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Könnt ihr uns hören?

Eine Oral History des deutschen Rap | Jan Wehn; Davide Bortot

E-Book (EPUB)
2019 Ullstein
Auflage: 3. Aufl.
450 Seiten
ISBN: 978-3-8437-2061-8

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Kurztext / Annotation
HipHop ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Er hat Alltagssprache und kulturelle Werte geprägt und erstaunliche Helden hervorgebracht. Was in den achtziger Jahren in Jugendzentren und Kellerclubs begann, ist heute Pop: Rap ist der Sound unserer Zeit. »Könnt ihr uns hören?« lässt die Geschichte dieses Genres in Deutschland lebendig werden. Das Buch ist kompiliert aus Gesprächen mit mehr als 100 Rappern, Journalisten, Musikern und Aktivisten. Sie erzählen, wie die deutsche Sprache cool wurde. Und sie zeigen, wie die Ideen einer Handvoll Überzeugungstäter eine ganze Generation prägen konnten. Mit den Superstars von heute und den Protagonisten der Pionierzeit: Afrob, Ahzumjot, Akim Walta, Ali As, André Langenfeld, André Luth, Antilopen Gang, Aphroe, Audio88 & Yassin, Azad, babakONE, Bartek, Beat Gottwald, Beginner, Blokkmonsta, Bonez MC, Casper, Celo & Abdi, Chefket, Cora E., Cro, Curse, Dani Fromm, David P., Dendemann, Dexter, DJ Derezon, DJ Ron, DJ Tomekk, Dokter Renz von Fettes Brot, Eko Fresh, Elvir Omerbegovic, Falk Schacht, Falkadelic von Doppelkopf, Farid Bang, Fatma Aydemir, Fatoni, Felix Brummer von Kraftklub, Flipstar, Frauenarzt, Götz Gottschalk, grim104, Haiyti, Hiob, Jack Orsen, Jayo, Juicy Gay, K.I.Z, Kaete, Katmando, KitschKrieg, Kool Savas, Kryptik Joe von Deichkind, Kurt Prödel, Lakmann, LGoony, Mädness, Marc Leopoldseder, Marcus Staiger, Marteria, Martin Stieber, Max Herre, Max Mönster, MC Bogy, MC Rene, Megaloh, Melbeatz, Morlockk Dilemma, Moses Pelham, Murat Aslan, Nura, Olli Banjo, Peter Fox, Pillath, Prinz Pi, Ralf Kotthoff, Ralf Theil, Rick Ski, RIN, Roe Beardie, Rooz, Sabrina Setlur, Salwa Houmsi, Samy Deluxe, Schivv, Schowi, Sebastian Schweizer, Sepalot, Shindy, Sido, Smudo von Die Fantastischen Vier, Sookee, Stephan Szillus, STF, Summer Cem, The Krauts, Tobi Tobsen, Toni-L, Trettmann, V.Raeter, Visa Vie, Wasi, Xatar. »Das längst überfällige Standardwerk zur Geschichte des Deutschrap.« Casper »Was für eine wahnsinnige Zeitreise!« Marteria »Endlich eine umfassende Zusammenstellung der Ereignisse um die Geburt des deutschen HipHop, der - jetzt ist es amtlich - viele Väter hatte. Großartig.« Smudo

Davide Bortot leitete von 2003 bis 2007 das HipHop-Magazin JUICE. Er lebt in Berlin und betreibt dort eine Firma für Design, Internet und Kategorienvermengung. Nebenher kultiviert er sein Interesse an Rap und fette Bässe.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

3 Kapitel 1

AKIM WALTA Das erste Mal, dass ich deutschsprachigen Rap gehört habe, war 1989 von Torch, auf einer der vielen Jams, die zu dieser Zeit vermehrt stattfanden. Er war meiner Meinung nach der Erste, der konsequent demonstriert hat, dass Rap in deutscher Sprache funktionieren kann und eine eigene Authentizität erzeugt. Entweder zeitgleich oder etwas später habe ich dann auch von Toni-L und Linguist bzw. ihrer Crew Advanced Chemistry gehört. Von da an war mir klar, dass sich deutschsprachiger Rap durchsetzen wird.

EIZI EIZ Ich habe das Demo von Advanced Chemistry auf dem Walkman gehört. Als Elfjähriger habe ich beim Basketballspielen Stefan Fabinger kennengelernt, den Cousin von Torch. Fabinger und Torch waren ziemlich eng. So war alles, was in Heidelberg passiert ist, zwei Tage später bei uns in Hamburg auf dem Tisch: Fotos von Zügen, Jam-Flyer oder eben das Demo von Advanced Chemistry. Ich kann noch heute jede einzelne Strophe von diesem Tape auswendig. Da war eine Demoversion des Songs »Heidelberg« und ein unglaublicher Freestyle drauf. Torchs Strophe auf diesem Freestyle ist unfassbar gut. »Die Pudelmütze ist meine Krone«, das war so die erste Metapher ... Als dieses Tape kam, war plötzlich alles klar. Für uns war das der Urknall.

TONI-L Jeder wusste, dass es nur funktioniert, wenn man selbst etwas macht. Genau aus dem Grund haben wir nicht darauf gewartet, dass jemand kommt und uns entdeckt, sondern schon früh die Stadt verlassen, um den Leuten zu zeigen, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir wollen. So konnten wir uns schon über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen machen, ohne etwas veröffentlicht zu haben. In Deutschland gab es schon englischsprachige Produktionen von Rock Da Most oder Moses P., und dann kamen urplötzlich LSD mit diesem krassen Album um die Ecke. Man wusste also, dass es geht. Meine erste eigene Rap-Aufnahme werde ich nie vergessen. Ich stand in Torchs Zimmer, er hat das Instrumental angemacht, die Aufnahme gestartet, und ich habe angefangen zu rappen, während er mich angefeuert hat. Ich habe mich das erste Mal richtig auf Kopfhörer gehört. Ich dachte, mir gehört die Welt!

AKIM WALTA Advanced Chemistry waren meiner Meinung nach aus verschiedenen Gründen wichtig. Vor allem war die Gruppe das authentische Sprachrohr der damaligen Szene und hat diese auch bei ihren späteren Konzerttouren präsentiert. Torch war ein ewig Reisender mit Tramperticket, und das gesamte AC-Umfeld in Heidelberg war ein Schmelztiegel für HipHop-Talente, die jede Jam bereicherten.

MARTIN STIEBER Eine ganz wichtige Figur für uns in Heidelberg war der Gonzalo Maldonado Morales. Das war unser absolutes Idol. Der konnte in jungen Jahren schon wahnsinnig gut zeichnen, weil die Mutter ihm und seinem Bruder immer Malstifte geschenkt hat. Der konnte zum Beispiel alle »Star Wars«-Flügeltypen aus dem Kopf zeichnen. Wir haben unseren Kunstlehrer immer so lange belabert, bis der Gonz uns im Unterricht etwas an die Tafel malen durfte: Der kam dann runter, hat was gemalt und dafür frenetischen Applaus geerntet. Totaler Irrsinn! Er hat uns auch das Graffiti-Ding authentisch weitergegeben und konnte Windmills, Swipes und Headspins, als noch keiner so getanzt hat. Er hatte das HipHop-Ding verinnerlicht, als noch kein Mensch wusste, was eigentlich gerade passiert. Er war auch Gründungsmitglied von AC, unter dem Namen Gee-One. Erst als die angefangen haben, deutsch zu rappen, ist er ausgestiegen. Er kam aus Nottingham nach Heidelberg und war eher amerikanophil. Der konnte gar nicht verstehen, dass AC sich der deutschen Sprache ermächtigen.

TONI-L In meiner Kochausbildung kam ich auf die Schule nach Calw und lernte dort unter anderem den Tänzer James aus Mannheim kennen, der später mit dem unvergessenen Freeze La Roc (R.I.P.) bei den Un