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Dr. Moreaus neue Insel

Roman | Brian W. Aldiss

E-Book (EPUB)
2020 Heyne
ISBN: 978-3-641-25659-3

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Kurztext / Annotation
Die nahe Zukunft: Durch einen Anschlag wird das Spaceshuttle Leda bei seiner Rückkehr vom Mond zum Absturz gebracht. Nur eines der vier Besatzungsmitglieder überlebt: Unterstaatssekretär Calvert Madie Roberts. Nachdem er tagelang auf dem Pazifischen Ozean dahingetrieben ist, strandet er an einer Insel. Doch ihre Bewohner schockieren Roberts: Sie sind zwar von menschlicher Gestalt, zeigen aber tierhafte Züge. Nach und nach findet Roberts heraus, dass diese Kreaturen künstlich geschaffen wurden. Doch ihr Schöpfer ist nicht bereit, seine Kreationen kampflos aufzugeben ...

Brian Wilson Aldiss, OBE, wurde am 18. August 1925 in East Dereham, England, geboren. Nach seiner Ausbildung leistete er ab 1943 seinen Wehrdienst in Indien und Burma, und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb er bis 1947 auf Sumatra, ehe er nach England zurückkehrte, wo er zunächst als Buchhändler arbeitete. Dort begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, anfangs noch unter Pseudonym. Seinen Durchbruch hatte er mit »Fahrt ohne Ende«, einem Roman über ein Generationenraumschiff. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Der lange Nachmittag der Erde«, für das er 1962 mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde, und die »Helliconia«-Saga, mit der er den BSFA, den John W. Campbell Memorial Award und den Kurd Laßwitz Preis gewann. Brian Aldiss starb am 19. August 2017 im Alter von 92 Jahren in Oxford.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1.

 

Allein im Pazifik

 

In Friedenszeiten hätte der Absturz des Raumshuttle Leda im Pazifischen Ozean genügend Dramatik geliefert, so dass der größte Teil der Welt bis zum Mittagessen davon gehört hätte. Während der ersten Kriegsmonate im Jahre 1996 erweckte der Zwischenfall nur wenig Aufmerksamkeit, sah man einmal von der Meldung ab, dass ein Under Secretary of State vermisst wurde.

Es ist nicht meine Absicht, hier in Einzelheiten über den Absturz zu berichten. Er ist kein Teil der schrecklichen Geschichte, die ich zu berichten habe. Es genügt wohl zu sagen, dass mein Secretary und ich die einzigen Passagiere waren, und dass die Mannschaft aus zwei Personen bestand, James Fan Toy und José Galveston. Das Shuttle stürzte in der Nähe des Äquators in den Pazifik, um es genau zu sagen, auf 2° südlicher Breite und 178° östlicher Länge. Mein Minister wurde beim Aufprall getötet; er sprang in einem Augenblick der Panik auf, kurz bevor wir auf die Wellen aufprallten, und brach sich das Genick.

Die Maschine schwamm lange genug, so dass Fan Toy, Galveston und ich herausklettern und in ein aufblasbares Schlauchboot springen konnten.

Dem Ertrinken zu entgehen, war eine Sache, dem Ozean zu entkommen, eine andere. Der Krieg spielte sich weit von uns entfernt im Norden ab, und wir befanden uns in einem wenig frequentierten Bereich des Ozeans. Wir sahen keine Flugzeuge, keine Schiffe, kein Land. Ein Tag folgte dem anderen, und die furchtbare Macht der Sonne machte sich beständig bemerkbar. Wir hatten nur wenig Schutz vor ihren Strahlen und noch weniger Wasser, das wir auf einen Mundvoll zweimal täglich rationiert hatten. Und je mehr von unseren Lebensenergien weggebrannt wurde, desto mehr gewöhnten wir uns an, uns unter ein aufblasbares Plastikdach zu legen, und nicht mehr zu paddeln, ja nicht einmal mehr den ewig gleichen Horizont, der uns umgab, zu überwachen.

Am achten Tag, frühmorgens, ehe die Sonne hoch genug aufgestiegen war, um uns zu rösten, stieß Fan Toy einen Schrei aus und wies auf etwas, das in den Wellen trieb. Wir standen da und starrten es an und lehnten uns gegeneinander, um uns zu stützen.

Wie lebhaft ich mich doch an jenen Augenblick erinnere und an den Gestank unserer Körper und das Gummigewebe, aus dem unser Boot bestand, an die unablässige Bewegung der Wellen und die weite Wasserfläche! Im Wasser war ein Delfin, der sich uns langsam näherte.

»Er bringt Hilfe«, sagte Fan Toy. Wir hatten einen Radioruf um Hilfe ausgeschickt, als die Leda wieder in die Erdatmosphäre eintrat. Möglicherweise war dies ein Delfin der Marine, der uns zu einem in der Nähe patrouillierenden Unterseeboot lotsen würde - diese Hoffnung zumindest löste sein Anblick in uns aus.

»Ich wäre nicht zu sicher, dass er auf unserer Seite ist«, sagte Galveston.

Wir tauchten die Hände ins Wasser und bespritzten uns die blasigen Gesichter und Augenhöhlen, um deutlicher sehen zu können.

»Ja, er ist einer von den unseren«, stellte Fan Toy fest. »Da, das Sternenbanner an seinem Schwanz.«

Ich hatte die Augen zusammengekniffen und konnte das Hoheitszeichen erkennen.

»Er bewegt sich ganz langsam. Vielleicht ist er verletzt«, sagte ich.

Es herrschte nur ganz leichte Dünung, aber der Delfin schien Mühe zu haben, seine Richtung einzuhalten, und wurde hin- und hergeworfen.

Galveston holte ein Paddel heraus. »Mir gefällt das Vieh gar nicht. Weg da!« Er schlug nach dem Delfin, als der in Reichweite kam.

»Sei doch kein Narr«, schrie Fan Toy und versuchte, Galveston das Paddel aus der Hand zu schlagen. Die zwei Männer rangen schwächlich miteinander.

Meine Aufmerksamkeit wurde einen Augenblick lang von etwas anderem angezogen. Eine Schule fliegender Fische - erst die zweite, die wir gesehen hatten, seit wir das Rettungsboot bestiegen hatten - zog hinter uns vorbei und wühlte die Wellen auf.