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Weißer Mars

Roman | Brian W. Aldiss

E-Book (EPUB)
2020 Heyne
ISBN: 978-3-641-25653-1

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Kurztext / Annotation
Mitte des 21. Jahrhunderts beschließen die Staaten der Erde, dass der Mars nicht zu einem zweiten »blauen Planeten« umgeformt werden soll, sondern - wie die Antarktis - der Wissenschaft vorbehalten bleibt. Auf diesem »weißen« Mars errichtet eine kleine Gruppe von Männern und Frauen eine Forschungseinrichtung. Sie hoffen, dort jenes Elementarteilchen zu finden, das die letzten Rätsel unseres Universums und unserer Existenz löst. Doch als sie durch eine Katastrophe von der Erde abgeschnitten werden, sind sie gezwungen, eine völlig neue Form menschlicher Gemeinschaft zu entwickeln, um ihr Überleben auf dem Planeten langfristig zu sichern.

Brian Wilson Aldiss, OBE, wurde am 18. August 1925 in East Dereham, England, geboren. Nach seiner Ausbildung leistete er ab 1943 seinen Wehrdienst in Indien und Burma, und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb er bis 1947 auf Sumatra, ehe er nach England zurückkehrte, wo er zunächst als Buchhändler arbeitete. Dort begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, anfangs noch unter Pseudonym. Seinen Durchbruch hatte er mit »Fahrt ohne Ende«, einem Roman über ein Generationenraumschiff. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Der lange Nachmittag der Erde«, für das er 1962 mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde, und die »Helliconia«-Saga, mit der er den BSFA, den John W. Campbell Memorial Award und den Kurd Laßwitz Preis gewann. Brian Aldiss starb am 19. August 2017 im Alter von 92 Jahren in Oxford.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

 

Bericht von Moreton Dennett,

Sekretär des Leo Anstruther,

über die Ereignisse am 23. Juni 2041

 

An diesem Tag beschloss Leo Anstruther, zu Fuß zum Flughafen zu gehen, denn er verhielt sich gern unberechenbar. Ich begleitete ihn und trug seinen Aktenkoffer. Zwei Leibwächter gingen hinter uns, sie folgten in kurzem Abstand.

Unser Weg führte durch verschlungene, schmale Hintergassen. Anstruther hielt seine Hände beim Gehen auf dem Rücken verschränkt, offenbar war er tief in Gedanken versunken. Diesen Teil seiner Insel besuchte er nur selten, er empfand ihn als wenig reizvoll. Es war eine Arme-Leute-Gegend. Man hatte die engen Häuser zu Wohnungen in Schuhschachtelgröße aufgeteilt, die Bewohner überschwemmten die Straßen, um dort ihren Geschäften nachzugehen. Reifenpannendienste, Spielzeugmacher, Schuster, Verkäufer von Flugdrachen, Drogendealer, Bauchladenhändler, Fischer und Garköche verstopften mit ihrem jeweiligen Gewerbe die Durchgangsstraße.

Ich wusste, dass Anstruther eine heimliche Verachtung für diese Leute hegte. Wie schwer sie auch arbeiten mochten, sie würden im Leben nie weiterkommen. Sie hatten kein Ziel vor Augen. Das sagte er oft. Anstruther war ein Mann, der ein Ziel vor Augen hatte.

Auf einem vor Menschen wimmelndem Platz blieb er plötzlich stehen und ließ seinen Blick über die schäbigen Mietskasernen schweifen, die den Platz ringsum säumten. »Es ist nicht einfach so, dass die Armen den Armen helfen, wie die unsinnige Redensart besagt«, bemerkte er an mich gewandt, obwohl seine Augen anderswohin blickten, »es sind auch die Armen, die die Armen ausbeuten. Sie vermieten ihre dreckigen Zimmer zu Wucherpreisen an andere Familien und bringen dadurch ihre eigenen Familien ins Elend, nur wegen ein bisschen zusätzlichen Zasters.«

Ich gab ihm recht. Ihm recht zu geben, war Teil meiner Arbeit. »Die Welt ist nicht so, wie sie sein sollte.«

In dem tristen Marktgewimmel fiel ein freundlich wirkender Stand auf. Ein älterer Mann in Jeans und Khakihemd stand hinter einem kleinen Tisch, der mit Marmeladengläsern voll eingekochter Früchte und frischen Mangos, schwarzen Johannisbeeren, Ananas, Kirschen und einer Handvoll Frischgemüse beladen war.

»Alles aus eigenem Anbau und makellos, Señor. Kaufen Sie, probieren Sie!«, rief der Mann, als Anstruther stehenblieb.

»Wir essen nur Fabrikwaren«, sagte ich zu ihm. Er beachtete mich gar nicht und redete weiter auf Anstruther ein.

»Sehen Sie sich meinen Garten an, mein Herr, sehen Sie selbst, wie makellos und schön er ist.« Der Alte deutete hinter sich auf ein schmiedeeisernes Tor. »Von dort kommt meine Ware. Aus der Erde selbst, nicht aus einer Fabrik.«

Anstruther warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die mit einem Piepser ausgestattet war. »Ein Garten!«, sagte er verächtlich. Dann lachte er. »Warum nicht? Kommen Sie, Moreton.« Er verhielt sich, wie gesagt, gern unberechenbar. Er gab den Leibwächtern einen Wink, alarmbereit am Verkaufsstand zurückzubleiben. Einer plötzlichen Eingebung folgend, stieß er das Tor auf und betrat den Garten des Alten. Dann schlug er das Tor hinter uns wieder zu. Das würde den Sicherheitsleuten zu denken geben.

Eine ältere Frau saß auf einem umgestülpten Kübel und sortierte Paprika aus, die sie in einen Topf warf. Süß duftender Jasmin an einer Pergola über ihrem Kopf schützte sie vor direkt einfallenden Sonnenstrahlen. Sie blickte erschrocken auf, dann schenkte sie Anstruther und mir ein freundliches Lächeln.

»Buenos dias, meine Herren. Sie möchten sich bestimmt in unserem kleinen Paradies umsehen. Treten Sie ruhig näher.«

Sie stand auf, streckte ihren Rücken und ging auf uns zu. Unter ihren Runzeln lag ein sympathisches, rundes Gesicht. Zwar wirkte sie aufgrund ihres Alters zerbrechlich, aber sie stand aufrecht und munter da. Sie wischt