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Nemesis

Thriller | Jilliane Hoffman

E-Book (EPUB)
2019 Rowohlt Verlag Gmbh
Auflage: 1. Auflage
528 Seiten
ISBN: 978-3-644-21771-3

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€ 9,99

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Kurztext / Annotation
Teil 4 der Cupido-Reihe. Ein Blitz in einem Kreis, eingebrannt in die Haut der Toten: Als Staatsanwältin CJ Townsend das Branding auf der Schulter der Frauenleiche sieht, ist sie sicher: Das ist die Handschrift des Snuff-Clubs, der vor einigen Jahren ganz Florida in Atem hielt. Die Mitglieder bezahlen viel Geld, um per Live-Stream zu beobachten, wie Frauen brutal vergewaltigt und getötet werden. CJ weiß alles über die perverse Inszenierung der Morde, von den Teilnehmern 'das Spiel' genannt. Und sie kennt die Namen der Mitglieder, zu reich und einflussreich, um jemals von der Justiz belangt zu werden. Wenn sie weitere Morde verhindert will, muss CJ das Gesetz in die eigenen Hände nehmen. Dann verschwindet erneut eine junge Frau...

Jilliane Hoffman war Staatsanwältin in Florida und unterrichtete jahrelang im Auftrag des Bundesstaates die Spezialeinheiten der Polizei - von Drogenfahndern bis zur Abteilung für Organisiertes Verbrechen - in allen juristischen Belangen. Ihre Thriller «Cupido», «Morpheus», «Vater unser», «Mädchenfänger», «Argus», «Samariter» und «Insomnia» waren allesamt Bestseller.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

5

«Anruf auf Leitung eins für Sie.»

Chief Assistant State Attorney C.J. Townsend von der Staatsanwaltschaft Miami-Dade blickte von dem Stapel der Verhaftungsprotokolle auf, den sie gerade durchging. Erwartungsvoll sah sie den Lautsprecher des Telefons an. Normalerweise folgten auf so eine Ansage die Information, wer anrief, und vielleicht die Frage: «Nehmen Sie den Anruf oder soll ich eine Nachricht aufnehmen?» Aber sie waren nicht in der freien Wirtschaft, sondern auf dem Amt. Aus dem Lautsprecher knisterte Stille.

«Wer ist es, Breanna?», fragte C.J. schließlich.

Nichts.

«Breanna? Wer ruft an?»

Immer noch nichts.

C.J. rollte den Stuhl zurück und warf einen Blick durch die halboffene Tür zum Sekretariat. Keine Spur von Breanna, der blutjungen Aushilfe, die man ihr als Schwangerschaftsvertretung für ihre Sekretärin geschickt hatte. Der Stuhl stand ordentlich am leeren Schreibtisch vor dem dunklen Bildschirm. Von Breannas oranger Handtasche und dem Trader-Joe's-Beutel, den sie immer dabeihatte, fehlte jede Spur. C.J. sah auf die Uhr an der Wand: drei nach fünf. Das erklärte alles. Breanna McCrindle war bereits auf dem Heimweg, genau wie der Rest des Sekretariatspools. Offenbar hatte sie den Anruf entgegengenommen, bevor ihr auffiel, dass sie seit einer Minute Feierabend hatte, woraufhin sie fluchtartig ihre Sachen gepackt hatte und zum Fahrstuhl galoppiert war.

C.J. drückte die blinkende Taste. «Townsend, State Attorney's Office.»

Am anderen Ende meldete sich ein Glucksen. «Und ich dachte, es wäre bloß ein Gerücht ...»

C.J. legte das Formular auf den Tisch und starrte die zerschrammte graue Wand an. Am Boden lehnten ihre Bilder, Zeugnisse und gerahmten Motivationssprüche zum Thema Ehre, Erfolg und Integrität an den Pappkartons mit Gesetzestexten, Sekundärliteratur, Trophäen und Plaketten, die sie im Lauf der Jahre verliehen bekommen hatte. Das Regal war leer bis auf den Ich-einfach-unverbesserlich-Kaffeebecher und eine Plastikbox mit persönlichen Staubfängern - die Cowboystiefel-Schnapsgläser aus dem Geburtshaus von Billy the Kid in New Mexico. C.J. war seit zwei Monaten wieder beim SAO, der Staatsanwaltschaft Miami-Dade, und sie hatte noch keinen Nagel in die Wand geschlagen. Man musste kein Psychiater sein, um die Gründe dafür zu erahnen, auch wenn sie auf Nachfrage erklärte, die Gebäudeverwaltung habe versprochen, das Büro zu streichen, sobald das Geld genehmigt war, und es lohne sich nicht, sich vorher einzurichten. C.J. rollte den quietschenden Stuhl an den Schreibtisch zurück und blickte zur Decke. «Ich kenne die Stimme. Reden - oder lachen - Sie weiter. Ich komme schon noch drauf.»

Wieder ein heiseres Glucksen. «Hier spricht Ed Bowman, C.J. Wir haben mal zusammengearbeitet. Vor Ewigkeiten, als ich noch beim Miami-Dade Police Department war.»

«Vor Ewigkeiten - das klingt ... alt. Was dann auch auf mich zuträfe, aber das kann nicht sein.»

«Na ja, ich bin kein Frischling mehr, das gebe ich zu.» Ed lachte wieder, gefolgt von einem üblen Hustenanfall. «Ich war mit Dom Falconetti bei der Cupido-Taskforce», sagte er, als er wieder Luft bekam.

«Ach ja, natürlich.» Das Karussell der Gesichter in ihrem Kopf hielt abrupt an. Eddie Bowman vom Morddezernat des Miami-Dade PD. Untersetzter Raucher Mitte vierzig mit buschigen Augenbrauen und Halbglatze. Eddie war ein alter Griesgram mit dauergerunzelter Stirn gewesen. Die untypische gute Laune am Telefon hatte sie in die Irre geführt - in den zwei Jahren ihrer Zusammenarbeit hatte C.J. Eddie Bowman nicht einmal lachen gehört. Aber er war hart im Nehmen, und er konnte sich wehren, wenn die anderen Detectives der Cupido-Taskforce sich über ihn lustig machten - die ihn Wuffi genannt und wegen seines schütteren Haars aufgezogen hatten. «Eddie! Jetzt erkenne ich