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Atlas Obscura

Entdeckungsreisen zu den verborgenen Wundern der Welt | Joshua Foer; Ella Morton; Dylan Thuras

E-Book (EPUB)
2017 Mosaik Bei Goldmann
480 Seiten
ISBN: 978-3-641-20711-3

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€ 24,99

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Kurztext / Annotation
++++ Ausgezeichnet mit dem ITB BuchAward 2019 ++++
Der Atlas Obscura sieht nur auf den ersten Blick aus wie ein Reiseführer. Es ist vor allem ein Buch zum Lesen und Träumen - eine Wunderkammer voller unerwarteter, bizarrer und mysteriöser Orte, die gleichermaßen Wunderlust und Wanderlust hervorrufen. Jede einzelne Seite dieses außergewöhnlichen Buchs erweitert unseren Horizont und zeigt uns, wie wunderbar und schräg die Welt in Wirklichkeit ist. Fesselnde Texte, hunderte von fantastischen Fotos, überraschende Fakten und Karten für jede Region des Globus machen es nahezu unmöglich, nicht gleich die nächste Seite aufzuschlagen und weiterzuschmökern! Eine erstaunliche Liebeserklärung an die Welt, in der wir leben.

Joshua Foer ist in Washington, D.C., geboren und studierte Wissenschaftsjournalismus in Yale. Er arbeitet als freier Journalist u.a. für die New York Times, Washington Post und Slate. Er ist der jüngere Bruder der erfolgreichen Autoren Franklin Foer und Jonathan Safran Foer.

Als Joshua Foer die USA-Memory-Championships als Journalist begleitete, konnte er beobachten, dass offensichtlich nicht besondere Gedächtnisgaben ausschlaggebend für den Erfolg der Wettkämpfer waren, sondern ihre Techniken des Memorierens. So kam ihm die Idee, selbst als Gedächtnis-Champion zu trainieren. Schließlich nahm er selbst an den Championships teil und gewann sie. Er stellte auch mehrere US-Rekorde für Gedächtnisleistungen auf. Mit seinem Buchkonzept für 'Moonwalk mit Einstein' erregte er 2006 - 23-jährig - so viel Aufsehen, dass sein US-Verlag für die Rechte an dem Buch einen Vorschuss von 1,2 Millionen Dollar bezahlte.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

ENGLAND

SILBERNER SCHWAN

NEWGATE, DURHAM

Auf einem Teich aus Glasfaserstäben treibt ein faszinierend naturgetreuer Schwan. Der Musikautomat wurde in den 1770-er Jahren angefertigt; angetrieben wird er von drei Uhrwerken, die für 40 Sekunden eine glockenhelle Melodie in Gang setzen. Er bewegt seinen Hals, als wolle er sein Gefieder putzen, um dann seinen Schnabel ins »Wasser« zu tauchen und einen Fisch zu schnappen.

Der Schwan wurde zunächst im Spring Gardens Museum des britischen Uhrmachers James Cox ausgestellt. 1872 erwarb ihn der Sammler John Bowes, Stifter des in einem französischen Schloss beheimateten Bowes Museum, wo das Kunstwerk heute zu besichtigen ist.

Bowes Museum, Newgate. Die Mechanik wird täglich um 14 Uhr vorgeführt. Das Museum liegt etwa 27 km vom Bahnhof Darlington entfernt - von London aus in 2,5 Std. zu erreichen.

N 54.542142 W 1.915462

Sprech-, Lauf- und Bewegungsmaschinen

Automaten - also mechanische Figuren, die schaurig lebensecht agieren - gibt es seit vielen Jahrhunderten.

Unter dem Türken saß ein Mensch und steuerte den Apparat.

Einer der beeindruckendsten war der 1770 von Wolfgang von Kempelen vorgestellte sogenannte »Schachtürke«, eine mechanische Figur mit Turban, die sich bereitwillig zu einer Partie Schach herausfordern ließ. Die Maschine ging um die Welt und nahm es mit Gegnern wie Napoleon Bonaparte und Benjamin Franklin auf. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließ sich das breite Publikum noch von der vermeintlichen Intelligenz des Türken und seinen erstaunlichen Fähigkeiten blenden. Schließlich lüfteten aber besonders aufmerksame Beobachter, darunter Edgar Allan Poe, der dem Türken 1835 in Virginia begegnete, das Geheimnis: Ein Kasten unterhalb des Schachbretts verbarg einen zusammengekrümmten Schachmeister, der die Züge auf seinem eigenen Brett bei Kerzenlicht nachvollzog und den Arm des Türken über Hebel bewegte. Der Türke war getürkt!

Während der Schachtürke seine Gegner frustrierte, versetzten redlichere Automaten die Schaulustigen in Verzücken. Eine 1739 von Jacques de Vaucanson erbaute mechanische Ente konnte mit ihren Flügeln schlagen, den Kopf drehen, Körner fressen und diese kurz darauf wieder ausscheiden. Der Verdauungsprozess war zwar nicht echt - im Hinterteil des Tiers befand sich ein Vorrat an Kötteln, die entsprechend der Menge an verspeisten Körnern fallen gelassen wurden -, und doch war damit der erste Schritt zu einer authentischen Essmaschine getan.

Pierre Jaquet-Droz arbeitete sechs Jahre lang an einem Androidentrio, das heute im Museum für Kunst und Geschichte im schweizerischen Fribourg zu besichtigen ist: Schreiber, Organistin und Zeichner. Während die Musikerin auf der Orgel spielt, hebt und senkt sich ihre Brust, als würde sie atmen, und ihr Oberkörper bewegt sich wie der eines leidenschaftlichen Pianisten. Zeichner und Schreiber sitzen jeweils an einem Schreibtisch: Während der Zeichner eines von vier programmierten Bildern anfertigt, taucht der Schreiber eine Gänsefeder in Tinte und bringt dann einen beliebigen, auf den Empfänger zugeschnittenen Text mit bis zu 40 Zeichen aufs Papier.

Im späten 19. Jahrhundert waren dann dampfbetriebene Figuren der letzte Schrei. Den Anfang machte ein Modell des 22-jährigen Zadoc Dederick aus New Jersey: ein 2,30 Meter großer Mann mit Zylinder, der einen Wagen hinter sich herzog. In seinem massigen Oberkörper war ein Dampfkessel untergebracht, dessen Energie ausreichte, um ihn Schritt für Schritt voranzutreiben.

Tipus Tiger, eine schmucke Verkörperung der Feindschaft zwischen der indischen Bevölkerung und den im 18. Jahrhundert dort ansässigen britischen Kolonialherren, ist ein kurbelbetriebenes Spielzeug, das heute im Victoria & Albert Museum zu sehen ist. Dargestellt wird ein Tiger, der einen wehrlosen britischen Offizier zerfleischt. Dreht man die Kurbel, hebt der Mann in



Joshua Foer ist in Washington, D.C. geboren und studierte Wissenschaftsjournalismus in Yale. Er arbeitet als freier Journalist u.a. für die New York Times, Washington Post und Slate. Er ist der jüngere Bruder der erfolgreichen Autoren Franklin Foer und Jonathan Safran Foer. Als Joshua Foer die USA Memory Championships als Journalist begleitete, konnte er beobachten, dass nicht besondere Gedächtnisgaben ausschlaggebend für den Erfolg der Wettkämpfer waren, sondern ihre Techniken des Memorierens. So kam ihm die Idee, selbst sein Gedächtnis zu trainieren und an den Championships teilzunehmen - und er gewann.