, und ging dann hinunter ins Erdgeschoss. Normalerweise wachten die beiden nicht auf, bevor sie zurück war, und sie wussten, dass ihre Mutter nie länger als zwanzig Minuten aus dem Haus ging.

Sie wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, band ihr Haar zu einem Zopf zusammen und putzte sich die Nacht aus dem Mund. Im Flur schlüpfte sie in den neongrünen Trainingsanzug, befestigte den Schrittzähler am Bein und schnürte ihre Schuhe. Das Unbehagen, das der Traum hinterlassen hatte, saß ihr immer noch in den Knochen, doch nun wurde es von einem anderen, konkreteren verdrängt, und das rührte von der Wirklichkeit her, aus der es leider kein Erwachen gab.

Als sie vor die Haustür trat, verstand sie plötzlich, warum die Vögel so ein lebhaftes Konzert gaben.