Buchhandlung Spazierer

Suche

Sami und der Wunsch nach FreiheitOverlay E-Book Reader

Sami und der Wunsch nach Freiheit

Roman | Rafik Schami

E-Book (EPUB)
2017 Beltz
320 Seiten; ab 14 Jahre
ISBN: 978-3-407-74696-2

Rezension verfassen

€ 7,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Hardcover erhältlich
  • Als Taschenbuch erhältlich
  • Als Audio erhältlich
Kurztext / Annotation
Die unglaubliche Geschichte von Sami und seinem abenteuerlichen Leben in den Gassen von Damaskus. Geschichten um Geschichten reihen sich aneinander. Sie alle erzählen von einer innigen Freundschaft, der Sehnsucht zweier Jungen nach Freiheit und dem Ausbruch der syrischen Rebellion: Sami und Scharif sind unzertrennlich, sie wachsen wie Brüder auf. Nach seiner Flucht aus Syrien erzählt Scharif von ihrer Kindheit in den verwinkelten Gassen von Damaskus, ihren teuflischen Tricks, die Schule zu überstehen, und von ihrem Beschützer, dem weisen Postboten Elias, dem besten Lautenspieler aller Zeiten. Wie Sami sich mutig in jedes Abenteuer stürzt, weil er Unrecht nicht erträgt, und für seine Liebe Josephine sein Leben aufs Spiel setzt. Und wie er sich im Laufe der Jahre so viele Narben holt, die jede wieder ihre eigene Geschichte hat. Bald passieren Dinge, die ihnen die Augen öffnen. Als der Widerstand gegen den Diktator wächst und der Aufstand in Daraa ausbricht, müssen die Freunde abtauchen. Seitdem hat sich die Spur von Sami verloren ...

Rafik Schami, geboren 1946 in Damaskus, siedelte 1971 in die Bundesrepublik Deutschland über. Er promovierte in Chemie. Seit 1982 ist er freier Schriftsteller und lebt in Marnheim/Pfalz. Für sein literarisches Werk erhielt er viele wichtige Auszeichnungen, u.a. den Adalbert-von-Chamisso-Preis, den Hermann-Hesse-Preis und den Großen Preis der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Seine Werke, darunter die Romane »Eine Hand voller Sterne«, »Erzähler der Nacht« und »Der ehrliche Lügner«, wurden vielfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Philip Waechter, geboren 1968 in Frankfurt/Main, studierte an der Fachhochschule Mainz Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Illustration und lebt heute als freier Grafiker und Illustrator in Frankfurt, wo er mit anderen IllustratorInnen die Ateliergemeinschaft Labor gründete. Bei Beltz & Gelberg erscheinen auch seine Bilderbücher, darunter »ich«, »Rosi in der Geisterbahn«, »Sehr berühmt«, »Sohntage«, »Philip Waechters unglaubliche Kinderzimmerplakate«, »Endlich wieder zelten!«, die beiden Geschichten von Toni, der leidenschaftlich gerne Fußball spiel, »Toni - Und alles nur wegen Renato Flash« und »Toni will ans Meer« sowie die beiden Bilderbücher »Ein Tag mit Freunden« und »Weltreise mit Freunden«. Zusammen mit der Ateliergemeinschaft Labor (wwww.laborproben.de) veröffentlichte er die berühmten KINDER KÜNSTLERBÜCHER und »Ich so du so«, das für den DLP nominiert wurde. »Philip Waechter ist Deutschlands Meisterillustrator«, so die Literarische Welt.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1.

Scharif

oder Wie man durch Zufall zu Geschichten kommt

Scharif habe ich zufällig kennengelernt. Ich war mit meiner Frau bei einem befreundeten Ehepaar zum Essen eingeladen. Sie wohnen in einer kleinen Stadt in unserer Nähe. Wir sind mit ihnen seit über zwanzig Jahren befreundet. Sie sind gastfreundliche Menschen.

Die Vorstellung, um ihren offenen Kamin zu sitzen und das knisternde Holz zu betrachten, war mir an diesem Tag Grund genug, mich darauf zu freuen. Dienstag, der 11. Dezember 2012, war hier ein eiskalter Tag, die Wettervorhersage versprach Schlimmeres, es werde in der Nacht noch frostiger und das Wochenende werde regnerisch sein.

Das Ehepaar, beide Mitte sechzig, war kinderlos. Klaus war nach dreißig Jahren Arbeit als Chemiker bei einem großen Konzern seit drei Jahren Rentner. Franziska war bis zu ihrer Pensionierung vor einem Jahr eine leidenschaftliche Lehrerin. Beide langweilten sich nie. Wir scherzten oft, dass sie, seitdem sie Rentner waren, kaum noch Zeit hatten.

Und an diesem Abend saß auf einmal der blasse junge Mann im Wohnzimmer. »Scharif Surur«, stellte ihn Franziska vor, »ein Syrer. Er will Musiker werden und kann gut Englisch, aber er lernt auch schon fleißig Deutsch und bringt uns ein paar arabische Höflichkeitsfloskeln bei.«

Klaus lachte. »Und er hat seit heute keine Angst mehr vor unserem Hund!«, fügte er ironisch hinzu, um auf meine ewige unbegründete Angst vor Hunden anzuspielen. Die Hunde sind ja in Deutschland alle lieb und wollen nur spielen. Nur ich glaube das nicht, weil ich als Kind zweimal von Hunden gebissen wurde. »Ich habe zu viel Respekt, um mit eurem Argos zu spielen«, war meine etwas unglaubwürdige Standardantwort.

Ich grüßte den jungen Mann auf Arabisch und wir unterhielten uns eine Weile. Scharif hatte bis zu seiner Flucht im christlichen Viertel von Damaskus gelebt. Seine Gasse war nicht einmal fünfhundert Meter von unserem Haus entfernt. Er kannte meine Familie nicht, dafür aber unsere Bäckerei.

Im Jahre 2012 waren noch nicht viele Flüchtlinge nach Europa gelangt. Scharif musste schon damals die Flucht ergreifen, denn er wurde gesucht wegen seiner Aktivitäten in einem Komitee, das Demonstrationen über soziale Medien wie Facebook und Twitter koordinierte und einen Online-Blog herausgab, der den Aufstand begleitete. Sie waren immer schneller als der Geheimdienst gewesen, sodass die Gegenangriffe von Polizei und Armee ins Leere liefen. »Aber dann bekam der Geheimdienst modernste Geräte und Programme, die innerhalb von Minuten reagierten und das Zentrum der Datenverbreitung erkannten, und umzingelte kurz darauf das Haus«, erzählte er leise. Er entkam mehrmals in letzter Sekunde.

Sein Weg nach Deutschland war ein lebensgefährliches Abenteuer. Im Oktober 2011 flüchtete er aus Damaskus über Umwege in die Türkei und von dort über mehrere Länder bis nach Deutschland. Weite Strecken musste er zu Fuß zurücklegen, in Wäldern schlafen, fast verhungert um Essen betteln und immer weiter Richtung Norden gehen. Er hatte nur einen kleinen billigen Kompass, und der sei, wie er sagte, sein Navigator gewesen. Unterwegs wurde er mehrmals ausgeraubt und geschlagen, auch davon erzählte er, und lachte sogar dabei, als er von einem Albaner berichtete, der ihn in Österreich überfiel und nichts fand, was er rauben konnte. Er verfluchte den auf dem Boden liegenden Syrer und ging. Den billigen Kompass warf der Mann weg. Scharif stand auf und steckte den kleinen Kompass in seine Tasche, nachdem er ihn geküsst hatte, als wäre er eine Ikone, die man um Verzeihung für die grobe Behandlung bittet. Der Albaner kehrte aber nach einer Weile mit Eiern und Kartoffeln zurück. Sie machten ein Feuer und genossen gemeinsam die gekochten Eier und Kartoffeln.

Im Mai kam Scharif in Deutschland an. Nach drei Monaten Wartezeit bekam er Asyl in der Pfalz. Da hatte er bereits den ersten Deutschkurs erfolgreich abgeschlossen. Dur