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Im Grunde gut

Eine neue Geschichte der Menschheit | Rutger Bregman

E-Book (EPUB)
2020 Rowohlt Verlag Gmbh
Auflage: 1. Auflage
480 Seiten
ISBN: 978-3-644-00763-5

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€ 11,99

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Kurztext / Annotation
Der Historiker und Journalist Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. Anders als in der westlichen Denktradition angenommen ist der Mensch nicht böse, sondern, so Bregman, im Gegenteil: von Grund auf gut. Und geht man von dieser Prämisse aus, ist es möglich, die Welt und den Menschen in ihr komplett neu und grundoptimistisch zu denken. In seinem mitreißend geschriebenen, überzeugenden Buch präsentiert Bregman Ideen für die Verbesserung der Welt. Sie sind innovativ und mutig und stimmen vor allem hoffnungsfroh.

Rutger Bregman, geboren 1988, ist Historiker und einer der prominentesten Denker Europas. 2017 erschien sein erstes Buch «Utopien für Realisten», 2020 folgte «Im Grunde gut», das bisher in 46 Sprachen übersetzt wurde. Er lebt in den Niederlanden.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Prolog

Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs zeigte sich die britische Armeespitze über die Maßen besorgt. London sei in akuter Gefahr. Ein gewisser Winston Churchill behauptete, die Stadt sei «das größte Ziel der Welt, eine riesige, fette, teure Kuh, die festgebunden wurde, um das Raubtier anzulocken».[1]

Der Name dieses Raubtiers? Adolf Hitler. Wenn das Volk unter dem Terror seiner Bomber einknicken würde, wäre es um Großbritannien geschehen. «Der Verkehr wird eingestellt, die Obdachlosen werden um Hilfe schreien, und die Stadt wird in ein totales Chaos abrutschen», befürchtete ein britischer General.[2] Millionen Bürger würden in Panik ausbrechen. Die Armee würde nicht einmal zum Kampf kommen, weil sie die hysterischen Massen in Schach halten müsste. Churchill prophezeite, dass mindestens drei bis vier Millionen Einwohner Londons zur Flucht gezwungen würden.

Wer wissen wollte, welche Katastrophe sich da zusammenbraute, brauchte eigentlich nur ein einziges Buch aufzuschlagen: Psychologie des foules - «Psychologie der Massen». Der französische Autor Gustave Le Bon war einer der einflussreichsten Gelehrten seiner Zeit. Hitler hatte das Buch von vorn bis hinten gelesen, wie auch Mussolini, Stalin, Churchill und Präsident Roosevelt.

Le Bon erklärte detailliert, was in solchen Ausnahmesituationen vor sich geht. Fast unmittelbar, so schrieb er, falle der Mensch «mehrere Stufen von der Leiter der Zivilisation herab».[3] Dann griffen Panik und Gewalt um sich. Schließlich offenbare sich unsere wahre Natur.

Am 19. Oktober 1939 diktierte Hitler seinen Generälen den Angriffsplan. «Der gnadenlose Einsatz der Luftwaffe, um den britischen Widerstandswillen zu brechen, kann und soll zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolgen.»[4]

Die Briten befürchteten, dass es längst zu spät war. Hastig wurde noch erwogen, ein Netz von Schutzräumen unterhalb Londons zu graben, aber am Ende wurde der Plan doch verworfen. Bald würde die Bevölkerung sowieso vor Angst gelähmt sein. In letzter Minute wurden außerhalb der Stadt einige psychiatrische Notfallkliniken eingerichtet, um die ersten Opfer aufzufangen.

Dann ging es los.

Am 7. September 1940 überquerten 348 deutsche Bomber den Kanal. Das Wetter war gut. Viele der Londoner waren draußen und blickten gen Himmel, als die Sirenen Punkt 16:43 Uhr losheulten.

Dieser Septembertag sollte als schwarzer Tag in die Geschichte eingehen, und die andauernden Angriffe danach als «The Blitz» - der Luftkrieg. Allein auf London gingen in neun Monaten mehr als 80000 Bomben nieder. Ganze Stadtteile wurden ausgelöscht. Eine Million Gebäude blieben beschädigt oder vollständig zerstört zurück, und mehr als 40000 Menschen starben.

Und wie reagierten die Briten? Was geschah, als Millionen von ihnen monatelang mit Bomben aus der Luft zermürbt wurden? Wie hysterisch wurden sie, wie kopflos verhielten sie sich?

 

Beginnen wir mit dem Bericht eines kanadischen Psychiaters.

Im Oktober 1940 fuhr Dr. John MacCurdy durch den Südosten Londons. Er besuchte ein Armenviertel, das durch die ersten Bombardierungen schwer mitgenommen worden war, alle hundert Meter entdeckte man einen Krater oder eine Ruine. Wenn irgendwo Panik herrschen musste, dann hier.

Folgende Szenen beobachtete der Psychiater kurz nach der Auslösung eines Fliegeralarms:

Kleine Jungs spielten weiterhin auf dem Bürgersteig, Kunden ließen sich beim Feilschen nicht unterbrechen, ein Polizist regelte den Verkehr in königlicher Gelangweiltheit, und die Radfahrer trotzten dem Tod und den Verkehrsregeln. Niemand, soweit ich erkennen konnte, schaute zum Himmel.[5]

Wer über die Monate des Luftkrieges liest, stößt auf die eine oder andere Beschreibung einer seltsamen