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Maigret im Haus der Unruhe

Deutsche Erstausgabe | Georges Simenon

E-Book (EPUB)
2019 Kampa Verlag
Auflage: 1. Auflage
192 Seiten
ISBN: 978-3-311-70054-8

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Kurztext / Annotation
Es ist spät geworden, die meisten Büros am Quai des Orfèvres sind verwaist. Nur bei Kommissar Maigret bullert noch der Kanonenofen. Endlich findet er die Zeit, einen längst überfälligen Bericht zu schreiben, was ihn einige Mühe kostet: Zahlreiche leere Biergläser säumen bereits seinen Schreibtisch. Im Büro mischt sich der Pfeifenrauch mit dem Nebel der Novembernacht. Da bekommt er überraschend Besuch: Eine junge Frau, deren Blässe durch ihre schwarze Kleidung noch betont wird, bekennt sich eines Mordes für schuldig. Ein dringendes Telefonat ruft Kommissar Maigret ins Nebenzimmer. Als er zurückkehrt, ist die Frau verschwunden. Maigret wird sie wiederfinden - in einem 'anständigen' Wohnhaus in Montreuil, einem Vorort von Paris. Mühsam halten die Bewohner eine bürgerliche Fassade aufrecht, alle haben sie etwas zu verbergen. Und alle haben sie Angst. Denn einer der Bewohner ist tot - er wurde ermordet.

GEORGES SIMENON, geboren am 13. Februar 1903 im belgischen Liège, ist der 'meistgelesene, meistübersetzte, meistverfilmte, mit einem Wort: der erfolgreichste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts' (Die Zeit). Seine erstaunliche literarische Produktivität (75 Maigret-Romane, 117 weitere Romane und über 150 Erzählungen), seine Rastlosigkeit und seine Umtriebigkeit bestimmten sein Leben: Um einen Roman zu schreiben, brauchte er selten länger als zehn Tage, er bereiste die halbe Welt, war zweimal verheiratet und unterhielt Verhältnisse mit unzähligen Frauen. 1929 schuf er seine bekannteste Figur, die ihn reich und weltberühmt machte: Kommissar Maigret. Aber Simenon war nicht zufrieden, er sehnte sich nach dem 'großen' Roman ohne jedes Verbrechen, der die Leser nur durch psychologische Spannung in seinen Bann ziehen sollte. Seine Romane ohne Maigret erschienen ab 1931. Sie waren zwar weniger erfolgreich als die Krimis mit dem Pfeife rauchenden Kommissar, vergrößerten aber sein literarisches Ansehen. Simenon wurde von Kritikern und Schriftstellerkollegen bewundert und war immer wieder für den Literaturnobelpreis im Gespräch. 1972 brach er bei seinem 193. Roman die Arbeit ab und ließ die Berufsbezeichnung 'Schriftsteller' aus seinem Pass streichen.
Von Simenons Romanen wurden über 500 Millionen Exemplare verkauft, und sie werden bis heute weltweit gelesen. In seinem Leben wie in seinen Büchern war Simenon immer auf der Suche nach dem, 'was bei allen Menschen gleich ist', was sie in ihrem Innersten ausmacht, und was sich nie ändert. Das macht seine Bücher bis heute so zeitlos.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1 »Ich habe einen Mann umgebracht!«

Das Ereignis selbst überraschte Kommissar Maigret kaum. Wenn es Orte gibt, an denen es besonders häufig zu unerwarteten, unerhörten, absonderlichen Besuchen kommt, dann sind es Zeitungsredaktionen und Polizeiwachen.

Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass dort ein Verrückter, Schwärmer, verfolgter Erfinder, Verkünder besserer Zeiten, Antichrist oder wiedererstandener Napoleon auftaucht. Meist lässt man ihn schwadronieren und kümmert sich um andere Dinge.

Polizisten wie Redaktionsassistenten kennen diese Leute. Und Kommissar Maigret hatte, wie es üblich war, in verschiedenen Kommissariaten Dienst getan, bevor er als Ermittler zur Kriminalpolizei gestoßen war.

In jener Nacht war er praktisch allein am Quai des Orfèvres. Auf der Wache schlummerte ein Mann. Ein Inspektor, der bis spät gearbeitet hatte, war eben weggegangen. Es war die Nacht vom Samstag, dem 8. November, auf den Sonntag. Draußen herrschte so dicker Nebel, dass man keinen Meter weit sah.

Die Tür zu Maigrets Büro war die hinterste auf einem langen Flur, den ein paar wenige Lampen nur schwach beleuchteten.

Der Kommissar trug wie gewohnt weder ein Jackett noch einen Kragen. Auf dem Tisch standen leere Biergläser. Um zwei Uhr früh war Maigret noch mit dem Bericht über eine Untersuchung beschäftigt, die er in der vergangenen Woche geleitet und die zur Verhaftung einiger Rauschgifthändler geführt hatte.

Er hatte riesige Hände. Mit jedem Strich schien er seine Feder zerdrücken zu wollen.

Plötzlich öffnet der Mann vom Wachdienst die Tür und schiebt eine junge Frau herein.

Maigret schließt die Tür und mustert die Frau. Sofort fallen ihm die feinen Seidenstrümpfe und das schwarze Kostüm auf, das zwar vorzüglich geschnitten, aber für eine solche Nacht aus zu leichtem Stoff ist.

Die Unbekannte trägt keine Handschuhe, ihre Hände sind blau vor Kälte, ihre Lippen gespannt, was ebenfalls an der Temperatur liegen könnte.

»Also ...«, stieß sie mit Mühe hervor. »Ich habe gerade einen Mann umgebracht.«

Der Kommissar war wie gesagt nicht sonderlich erstaunt. Im Blick der jungen Frau, ihrer Haltung, der krampfhaften Art, wie ihre Finger sich krümmten, lag etwas schwer zu Fassendes, das aber darauf hinwies, dass sie zur großen Familie derer gehörte, die zur Polizei gehen, um seltsame Aussagen zu machen.

»Setzen Sie sich.«

Doch sie schien ihn nicht zu hören. Sie blickte starr vor sich hin. Ihre Augen waren von verwaschenem Grau und ihre Haare von einem Blond, das man sonst nur bei ganz kleinen Kindern sieht.

»Hat er Sie angegriffen? Haben Sie sich gewehrt?«

»Nein! Ich habe ihn umgebracht ... Das ist alles.«

Mit seinen dicken Fingern stopfte Maigret behäbig eine Pfeife. Er wusste, dass er die Besucherin nicht vor den Kopf stoßen durfte, dass eine zu direkte Frage sie verscheuchen könnte.

»Was haben Sie mit dem Revolver getan?«

»Es war kein Revolver ...«

Ein Klingeln ertönte am anderen Ende des Flurs. Zunächst achtete der Kommissar nicht darauf. Doch als das Klingeln nicht aufhörte, fiel ihm ein, dass der Mann vom Wachdienst aus dem Haus gegangen war. Er öffnete die Tür einen Spaltbreit, horchte. Das Klingeln hielt an. Niemand hob ab.

»Einen Augenblick bitte«, sagte er. »Setzen Sie sich.«

Er ging hinaus. Eine Sekunde lang spielte er mit dem Gedanken, seine Bürotür zuzusperren, doch gleich belächelte er diese Anwandlung. Wenn er allein war, wurde normalerweise auf seinen Apparat umgeschaltet. Das hatte man vergessen. Er musste mehrere Büros durchqueren, bis er zur Zentrale kam.

»Hallo? ... Ja, das Polizeipräsidium ... Wie? ... Nein, Madame, dafür sind nicht wir zuständig ... Rufen Sie das Kommissariat Ihres Viertels an ... Gute Nacht, Madame.«

Das war wirklich die Nacht der Störungen. Ei