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Waldviertler Todesrausch: Österreich Krimi

Christian Scherl

E-Book (EPUB)
2019 Federfrei Verlag
250 Seiten
ISBN: 978-3-99074-060-6

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Kurztext / Annotation
In einer Privatbrauerei im Waldviertel wird die Leiche eines Mannes gefunden, der am Vorabend beim Wettbiertrinken zum "Bierkaiser" gekürt wurde. Unfall oder Mord? Der Verdacht fällt schnell auf die Turnlehrerin Heidi, der Verliererin des Wettkampfes. Einer Frau, der man nachsagt, keiner Schlägerei aus dem Weg zu gehen. Sie war vor Jahren Österreichs erfolgreichste Judoka.
Chefinspektorin Diotima versucht mit Überehrgeiz, Heidi zu überführen. Doch ist der Fall wirklich so einfach? Bald schon gibt es mehr Verdächtige, als Diotima recht ist - und alle Spuren führen zu einer Blockhütte im Wald.


Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 1 - Montag

 

In den Furchen zwischen den alten Kopfsteinpflastersteinen vor dem Sudhaus der Brauerei schimmert noch das Wasser des gestrigen Regens. Über den Dächern der mittelalterlichen Häuser zeigt sich Morgenrot. Träge wie jeden Morgen watschelt Dieter Maierhofer in buckliger Haltung auf die Arbeitsstätte zu. Verschlafener als üblich radieren seine Gummistiefel den Boden. Der dreifache Schlag der Turmuhr verkündet Viertel vor sechs. Für den Braumeister ist das verspätet. Normalerweise steht er um diese Zeit längst im Lager und checkt den Tagesplan. Heute ist eine Ausnahme. Am Morgen nach dem großen Bierkirtag drehen sich die Mühlen langsamer. Das hat Tradition. Seit den späten Sechzigerjahren beendet das zweitägige Fest der Brauerei Loisbach den Sommer im nordwestlichen Waldviertel. An keinem anderen Wochenende im Jahr fließen in der Kleinstadt mehr Liter Bier. Zwischen Sudhaus und Verwaltungsgebäude bildet das Brauereifabrikgelände einen L-förmigen Innenhof, der zu Lager und Produktionshalle führt.

Wie ferngesteuert wackelt Maierhofer dem Mitarbeiter-Eingang entgegen, der über eine kleine Treppe zu erreichen ist. Vor der ersten Stufe der schmucklosen Betontreppe bleibt er stehen.

»Diese Schweine«, entfährt es seinen spröden Lippen.

Sein Blick haftet auf dem riesigen bräunlichen Fleck am Boden seitlich des Treppengeländers. Das Erbrochene ist eingetrocknet, einige Ausläufer kleben in sternförmigen Mustern an den Stufen. Mit seinen schlecht gedehnten Muskeln kostet es ihn große Anstrengung, in einer Grätsche über das Malheur zu steigen. Seine Hand wandert an den Griff der Eingangstür.

Die Tür ist offen. Er ist darüber erstaunt, aber zu müde, es zu hinterfragen. Vis-à-vis der Eingangstür führt eine steile Treppe hinab zu den alten Lagertanks. Rechts geht es zum Lager, links zu den großen Gärbottichen.

Tägliche Routine: Erste Station sind die Lagertanks. Der Lack an den alten Behältern bröckelt ab. Gescheckt wirken sie wie überdimensionale, aufgeblähte Kuhleiber. Maierhofer bemerkt sofort, dass jemand an den Zapfhähnen herumgefummelt und nicht ordnungsgemäß abgedreht hat. Die Hebelenden zeigen zu ihm, müssten aber korrekterweise parallel zum Hahn verlaufen.

Frisches Bier tropft wie aus einer verschnupften Nase.

»Es ist immer dasselbe«, knurrt der Braumeister. »Dieser Kirtag macht alle verrückt im Kopf.«

Mit flinken Handbewegungen bringt er die Hebel der Reihe nach wieder in die vorgeschriebene Endposition.

Er betrachtet die schaumigen Pfützen am Boden und watet zurück zum Gang, um den Gärkeller zu inspizieren.

Drei große quadratische Betonwannen lassen nur Platz für einen schmalen Pfad, der zum Notausgang führt.

Riesige Schaumberge wuchern über den Rand der Bottiche.

In der Hosentasche des Braumeisters vibriert das Handy. Ohne Zögern fischt er es hervor und gafft auf das blinkende SMS-Symbol am Display. Es ist die Danksagung des Bürgermeisters: »Gelungenes Fest. Bedanke mich im Namen der Gemeinde Loisbach. Frohes Schaffen. Major.«

Worte, aus denen der Unwissende Zufriedenheit ableiten mag, aber Dieter Maierhofer kennt den Bürgermeister. Eine für den Major sehr knapp gehaltene SMS. Mehr Pflichterfüllung als echte Dankbarkeit.

Hastig kontrolliert der Braumeister, ob es noch eine Fortsetzung der SMS gibt. Sein Finger öffnet in der Eile allerdings eine Funktion, die er nicht aufrufen wollte - die Fotokamera.

Im Versuch, sie wieder zu beenden, erblickt er im gezoomten Bildausschnitt eine aufgequollene Hand, die aus der Schaumkrone im Gärbottich hervorsteht.

Dieter Maierhofer tritt an den Beckenrand. Nach und nach zeigen sich unter dem knisternden Schaum weitere Fremdkörper, die im Bier nichts verloren haben: die Rückenansicht eines Trachtenanzugs und ein massiver Hinterkopf - da schwimmt eine Leiche im Jungbier.

Ohne den Blick von den Gärbottichen zu nehmen,