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Draussen

Thriller | Volker Klüpfel; Michael Kobr

E-Book (EPUB)
2019 Ullstein
Auflage: 1. Auflage
384 Seiten
ISBN: 978-3-8437-2118-9

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Kurztext / Annotation
Härter und spannender als je zuvor. Der erste Thriller des Bestsellerduos. Ein Leben draußen im Wald, kein Zuhause, immer auf der Flucht: Das ist alles, was Cayenne und ihr Bruder Joshua kennen. Nur ihr Anführer Stephan weiß, warum sie hier sind und welche Gefahr ihnen droht. Er lebt mit ihnen außerhalb der Gesellschaft, drillt sie mit aller Härte und duldet keinen Kontakt zu anderen. Cayenne sehnt sich nach einem normalen Alltag als Teenager. Doch sie ahnt nicht, dass sie alles, was Stephan ihr beigebracht hat, bald brauchen wird. Denn der Kampf ums Überleben hat schon begonnen. Und plötzlich steht er vor ihr: der Mann, der sie töten will.

Altusried hat einen prominenten Sohn: Kommissar Kluftinger. Volker Klüpfel, Jahrgang 1971, kommt wenigstens aus dem gleichen Ort. Nach dem Abitur zog es ihn in die weite Welt - nach Franken: In Bamberg studierte er Politikwissenschaft und Geschichte. Danach arbeitete er bei einer Zeitung in den USA und stellte beim Bayerischen Rundfunk fest, dass ihm doch eher das Schreiben liegt. Seine letzte Station vor dem Dasein als Schriftsteller war die Feuilletonredaktion der Augsburger Allgemeinen. Die knappe Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie, mit der er im Allgäu lebt. Sollte noch etwas Zeit übrig sein, treibt er Sport, fotografiert und spielt Theater. Auf der gleichen Bühne wie Kommissar Kluftinger.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Prolog

Ihr Tag hatte beschissen angefangen. Dass er noch viel schlimmer enden würde, ahnte sie nicht. Jetzt, in diesem Moment, fühlte sie sich einfach nur frei. Endlich. So wie andere Mädchen in ihrem Alter. Junge Frauen, korrigierte sie sich selbst. Sie lag zwischen den Bäumen, spürte das Moos in ihrem Rücken und richtete den Blick auf das bisschen Himmel, das durch die Wipfel zu erkennen war. Der Wald gehörte ihr. Niemand, der ihr schreiend Anweisungen erteilte, niemand, der sie zur Eile antrieb oder ihre Geduld herausforderte. Erleichtert sprang sie auf und sog die Luft in ihre Lungen, diesen archaischen Geruch nach Holz und Blättern, vermodertem Laub und feuchter Erde. Sie pfiff in die Stille, hörte den Tönen nach, die in der düsteren Tiefe des Waldes verhallten. Es war ein trauriges Lied, aber die Zeile passte so gut: Hier haben dich selbst die Deinen vergessen. Obwohl es so traurig war, musste sie laut lachen - eine Siebzehnjährige, pfeifend allein im Wald, wie das aussehen musste. Sie konnte gar nicht mehr aufhören, bis ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie wischte mit dem Ärmel über ihre feuchten Wangen.

Eine Weile lag sie einfach nur da, hörte sich selbst beim Atmen zu. Dann rappelte sie sich auf und kroch auf allen vieren zu der Quelle, die vor ihr in eine Senke floss. Sie beugte sich über das Wasser und betrachtete lächelnd ihr Spiegelbild. Die anderen mochten es nicht, wenn sie sich anschaute, deswegen genoss sie diesen Augenblick, auch wenn sie sich alles andere als schön fand: die schwarzen Haare zu lockig, die Arme zu muskulös, die Haut zu dunkel. Viel zu dunkel. Nur mit ihren Augen war sie zufrieden. Ihren Sternen, wie Mama sie immer genannt hatte ...

Das Lächeln erstarb. Der Gedanke an ihre Mutter schmerzte. Jetzt würde sie wieder den ganzen Tag ... Ein Knacken ließ sie aufhorchen. Sie hielt den Atem an, lauschte und sprang auf. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Beine, als sie lossprintete, aber sie ignorierte ihn. Sprang über moosüberwucherte Baumstümpfe, versuchte, möglichst wenig Lärm zu verursachen, hielt ihre Hände schützend vor den Kopf, um die Äste abzuwehren, die ihr ins Gesicht peitschten, und stoppte dann ebenso abrupt, wie sie zu laufen begonnen hatte. Höchstens fünf Meter entfernt saß ein kleines Häschen auf dem Boden. Es rannte sofort weg, doch sein Fluchtversuch endete schon nach ein paar Metern, als es unsanft herumgerissen wurde. Der rechte Hinterlauf steckte in einer kaum sichtbaren Schlinge fest, die, dem jammervollen Quieken nach zu schließen, schmerzhaft in sein Bein schnitt.

»Ganz ruhig, mein Kleiner«, versuchte sie das Tier zu beruhigen. Tatsächlich hielt es inne, starrte mit seinen Knopfaugen zu ihr hinauf, zuckte nervös mit der Nase, machte aber keine Anstalten mehr, wegzulaufen. Das Mädchen näherte sich ihm mit winzigen Schritten und folgte mit den Augen der Schlinge, die zu einem Metallbolzen führte, der im Boden steckte. Ganz nah war sie dem Tier nun, streckte behutsam ihre Hand aus und ließ es daran schnuppern. Es atmete langsamer, schien seine Angst zu verlieren. Vorsichtig hob sie den Hasen an, streichelte ihm ein paarmal sanft über das flauschige Fell, bevor sie ihm mit einem kräftigen, routinierten Griff das Genick brach. Es knackte, als würde man auf einen morschen Ast treten. Der Körper des Häschens erschlaffte.

Das Mädchen entfernte nun die Schlinge vom Hinterlauf, rollte sie sorgfältig zusammen, zog den Bolzen aus dem Boden und verstaute alles in der Seitentasche ihrer Flecktarn-Hose. Dann packte sie das tote Tier an den Löffeln, warf es sich über die Schulter und spazierte in Richtung Waldrand.

Trotz der Dämmerung konnte sie das freie Feld dahinter schon sehen, als sie erneut ein Geräusch hörte. Eines, das sie aufhorchen ließ. Sie schloss die Augen, um sich ganz auf ihr Gehör zu konzentrieren. Versuchte, alles andere auszublenden: das Vogelzwitschern, das sanfte Rauschen der Bäume