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Das Ende der LeichtigkeitOverlay E-Book Reader

Das Ende der Leichtigkeit

Norbert Krüger

E-Book (EPUB)
2022 Epubli
Auflage: 1. Auflage
300 Seiten; ab 1 Jahre
ISBN: 978-3-7549-6856-7

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Kurztext / Annotation
Die französische Studentin Suzanne wird während eines Korfu-Urlaubs vergewaltigt. Als sie merkt, dass ihr Pariser Freundeskreis zunehmend verständnislos auf ihr Trauma reagiert, setzt sie sich ins Ausland ab und wagt in Hamburg einen Neuanfang. Hier lernt sie den Filmkritiker Stephan kennen. Eine komplizierte Beziehung bahnt sich an. Wie erlebt Suzanne die Zeit nach der Vergewaltigung? Welchen Einfluss hat das Trauma auf ihre Beziehung? Und wie reagiert Stephan auf die Mauern, die sie aus Selbstschutz aufgebaut hat? Nur langsam erfährt der Protagonist des Romans, was sich drei Jahre zuvor auf Korfu abgespielt hat. Und er beschließt, auf die Insel zu fahren, um dort nach Antworten zu suchen, die ihm Suzanne nicht geben will oder kann.

Bisher ein Roman und ein Erzählband im Print, daneben zwei Kurzgeschichtenbände als eBook. Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften und Anthologien. Unter anderem die Erzählung 'Feucht' im deutschen 'Playboy' (8 Seiten) und die persische Übersetzung seiner Erzählung 'Berührungen' in 'Sharazâd'. Er arbeitete drei Jahre als freier Mitarbeiter bei der 'Hamburger Rundschau'. 1997 folgte ein erstes Buch beim Verlag Marion von Schröder: 'Die schönste Sache der Welt'. Der Band erhielt vom ekz.bibliotheksservice, der Einkaufszentrale für Öffentliche Büchereien, die Bewertung 'Für jeden Belletristikbestand zu empfehlen'. 2002 erschien sein erster Roman, 'Das dritte Prinzip'. Der Freunscht Media Verlag nahm den Roman 2012 unter dem Titel 'Das Ende der Leichtigkeit' in sein Programm auf.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 1

 

 

1

 

Jener Sommer auf Korfu hatte Suzannes Leben radikal verändert. Etwas war dort geschehen, dessen war Stephan sicher. Er verteilte die Fotos von ihr und der Insel auf dem Wohnzimmertisch. Kurz betrachtete er den verspielten Schnappschuss ihrer nackten Füße im Sand. Auf mehreren Bildern war eine alte Kirche inmitten eines Olivenhains zu sehen. Dann fand er die Großaufnahme eines überfahrenen Hasen.

Auf seine Bitte hin hatte Suzanne die Abzüge am vorigen Nachmittag mitgebracht. Statt sich die Bilder gemeinsam anzusehen, waren sie an der Elbe spazieren gegangen. Suzanne machte sich nicht viel aus Fotos. Sagte sie.

Eine Weile ließ er nun das Kaleidoskop von Urlaubsimpressionen auf sich wirken, das ausgebreitet zwischen einem vollen Aschenbecher und zwei leeren Rotweingläsern vor ihm lag.

Auch ein paar Kinderbilder befanden sich darunter, sowie eine ganze Reihe Aufnahmen von ihr als Twen: Suzanne am Strand. Suzanne am Schreibtisch, rauchend zwischen Stapeln von Büchern. Suzanne in Großaufnahme. Immer wieder dieses abenteuerlustige, unendlich schöne Gesicht. Die leuchtenden Augen, in denen sich das Leben spiegelte. Der volle, rosige Mund, immer zu einem Lachen aufgelegt. Das lange, braune Haar, mal straff zurückgekämmt, mal, wie auf dem Foto am Strand, vom Wind in alle Himmelsrichtungen zerzaust.

Und dann die anderen, neueren Bilder. Diejenigen, die nach dem Griechenlandurlaub entstanden waren. Das verschlossene Gesicht. Die adrette, aber langweilige Kleidung. Die steifen Gesten ohne jeden Hauch von Lebensfreude.

 

 

2

 

Kennengelernt hatte er sie auf einer Fahrt nach Paris. In der Avenue Junot am Montmartre hatte er sich eine kleine Wohnung gemietet: Ein Arbeitsraum und ein Schlafzimmer befanden sich darin. Da er ansonsten nicht viel Geld ausgab, konnte er sich in Hamburg eine zweite Bleibe leisten. In der Genossenschaftswohnung in der Nähe des Fischmarkts hatte er schon als Philosophiestudent gehaust, lange bevor er anfing, für verschiedene Zeitschriften zu arbeiten.

Suzanne hatte seine Telefonnummer von einer Mitfahrzentrale erhalten. An einem Donnerstagabend im April rief sie bei ihm an. Sie wollte am nächsten Morgen möglichst früh nach Paris aufbrechen, eine Vorstellung, die ihm aufs Äußerste missfiel. Er war ein Nachtmensch, dem es nichts ausmachte, bis morgens um sieben über ein Manuskript gebeugt am Schreibtisch zu sitzen, daraufhin die Morgenröte mit einer Schale Milchkaffee zu begrüßen und sich ins Bett zu begeben. Treffen vor elf Uhr waren ihm ein Gräuel. Leute, die solche Termine vorschlugen, ebenso.

Ihre Stimme am Telefon jedoch versöhnte ihn. Suzanne hatte einen leichten Akzent, der sie als Französin entlarvte. Sie sprach in einem ruhigen, fließenden Tonfall mit einem Anflug jener sympathischen Unsicherheit, die seinen Beschützerinstinkt aktivierte und ihn schließlich dazu brachte, sich für sieben Uhr morgens am Altonaer Bahnhof mit ihr zu verabreden.

An jenem Tag, als er sie zum ersten Mal sah, trug sie leicht verwaschene Jeans, dazu eine teuer wirkende brombeerfarbene Baumwollbluse und eine graublaue Weste. Vor allem aber trug sie ein halb eingefrorenes Ich-bin-ein-umgänglicher-Mensch-Lächeln, welches ihm von je her einen Schauer über den Rücken jagte. Ein Lächeln, zugleich fehlendes Selbstbewusstsein und gut gemeinte Kommunikationsbereitschaft plakativ ins Gesicht schreibend, sodass er für die Fahrt das Schlimmste befürchtete.

Diese Prognose schien sich zu bestätigen, als Suzanne, bald einen Smalltalk der unangenehmsten Art mit ihm begann. Sie wiederholte für ihn die Radionachrichten, erwähnte nebenbei die wichtigsten Ausstellungen, die in Paris zu sehen waren, gab eine kurze Wettervorhersage und erörterte schließlich eifrig die französische Lebenskunst.

Stephan brummelte